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Schwere Wundinfektion: Was ist eigentlich Gasbrand?

Heutzutage tritt der Gasbrand noch mit schätzungsweise jährlich 100 Fällen in Deutschland auf. Infektionsgefahr besteht zum Beispiel bei ausgedehnten Weichteilverletzungen infolge von Unfällen oder bei Verletzungen. | Bild: Cavan Images / AdobeStock

Im Ersten Weltkrieg starben viele Verwundete letztlich an Gasbrand. Über 100.000 deutsche Soldaten sollen von 1914 bis 1918 dieser Infektion zum Opfer gefallen sein. Es handelt sich beim Gasbrand (= Gasgangrän) um eine gewebszerstörende Weichteilinfektion. Sie ist mit Gasbildung im Gewebe verbunden und endet bei systemischem Verlauf oft tödlich.

Brandgefährlicher Keim: Clostridium perfringens

Verursacher der lebensbedrohlichen Krankheit ist in den meisten Fällen das grampositive, stäbchenförmige Bakterium Clostridium perfringens. Es ist mit dem Erreger des Wundstarrkrampfes (Clostridium tetani) verwandt. 

Wie das Tetanus-Bakterium kommt auch der Gasbrand-Erreger im Boden vor, wo er in Sporenform lange Zeit überdauern kann. Ebenso findet sich Clostridium perfringens im Darm und in Fäkalien wieder. 

Zur tödlichen Gefahr werden diese Erreger, wenn sie Wunden infizieren. Wie beim Tetanus-Bakterium sind auch bei Clostridium perfringens die Bakterien-Toxine – vor allem das Enzym Phospholipase C – das eigentliche Pathogen.

Gasbrand: Zerstörung des Gewebes

Da sich Clostridium perfringens nur unter Sauerstoffmangel vermehrt, bieten tiefe Wunden und gequetschtes Gewebe dem Keim ideale Bedingungen. Durch Verschmutzung der Wunden – was im Krieg häufig geschah – können die Clostridien ins Gewebe gelangen. Die Keime verursachen eine Gewebsnekrose, wobei CO2 entsteht. 

Aufgrund dieser Gasbildung knistert es unter der Haut („Krepitationen“), wenn das geschwollene Gewebe berührt wird. Die Nekrose schreitet rasch voran und zerstört die Muskulatur. Wenn sich die Infektion über den Blutkreislauf ausbreitet, drohen Sepsis und Organversagen.

Nur noch selten Fälle in Deutschland

Heutzutage tritt der Gasbrand mit schätzungsweise jährlich 100 Fällen in Deutschland auf. Eine Infektionsgefahr besteht zum Beispiel bei ausgedehnten Weichteilverletzungen infolge von Unfällen oder bei Verletzungen z. B. im Garten sowie im Stall. 

Riskant sind dabei Durchblutungsstörungen, etwa durch Kälte oder bei Gefäßerkrankungen, da dann ein infektionsbegünstigender Sauerstoffmangel vorliegt.

Wie wird Gasbrand behandelt?

Die Behandlung eines Gasbrands besteht darin, das nekrotische Gewebe zu entfernen und die Wunde zu säubern. Wichtig ist dabei, dass Sauerstoff ins Gewebe gelangt, der den Clostridien schadet. Der Patient wird dazu eventuell in eine Sauerstoffüberdruckkammer verbracht. 

Außerdem wird eine intravenöse Antibiotikatherapie durchgeführt. Ist eine Extremität vom Gasbrand betroffen, kann eine Amputation das Leben retten. 

Um einem Gasbrand vorzubeugen, sollte man kleinere Wunden desinfizieren und sich bei großflächigen bzw. tiefen Wunden (auch Bissverletzungen) in ärztliche Behandlung begeben. Quellen: G. Darai et al.: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen, Springer 2009; H. Faß: Lehrbuch der Chirurgie, Springer 1976; DAZ Nr. 30/2019, S. 39 

Gasbrand in Kürze

  • Gewebszerstörende, lebensbedrohliche Weichteilinfektion, bei der Gas (CO2) im Gewebe entsteht.
  • Infektionserreger ist meist das Bakterium Clostridium perfringens. Es vermehrt sich in tiefen, verschmutzten Wunden, wenn Sauerstoffmangel herrscht.
  • Die vom Gasbrand-Bakterium gebildeten Toxine lösen das Gewebe auf.
  • Behandelt wird eine Gasbrand-Erkrankung operativ, durch Sauerstoffzufuhr sowie Antibiotika i. v.
  • Der Gasbrand war früher eine häufige Todesursache bei Kriegsverwundeten. Heutzutage kommt die Infektion in Deutschland nur noch selten vor.