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Was muss in die Hausapotheke?

Rote Tasche mit Medikamenten auf einem Tisch
Was gehört in eine gut sortierte Hausapotheke? | Bild: New Africa / AdobeStock

Häufig findet sich in der Hausapotheke ein buntes Durcheinander vor: Verschiedene Arzneimittel, Beipackzettel, leere Verpackungen, abgelaufene Medikamente und Dinge, die darin nichts zu suchen haben. 

Deshalb empfiehlt die Barmer, die Hausapotheke einmal jährlich zu überprüfen und abgelaufene Medikamente zu entsorgen. „In die Hausapotheke gehören nicht nur die Medikamente für den regelmäßigen individuellen Gebrauch. Sie sollte auch Verbandsmaterial und ein Basissortiment an Arznei- und Hilfsmitteln beinhalten“, empfiehlt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer.

Hausapotheke für Schmerzen, Fieber, Erkältung und Durchfall

Neben persönlichen Medikamenten rät die Barmer zu einigen Mitteln, die in akuten Notfällen benötigt werden. Folgende Arzneimittel können hilfreich sein und stellen eine gute Basis für eine Hausapotheke dar: 

  • Medikamente gegen Schmerzen und Fieber,
  • im Falle einer Erkältung Präparate gegen Schnupfen, Halsschmerzen und Hustenreiz,
  • Mittel bei Magen-Darm-Beschwerden,
  • etwas zur Wundversorgung,
  • Salben oder Gels gegen Verbrennungen, Sportverletzungen, Sonnenbrand und Insektenstiche
  • sowie Arzneimittel bei möglichen Allergien.

Zu den gängigsten Schmerzmitteln gehören Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure (ASS) – Ibuprofen und ASS wirken zusätzlich entzündungshemmend. 

Vor allem Familien mit Kindern sollten auf kindgerechte Darreichungsformen achten: Paracetamol eignet sich bereits ab der Geburt und wird in der Apotheke als Zäpfchen oder Saft angeboten. Ibuprofen gibt es als Zäpfchen mit 60 mg für Babys ab drei Monaten. ASS hingegen darf erst bei Kindern ab zwölf Jahren angewendet werden.

Gut zu wissen: Indikation von ASS und Ibuprofen

Weit verbreitet ist noch immer der Irrglaube, ASS beziehungsweise das Bayer-Original Aspirin® wirke nur bei Kopfschmerzen und Ibuprofen – hier beispielhaft Tispol® mit dem Zahn auf der Packung – als einziges bei Zahnschmerzen. 

Hier kann die Apotheke beratend helfen. Fraglos eignen sich Ibuprofen-Präparate besser bei Zahnschmerzen als ASS (falls Extraktionen erforderlich sind), doch Ibuprofen kann durchaus auch Kopf- und Gelenkschmerzen lindern. 

Vorteilhaft kann Ibuprofen-Lysin sein, das in Studien zu einer rascheren Schmerzlinderung führte als „normales“ Ibuprofen.

Ein Fieberthermometer gehört in die Hausapotheke

Ebenfalls gehört ein Fieberthermometer in jede Hausapotheke. Für Säuglinge gilt die rektale Messung als Goldstandard – die Körperkerntemperatur wird direkt abgeleitet. Alternativ stehen Ohrthermometer zur Anwendung bereit. Die sind zwar weniger invasiv, dafür teurer und eignen sich erst ab einem Alter von mindestens sechs Monaten, da zuvor der Gehörgang des Babys noch zu eng ist. Stirn- und Schläfen-Thermometer sind meist zu ungenau.

Fieber bei Kindern – besser Paracetamol oder Ibuprofen 
oder beide im Wechsel?

Bei Kindern mit Schmerzen eignen sich Schmerzzäpfchen oder Schmerzsäfte, die in der Regel die Wirkstoffe Paracetamol oder Ibuprofen enthalten. 

Teilweise empfehlen Kinderärzte, Ibuprofen und Paracetamol bei Fieber auch zu kombinieren und im Wechsel zu geben, da das Fieber so effektiver gesenkt wird. 

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sieht dieses Vorgehen kritisch, da es die Eltern überfordern könne. 

Wichtig ist in jedem Fall, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei fiebernden Kindern zu achten, um den durch die erhöhte Körpertemperatur und das Schwitzen ausgelösten Flüssigkeitsverlust gut auszugleichen. 

Mit Meersalzlösung, Inhalieren und Co. gegen den Schnupfen

Die Barmer empfiehlt auch im Falle einer Erkältung etwas gegen Schnupfen, Husten und Halsschmerzen vorrätig zu haben: 

Bei Schnupfen wird zu abschwellenden Nasentropfen oder -sprays, beispielsweise mit Xylometazolin geraten. Je nachdem, ob es bei Erwachsenen oder Kindern angewendet wird, gibt es unterschiedliche Stärken der Tropfen und Sprays. Abschwellende Nasensprays und -tropfen sollten allerdings nicht länger als ein paar Tage angewendet werden, da sonst die Gefahr der Abhängigkeit besteht. 

Eine wirksame Alternative, die bedenkenlos bei Kindern angewendet werden kann, ist Meersalzlösung: Die Nasenschleimhaut wird befeuchtet und der Selbstreinigungseffekt wird angekurbelt. Bei empfindlichen Nasenschleimhäuten kann eine Kombination mit Dexpanthenol sinnvoll sein. Auch kann Kochsalzlösung zum Inhalieren eine verstopfte Nase wieder befreien.

ACC für die Hausapotheke 

Bei Husten spricht sich die Barmer für ACC (ACC® akut) aus, ein hustenlösendes Mittel aus Ambroxol und Acetylcystein. Zudem gibt es gute Daten für ein pflanzliches Hustenpräparat: Bronchipret® Saft (Thymian, Efeu) wurde in klinischen Studien gegen Placebo untersucht und linderte den Husten besser und schneller als die wirkstofffreie Darreichungsform. 

Eine 50-prozentige Reduktion der Hustenattacken wurde mit Bronchipret® zwei Tage früher erreicht als bei Placebo. Auch wird Bronchipret® in der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie gegen akuten Husten „stark“ empfohlen.

Leiden Patienten an Halsschmerzen, empfehlen sich Lutschtabletten oder Kräuterpastillen, z. B. GeloRevoice® oder Isländisch Moos, wie beispielsweise IslaMoos®. Wichtig ist es, viel zu trinken, um den Hals feucht zu halten, geeignet sind Kräutertees mit einem Löffel Honig, der sich wie ein Schutzfilm um die Schleimhäute legt.

Hausapotheke: Mittel gegen Durchfall

Sollten Patienten unter Durchfällen leiden, empfiehlt die Barmer sich mit zwei Präparaten einzudecken: Elektrolytmischungen und bei Kindern über zwölf Jahren zusätzlich Loperamid. In der Tat ist die orale Rehydratation die wichtigste Empfehlung bei Durchfall und Erbrechen, vor allem im Säuglings- und Kleinkindalter. Elektrolytmischungen gibt es für Kinder (Oralpädon®) und Erwachsene (Elotrans®), teilweise mit verschiedenen Geschmacksrichtungen. Zusätzlich gibt es auch Kombinationen mit Probiotika, beispielsweise Infectodiarrstopp® LGG.

In Studien konnte gezeigt werden, dass einige Lebendbakterien die Durchfalldauer bei Rotavirus-Infektionen verkürzen – und dazu zählt unter anderem Lactobacillus rhamnosus GG, das Bakterium in Infectodiarrstopp® LGG. 

Der Nachteil für die Hausapotheke: Die vermehrungsfähigen Bakterien müssen im Kühlschrank gelagert werden.

Verbandsmaterial als Teil der Hausapotheke

Auch Verbandsstoffe sollten in der Hausapotheke nicht fehlen. In der Regel empfiehlt die Barmer, die Hausapotheke so zu bestücken, wie der Verbandskasten im Auto gefüllt ist. Enthalten sollten also sein:

  • sterile Kompressen,
  • elastische Binden (Fixierbinden),
  • Mullbinden,
  • Leukosilk/-plast (Rollenpflaster) zur Fixierung,
  • Heftpflasterrolle,
  • Wundpflaster/Stripes,
  • Verbandschere,
  • Sicherheitsnadeln
  • und Dreieckstuch.

In der Apotheke sind vorgefertigte Verbandspäckchen mit Mullkompressen, Mullbinden und Wundpflaster in verschiedenen Größen erhältlich. Außerdem sollte etwas zur Wunddesinfektion wie Povidon-Jod oder Octenidin und Phenoxyethanol – besser bekannt als Octenisept® – vorhanden sein. Wundheilungsfördernd sind Zubereitungen mit Dexpanthenol (Bepanthen®, Generika), Zinkoxidsalben eignen sich besonders auch für nässende Wunden. 

Außerdem rät die Barmer, wenn Kinder im Haushalt leben, Wärmflasche, Coolpack, Einmalhandschuhe und eine Pinzette in der Hausapotheke aufzubewahren. „Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte in die Hausapotheke auch eine Erste-Hilfe-Anleitung und eine Liste mit Notrufnummern legen“, empfiehlt Apothekerin Heidi Günther.

Hausapotheke für individuelle Bedürfnisse

Schmerzmittel, Erkältungspräparate, Arzneimittel bei Durchfall und Wundversorgung bestücken eine Hausapotheke schon ganz gut. Fraglos haben manche Patienten jedoch Bedürfnisse darüber hinaus – so kann es für Migräniker sinnvoll sein, ein Triptan vorrätig zu halten. 

Patienten, die hin und wieder an Verstopfung leiden, sind froh, wenn sie akute Abführpräparate (beispielsweise Dulcolax® oder Laxoberal®) oder Macrogole griffbereit haben. 

Allergiker werden wohl ihre Hausapotheke zusätzlich mit antiallergischen Augentropfen, Nasensprays oder Cetirizin- beziehungsweise Loratadintabletten bestücken. Hier kann die Apotheke helfen, jeweils geeignete Präparate zu wählen.

Abschließbare Hausapotheke im Schlafzimmer

Doch wo sollte die Hausapotheke am besten aufbewahrt werden? Die Arznei- und Verbandsmittel sollten nicht im Bad – wohl der häufigste Fall – oder der Küche gelagert werden. 

In beiden Räumen herrscht meist eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit und höhere Temperatur als in anderen Räumen, was die Qualität der Präparate mindern kann. 

Apothekerin Heidi Günther rät: „Idealerweise lagert die Hausapotheke nicht im Badezimmer, sondern in einem trockenen und kühlen Raum, damit sich die Medikamente gut halten. Zudem sollte sie immer abgeschlossen sein, wenn Kinder im Haus sind.“