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Darreichungsformen der Nikotinersatztherapie: Rauchfreie Zone

Bild: brazzo - iStockphoto.com

Jeder Raucher muss für sich selber entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt für einen Rauchstopp gekommen ist und ob er dann die Nikotinzufuhr komplett unterlässt oder sich die Raucherentwöhnung durch den Einsatz von Nikotinpräparaten erleichtert. Bei der Nikotinersatztherapie stehen neben Kaugummis, Pflastern, Spray oder Inhalern auch Lutschtabletten zur Verfügung.

Kauen gegen die Sucht

Wer zur Unterstützung des Rauchstopps auf Kaugummis zurückgreifen will, findet in der Apotheke eine große Auswahl: Kaugummis sind in den Wirkstoffstärken 2mg oder 4mg (Nicorette®, Nicotinell®) sowie in verschiedenen Geschmacksrichtungen (freshmint, freshfruit und whitemint sowie Cool Mint, Tropenfrucht und Spearmint) erhältlich. Wer weniger als 20 Zigaretten pro Tag geraucht hat, der sollte den Kaugummi in der Stärke von 2mg wählen, starke Raucher mit mehr als 20 Zigaretten pro Tag sollten auf die 4mg-Stärke zurückgreifen. Pro Stunde sollte maximal ein Kaugummi verwendet werden. Gekaut werden soll der Kaugummi, bis ein pfeffriger (kräftiger) Geschmack entsteht, denn dann ist vorerst genug Nikotin freigesetzt. Jetzt folgt eine Kaupause, während der das freigesetzte Nikotin über die Mundschleimhaut aufgenommen werden und der Kaugummi in der Backentasche „geparkt“ werden kann. Wird der Geschmack schwächer, kann erneut gekaut werden. Insgesamt soll der Kaugummi etwa 30 Minuten gekaut werden, dann muss eine Pause von 30 Minuten eingehalten werden, bevor ein neuer Kaugummi verwendet wird. Vorteilhaft bei den Kaugummis ist die individuelle Anpassung der Dosierung – auch an verschiedene Situationen.

Nikotinersatz zum Lutschen

Praktisch für unterwegs und einfach in der Anwendung sind auch nikotinhaltige Lutschtabletten (Nicorette® Lutschtabletten, Nicotinell® Lutschtabletten). Dabei unterscheiden sich die Produkte der verschiedenen Hersteller in ihrer Anwendung: Nicorette® Lutschtabletten werden einfach in den Mund gelegt, sobald man das Verlangen nach einer Zigarette verspürt. Von Zeit zu Zeit kann die Tablette von einer Seite der Mundhöhle zur anderen geschoben werden, bis sie sich vollständig aufgelöst hat. Das dauert im Allgemeinen weniger als 20 Minuten.
Nicotinell® Lutschtabletten werden ähnlich wie die Kaugummis angewendet: Sie werden so lange gelutscht, bis ein kräftiger Geschmack entsteht, dann in der Backe „zwischengeparkt“ bis der Geschmack wieder nachlässt und anschließend erneut gelutscht. Nach etwa einer halben Stunde ist die Lutschtablette komplett aufgelöst. 
Für alle Lutschtabletten gilt: Während der Anwendung sollte man nicht essen oder trinken, da Getränke wie Kaffee oder Fruchtsäfte die Aufnahme von Nikotin vermindern können. Außerdem sollte man die Lutschtabletten weder kauen noch schlucken. 
Nicorette® bietet Lutschtabletten in den Stärken 2mg und 4mg an, Nicotinell® in 1mg und 2mg.

Zum Aufkleben

Wer nicht mehrmals täglich einen Nikotinkaugummi kauen möchte, der kann auf Nikotin-Depotpflaster zurückgreifen. Diese sind in den Stärken 10mg/16 Stunden, 15mg/16 Stunden und 25mg/16 Stunden erhältlich (Nicorette® TX Pflaster). Die Wirkdauer von jeweils 16 Stunden lässt sich auf die Annahme zurückführen, dass der Patient auch nur tagsüber geraucht hat und eine übliche Schlafdauer von 8 Stunden hatte. Im Gegensatz dazu bietet das Nicotinell Nikotinpflaster eine Nikotinfreisetzung über 24 Stunden. Auch dieses Pflaster ist in 3 Wirkstoffstärken erhältlich (17,5mg/24 Stunden, 35 mg/24 Stunden und 52,5mg/ 24 Stunden). Depotpflaster eignen sich nur für Patienten, die einen regemäßigen Zigarettenkonsum hatten, da das Nikotin aus den Pflastern gleichmäßig über den Tag hinweg abgegeben wird. Keinesfalls sollten zwei Pflaster gleichzeitig angewendet werden. Eine Kombination von einem Pflaster als „Basisversorgung“ mit einer individuellen Akuthilfe in Form eines Kaugummis, Spray, Lutschtablette oder Inhaler ist möglich. Eine solche Kombinationstherapie eignet sich vor allem für starke Raucher: Durch das Pflaster wird über den Tag hinweg konstant Nikotin abgegeben, bei starkem Rauchverlangen kann dann noch zusätzlich ein Kaugummi, Spray, Lutschtablette oder Inhaler angewendet werden.

Wo wird geklebt?

Das Nikotinpflaster wird morgens auf eine saubere, unverletzte, unbehaarte Hautstelle auf Oberarm, Hüfte oder Brust aufgeklebt. Beim Duschen kann es auf der Haut verbleiben, für einen Saunabesuch oder beim Schwimmen sollte das Pflaster dagegen abgenommen werden. Bei einem Pflasterwechsel muss auch die Klebestelle gewechselt werden. Wichtig ist, dass während der Anwendung des Nikotinpflasters komplett aufs Rauchen verzichtet wird.

Schnelle Hilfe

In Situationen, in denen das Rauchverlangen spontan sehr hoch ist, kann auch ein Nikotinspray angewendet werden. Es wirkt bereits nach einer Minute über die Mundschleimhaut (Nicorette® Spray). Lässt das Rauchverlangen nach einigen Minuten nicht nach, kann ein zweiter Sprühstoß appliziert werden. Das Spray eignet sich nicht nur in „Notfallsituationen“, sondern kann auch zur kompletten Nikotinersatztherapie angewendet werden (meist ein bis zwei Sprühstöße alle halbe bis ganze Stunde). Dabei sollten nicht mehr als vier Sprühstöße pro Stunde bzw. 64 Sprühstöße innerhalb von 24 Stunden getätigt werden.

In der Hand

Problematisch bei der Raucherentwöhnung ist nicht nur die vorhandene Gewöhnung an das Nikotin, sondern auch an die Hand-zu-Mund-Bewegung. Wem die Zigarette in der Hand „fehlt“, der kann zur Nikotinersatztherapie einen Inhaler benutzen – dieser „fühlt sich an“ wie eine Zigarette und besteht aus einem Mundstück und austauschbaren Patronen, die das Nikotin enthalten (Nicorette® Inhaler). Der Vorgang ähnelt stark dem Zigarettenrauchen: Durch das Saugen wird eine bestimmte Menge an Nikotin aus der Patrone freigesetzt und über die Mundschleimhaut aufgenommen. Problematisch ist hierbei allerdings, dass sich der Raucher nach erfolgreicher Entwöhnungstherapie irgendwann auch die Hand-zu-Mund-Bewegung „abgewöhnen“ muss.