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Mit Düften besser lernen

Ein Experiment zeigt auf, dass sich durch Duftstoffe deutlich bessere Lernerfolge erzielen lassen. | Bild: Natalie Board / AdobeStock

Mühelos lernen im Schlaf, das ist der Traum eines jeden Menschen. Dass Düfte dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen und somit den Lernerfolg erhöhen können, ist schon länger bekannt. Eine Forschungsgruppe des Universitätsklinikums Freiburg hat nun gezeigt, dass die Erinnerungsleistung besonders steigt, wenn der Duft über mindestens drei Tage und Nächte eingesetzt wird. 

Allerdings zeigte sich auch, dass Duftstoffe zwar das Lernen vereinfachen, aber späteres Vergessen nicht verhindern, wie das Team im Fachmagazin „Scientific Reports“https://www.nature.com/articles/s41598-023-28676-z  schreibt.

Rosenduft bei Tag und Nacht

Für die Studie führte Erstautorin und Biologin Jessica Knötzele und ihre Kollegen von der Universität Freiburg mit circa 180 Erwachsenen ein Online-Experiment durch: Den Teilnehmern wurden jeweils drei verschlossene Briefumschläge geschickt, die entweder ein Granulat mit Rosenduft oder einen geruchlosen Füllstoff enthielten. Zusätzlich lagen detaillierte Anweisungen bei, wann die Teilnehmer die geschlossenen Briefumschläge neben sich platzieren sollten: während des Lernens von Japanisch-Vokabeln, des Schlafens und/oder während eines Vokabeltests.

Eine Gruppe erhielt drei Umschläge mit Rosenduft, eine andere Gruppe drei ohne Geruch. Zwei weitere Gruppen bekamen nur zum Lernen sowie entweder zum Schlafen oder zum Vokabeltest den Rosenduft. Zwischen den Einsätzen sollten die Umschläge stets in luftdichten Beuteln lagern, damit der Duft nicht permanent in der Luft lag.

Die Ergebnisse des Vokabeltests aus der Gruppe mit Rosenduft in allen drei Phasen (Lernen, Schlaf und Test) wurden mit den Testergebnissen der Gruppe verglichen, bei denen während einer oder mehrerer Phasen ein geruchloser Füllstoff verwendet wurde.

Duftreize bringen Erfolg

Das Resultat: Beim Vokabeltest übersetzte die Gruppe mit Dreifach-Beduftung im Mittel 57 Prozent der japanischen Wörter richtig – rund 8,5 Prozent mehr als die anderen drei Gruppen (48 bzw. 49 Prozent). Ein kleiner Vorsprung für die Dreifachduft-Gruppe war schon am zweiten Tag des Experiments sichtbar, steigerte sich aber im Verlauf der drei Tage.

„Die Versuchspersonen zeigten einen deutlich größeren Lernerfolg, wenn der Duft sowohl während des Lernens, des Schlafens als auch während des Vokabeltests zum Einsatz kam“, sagt Knötzele. „Einschränkend muss man jedoch sagen, dass der Duft zwar beim Lernen hilft, jedoch das anschließende Vergessen nicht verhindern kann“, so Knötzele weiter. 

Rosenduft bei Tag und Nacht fördert das Erinnern

Ähnliche Ergebnisse zeigte ein früheres Experiment mit Sechstklässlern einer Schule am Bodensee. Damals wurde untersucht, welchen Einfluss Duftstäbchen während verschiedener Lernphasen haben.

Insgesamt 54 Schüler zweier sechster Klassen legten Duftstäbchen mit Rosenduft während des Lernens von Englischvokabeln zu Hause auf den Schreibtisch. Außerdem platzierten sie die Duftstäbchen in der darauffolgenden Nacht direkt neben dem Bett. Am nächsten Tag fand in der Schule ein Vokabeltest statt. Auch währenddessen kamen Duftstäbchen auf den Tisch. Die Resultate wurden dann verglichen mit Testergebnissen, bei denen während einer oder mehrerer Phasen keine Duftstäbchen verwendet wurden.

Es zeigte sich, dass die Schüler deutlich besser abschnitten, wenn sie Duftstäbchen sowohl während der Lernphase als auch nachts während des Schlafens einsetzten. Außerdem scheint die zusätzliche Verwendung der Duftstäbchen beim Vokabeltest das Erinnern zu fördern.

Düfte für besseres Langzeitgedächtnis?

Doch wie lassen sich die Effekte von Düften auf das Lernen erklären? 

Düfte scheinen im Gehirn vor allem den Hippocampus zu aktivieren. Diese Struktur – die optisch an ein Seepferdchen erinnert – ist an der Gedächtnisbildung beteiligt und dient als Vermittler zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis. Möglicherweise können Informationen, die gleichzeitig mit Düften aufgenommen werden, durch die Aktivierung des Hippocampus tiefer ins Langzeitgedächtnis gelangen. 

Da der Übergang von Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis besonders während des Tiefschlafs geschieht (sog. Konsolidierung), erscheint die nächtliche Duftexposition sinnvoll. Indem der selbe Duft sowohl beim Lernen als auch bei der nächtlichen Konsolidierung vorhanden ist, kann das Gehirn die Information möglicherweise leichter abspeichern. 

Leichter lernen im Schlaf

Dass Gerüche den Lernerfolg erhöhen, wenn sie während des Lernens und später erneut während des Schlafs präsentiert werden, wurde schon vor einigen Jahren nachgewiesen. Damals handelte es sich allerdings um aufwändige Studien im Schlaflabor. 

Man ging damals davon aus, dass der Duft nur während einer bestimmten Schlafphase zum Einsatz kommen durfte. Die neueren Versuche zeigen aber, dass der Duft offenbar auch wirkt, wenn er die ganze Nacht vorhanden ist. Quelle:
Pressemitteilung Universitätsklinikum Freiburg; Spektrum