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Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai: Raucherentwöhnung: Welche Produkte gibt es?

Frau zeigt Oberarm mit Nikotinpflaster und hält zerbrochene Zigarette in der Hand
Welche Produkte können PTA in der Beratung zur Raucherentwöhnung empfehlen? | Bild: Andrey Popov / AdobeStock

In Deutschland rauchen circa 20–25 % aller Erwachsenen. Hauptinhaltsstoff von Zigaretten ist Nikotin, ein Alkaloid aus der Tabakpflanze, welches bei regelmäßigem Konsum einen Gewöhnungseffekt mit psychischen und auch physischen Abhängigkeitssymptomen hervorruft. 

Neben Nikotin werden beim Rauchen auch zahlreiche krebsauslösende, teratogene sowie für das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege schädigende Stoffe aufgenommen. 

Trotz dieser und weiterer bekannter Risiken und Komplikationen, die mit einem regelmäßigen Zigarettenkonsum einhergehen, ist ein Rauchstopp für viele Betroffene nur schwer umsetzbar, weshalb sie häufig das Gespräch in der Apotheke suchen.

Gut zu wissen: Konsum von Tabak nimmt weiter zu

Rauchen gilt als Hauptrisikofaktor für die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), eine der häufigsten Todesursachen weltweit. Umso bedenklicher ist es, dass der exzessive Konsum von Tabak weiter zugenommen hat. 

Das zeigen Daten, die die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) ausgewertet hat: Die Zahl der Tabaksüchtigen stieg von 2013 auf 2023 um fast die Hälfte an (47,5 Prozent). Laut KKH-Hochrechnung wurden 2023 bundesweit rund sechs Millionen Menschen wegen Tabakabhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Tabakrauschs oder weiterer psychischer Probleme aufgrund von Tabak ärztlich behandelt. 

Fast ein Viertel dieser exzessiven Raucher (22,8 Prozent) war zu diesem Zeitpunkt auch an COPD erkrankt. Zehn Jahre zuvor lag die Quote noch bei 19,5 Prozent. Quelle: PM KKH / vs 

Rauchstopp: Eigene Motivation entscheidend

Äußert ein Kunde im Beratungsgespräch den Wunsch nach Rauchentwöhnung, können verschiedene Herangehensweisen in Erwägung gezogen werden. Die eigene Motivation des Betroffenen spielt beim Erfolg eine wichtige Rolle und kann beispielsweise soziale oder gesundheitliche Gründe haben. 

Für starke Raucher oder solche, die bereits häufiger beim Versuch gescheitert sind, kann ein Tabakentwöhnungsprogramm oder eine psychologische Unterstützung sinnvoll sein. In diesem Rahmen werden zukünftig auch bestimmte Präparate von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert.

Rauchverhalten: Starker Konsum ab 20 Zigaretten pro Tag

Für die Auswahl eines geeigneten Präparates in der Selbstmedikation ist es wichtig zu erfragen, wie viele Zigaretten geraucht werden. 

Leichte Raucher konsumieren weniger als 20 Zigaretten pro Tag und starke Raucher mehr. Bei starken Rauchern ist die Gefahr einer Nikotinsucht deutlich größer, weshalb ein abruptes Absetzen ohne Beratung und Therapie sehr schwierig ist.

Gut zu wissen: Entzugserscheinungen bei Rauchstopp

Ob Beschwerden nach einem abrupten Rauchstopp auftreten, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. 

Typischerweise können

  • erhöhte Reizbarkeit,
  • Konzentrationsstörungen,
  • Appetitsteigerung,
  • Schlafstörungen,
  • Stimmungsschwankungen,
  • Schwindel,
  • Zahnfleischbluten,
  • Fließschnupfen

und weitere Nebenwirkungen vorkommen. 

Als schwere Entzugserscheinung können auch Schwellungen im Mund auftreten. Kunden mit derartigen Beschwerden sollten direkt an einen Arzt verwiesen werden.

Raucherentwöhnung: Selbstmedikation mit Nikotinersatzprodukten

Die Autoren der aktuellen S3-Leitlinie „Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung” empfehlen Nikotin zur Entwöhnung, da in zahlreichen Studien eine Wirksamkeit nachgewiesen wurde. 

Nikotin wird angewendet, um die Entzugserscheinungen während einer Rauchentwöhnung zu minimieren und die Erfolgschancen zu erhöhen.

Zu den Kontraindikationen für eine Nikotinersatztherapie gehören ein Schlaganfall oder Herzinfarkt in der nahen Vergangenheit, schwere Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Schilddrüsenüberfunktion, insulinabhängiger Diabetes mellitus sowie akute Magen-Darm-Geschwüre. 

Die Nebenwirkungen ähneln denen des Zigarettenrauchens, jedoch nimmt man während der Behandlung ausschließlich Nikotin und keine schädlichen Zusatzstoffe auf.

Die Auswahl des Präparates richtet sich nach dem Bedarf des Rauchers und ist abhängig von der Menge der gerauchten Zigaretten. Im Allgemeinen sollte immer mit einer höheren Dosis gestartet werden, die dann langsam über einen Zeitraum von zwölf Wochen reduziert wird. 

Bei gutem Ansprechen und einem weiterhin vorhandenen Rückfallrisiko kann die Behandlung auch darüber hinaus fortgeführt werden. Die Produkte sollten immer sicher gelagert werden, da sie bei Kindern und Nichtrauchern Vergiftungserscheinungen verursachen können.

Nikotinpflaster: Rauchstopp zwingend erforderlich

Nikotinpflaster sorgen für eine konstante Nikotinfreisetzung und helfen so, Entzugserscheinungen und dem Verlangen nach Zigaretten vorzubeugen. Die Pflaster gibt es in verschiedenen Stärken (z. B. Nicorette® TX: 10, 15 und 25 mg, nikofrenen® und Nicotinell®: 7, 14 und 21 mg). Außerdem ist aufgrund der Gefahr von Überdosierungen ein Rauchstopp zwingend erforderlich. 

Starke Raucher beginnen mit der höchsten Dosis und reduzieren diese langsam über einen Zeitraum von zwölf Wochen. Wer weniger geraucht hat, beginnt je nach Zigarettenkonsum mit einer niedrigeren Stärke. 

Das Pflaster wird morgens auf eine saubere und unbehaarte Hautstelle am Oberkörper, Oberarm oder der Hüfte geklebt und am Abend vor dem Schlafengehen wieder entfernt. Raucher mit schweren Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Neurodermitis sollten keine Nikotinpflaster anwenden.

Nikotinersatztherapie mit Kaugummis, Lutschtabletten und Sprays

Nikotinpräparate zur Anwendung in der Mundhöhle zeichnen sich durch einen schnellen Wirkeintritt aus und geben den Rauchern mehr Kontrolle über die Dosierung. 

Mit einem Nikotinspray (z. B. Nicorette® fruit and mint Spray, Nikotin AL Spray) kann eine besonders schnelle Freisetzung innerhalb von 1 bis 2 Minuten erreicht werden. Die Produkte enthalten 1 mg Nikotin pro Sprühstoß, pro Anwendung werden 2 Sprühstöße empfohlen.

Nicorette® bietet auch eine zugehörige App an, in der die Häufigkeit der Anwendung über den Tag aufgezeichnet wird. Dies dient der Verlaufskontrolle und zur Motivation im Rahmen der Raucherentwöhnung.

Kaugummis und Lutschtabletten (z. B. Nicotinell® Cool mint Kaugummi, Voye® Nikotinkaugummi, Nicorette® freshmint Lutschtabletten) enthalten 2 oder 4 mg Nikotin pro Stück und können nach vollständigem oder teilweisem Rauchstopp angewendet werden. 

Kaugummis werden 30 Minuten im Mund behalten und langsam, mit mehreren Pausen, gekaut. Für Gebissträger sind vor allem Lutschtabletten oder Nikotinsprays empfehlenswert.

Inhaler: Nikotin durch kontrollierte Inhalation

Eine Sonderform stellt der Nicorette® Inhaler dar, der durch Ansaugen von Luft langsam Nikotin freisetzt. Die Inhalation kommt dem eigentlichen Rauchen sehr nahe, dauert aber im Schnitt zwischen 10 und 20 Minuten, da pro Zug deutlich weniger Nikotin freigesetzt wird als beim Konsum einer Zigarette. 

Eine Patrone reicht für 7 Anwendungen. Leichte Raucher sollten die ersten 12 Wochen täglich 3 bis 4 und starke Raucher 4 bis 6 Patronen anwenden und ab Woche 13 schrittweise reduzieren. Zu Beginn ist kein abrupter Rauchstopp erforderlich, er sollte aber so schnell wie möglich nachgeholt werden.

Gut zu wissen: Darf man Nikotinprodukte kombinieren?

Kaugummis, Lutschtabletten, Sprays und Inhalatoren dürfen unter Beachtung der maximalen Höchstdosis kombiniert werden. 

Die Höchstmenge richtet sich nach dem persönlichen Zigarettenkonsum vor bzw. auch noch während der Behandlung. Pro Zigarette nimmt man durchschnittlich 1 bis 2 mg Nikotin auf, was als grobe Orientierung für die Beratung gilt. 

Auch Pflaster können mit einem zusätzlichen, schnell freisetzenden und niedrig dosierten Produkt kombiniert werden, sollte zu Beginn keine ausreichende Wirkung erzielt werden.

Raucherentwöhnung auf Rezept – Was ist zu beachten?

Bei schwerer Symptomatik und im Rahmen eines Tabakentwöhnprogramms kann der Arzt den partiellen Nikotinrezeptoragonisten Vareniclin (Champix®, Vareniclin-ratiopharm®) verordnen

In der ersten Woche wird die Therapie langsam eingeschlichen (Tag 1 bis 3: 0,5 mg einmal täglich, Tag 4 bis 7: 0,5 mg zweimal täglich), bis sie dann mit 1 mg zweimal täglich über 12 Wochen fortgeführt wird. Zu Beginn darf weiterhin geraucht werden, ein Rauchstopp ist innerhalb der zweiten Behandlungswoche zu empfehlen.

Auch das Antidepressivum Bupropion (Zyban®) hat eine Zulassung im Bereich der Raucherentwöhnung und hilft vor allem denen, die von der leicht antidepressiven Wirkung des Nikotins profitieren. 

Da während der Raucherentwöhnung in wenigen Fällen depressive Nebenwirkungen auftreten oder sich bereits bestehende Probleme verschlechtern können, stellt Bupropion eine sinnvolle Therapiemöglichkeit dar. 

Außerdem kann hierdurch das allgemeine Verlangen reduziert werden. Auch hier muss ein Rauchstopp erst in der zweiten Woche nach Therapiebeginn erfolgen. Die Startdosis beträgt 150 mg einmal täglich und wird an Tag 7 auf 150 mg zweimal täglich gesteigert. Quellen:
- Lennecke, Hagen, Selbstmedikation für die Kitteltasche, Leitlinien zur pharmazeutischen Beratung, 7. Auflage, 2021, Deutscher Apotheker Verlag
- https://register.awmf.org/assets/guidelines/076-006l_S3_Rauchen-_Tabakabhaengigkeit-Screening-Diagnostik-Behandlung_2021-03.pdf
- https://www.gelbe-liste.de/