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RSV: Auffrischimpfungen bei Erwachsenen?

Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät seit August 2024, dass alle Menschen ab 75 Jahren sowie ab 60-Jährige mit schweren Grunderkrankungen oder in Pflegeeinrichtungen sich einmalig gegen das respiratorische Synzytialvirus (RSV) impfen lassen sollen. Aktuell empfiehlt die STIKO keine Auffrischimpfung.
Doch: Genügt eine einmalige Impfung oder bedarf es nicht besser doch RSV-Auffrischimpfungen? Neue Erkenntnisse zu einer längerfristigen Impfeffektivität hat Epic Research veröffentlicht.
Gut zu wissen: Was ist Epic Research?
Epic Research veröffentlicht Auswertungen zu Medizin- und Versorgungsthemen und greift dabei häufig auf Epic Cosmos zurück – eine große pseudonymisierte Datenbank, die eigenen Angaben zufolge von mehr als 1.700 teilnehmenden Epic-Kliniken befüllt wird. Dadurch generiert sich ein Datenpool von 300 Millionen Patienten.
Epic Research und Epic Cosmos gehören zu Epic, einem Unternehmen, das Software entwickelt. Die Daten von Cosmos können nicht gekauft werden, sondern stehen nur teilnehmenden Partnern zur Verfügung.
Das Studienteam hatte Patientendaten von mehr als 1,2 Millionen Erwachsenen ab 60 Jahren in der RSV-Saison 2024/25 (Studienzeitraum: 1. Oktober 2024 bis 30. April 2025) analysiert. Berücksichtigt wurde, wer in dieser Zeit einen RSV-Test hatte durchführen lassen und eine Impfanfrage gestellt hatte. Je nach Impf- und Testzeitpunkt teilten die Studienautoren die Teilnehmenden einer der fünf Gruppen zu:
- Keine Impfung vor RSV-Test
- RSV-Impfung
- 2 Wochen bis < 6 Monate, 6 Monate bis < 12 Monate, 12 Monate bis < 18 Monate
- und > 18 Monate vor RSV-Test.
RSV-Schutz im ersten Jahr nach Impfung am höchsten
Es fiel auf, dass die Schutzwirkung der Impfung im ersten Jahr nach der RSV-Impfung am höchsten war. Die RSV-Infektionsrate lag bei diesen Patienten bei 1,1 Prozent verglichen mit einer über doppelt so hohen Rate von 2,8 Prozent bei Menschen mit einer zwölf bis achtzehn Monate zurückliegenden Impfung.
Die Infektionsrate bei Ungeimpften geben die Studienautoren mit 3,9 Prozent an.
Ähnlich verhielt es sich bei den Krankenhausaufenthalten: 1 Prozent bei Impfungen zwei bis sechs Monate zuvor, 0,8 Prozent bei Impfungen sechs bis zwölf Monate zuvor und 2,2 Prozent bei einem zwölf bis achtzehn Monate zurückliegenden Impfzeitpunkt (ungeimpft: 3,2 Prozent).
Die Zahl der Notaufnahmen aufgrund von RSV war bei Menschen mit länger zurückliegender RSV-Impfung ebenfalls höher (2,3 Prozent) als bei Impfungen innerhalb des letzten Jahres (1 Prozent), bei Ungeimpften lag sie bei 3,4 Prozent.
Impfeffektivität nach Impfung sinkt von 70 auf 40 Prozent
Die Studienautoren berechneten jeweils die Impfeffektivitäten: Die Impfeffektivität (bezogen auf eine Infektion) sank von 71 Prozent vier Monate nach Impfung auf 40 Prozent nach neunzehn Monaten.
Bei der Hospitalisierung sah es ähnlich aus: Während vier Monate nach der Impfung 73 Prozent Schutz vor einem Krankenhausaufenthalt bestanden, lag dieser nach neunzehn Monaten noch bei 44 Prozent. Geht es darum, wie gut die Impfung Notaufnahmen verhinderte, so sank die Schutzwirkung von 71 Prozent auf 46 Prozent.
RSV-Impfung ist wirksam und schützt
Gegenüber „Medscape“ erklärte Kerstin Bartelt, Forschungsmedizinerin bei Epic Research und an der Datenauswertung beteiligt, es sei bekannt, dass über die Zeit die Impfwirksamkeit nachlassen könne. Damit sei das Ergebnis zu erwarten gewesen. Sie betont, dass die Impfung wirkt und vor RSV schützt.
Man bräuchte nun noch mehr Daten, um einen Zeitplan für die routinemäßige RSV-Impfung festzulegen. Dazu gehöre auch, wie lange der Schutz anhalte und ob Auffrischimpfungen helfen.
Derzeit gibt es drei aktive Impfstoffe, die RSV adressieren: Arexvy, Abrysvo® und mResvia®.