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Der besondere Rückblick: Die Entstehung des Impfens

Impfstoffdosis wird mittels Spritze aus der Impfstoffflasche aufgezogen
Die Geschichte des Impfens begann 1796, als der englische Landarzt Edward Jenner erstmals gegen Pocken impfte. | Bild: MargJohnsonVA / Adobe Stock

Ein neunjähriger Bäckersohn aus dem Elsass wurde im Sommer 1885 durch Hundebisse übel zugerichtet. Das eigentliche Drama daran: Der angriffslustige Hund war, wie so viele Hunde damals, von der Tollwut befallen. Würde die Krankheit bei dem neunjährigen Joseph Meister ausbrechen, wäre das praktisch sein Todesurteil. Da erinnerte sich der Dorfarzt, der die Wunden des Jungen versorgte, an einen Artikel, den er kurz zuvor in einer medizinischen Fachzeitschrift gelesen hatte.

Die Experimente des Louis Pasteur

Diese Publikation stammte von Louis Pasteur (1822–1895) und handelte von Tollwut-Immunisierungsversuchen an Tieren. Der französische Chemiker war bereits bekannt, vor allem durch die Erforschung der Milchsäure- und alkoholischen Gärung sowie die Etablierung von Sterilisationsmethoden (Pasteurisieren). 

Den Tollwut-Erreger – das Rabies-Virus – kannte man damals noch nicht. Klar war aber bereits, dass ein infektiöses Agens mit dem Speichel infizierter Tiere übertragen wird und das Nervensystem befällt. An Tieren hatte Pasteur schon zahlreiche Infektionsübertragungen durchgeführt. Und es war ihm bereits gelungen, Tiere zu immunisieren. 

Dazu hatte Pasteur aus dem getrockneten Rückenmark eines erkrankten Kaninchens eine Suspension hergestellt und Hunden injiziert. Diese blieben daraufhin gegen die Tollwut immun.

Erste Tollwut-Impfung bei einem Menschen

Eine Tollwutimmunisierung beim Menschen hatte man bisher noch nicht gewagt. Der Elsässer Dorfarzt führte seinen jungen Patienten trotzdem dem berühmten Wissenschaftler zu. Und der wagte das Experiment.

Joseph Meister wurde als erster Mensch gegen Tollwut geimpft. Wie zuvor die Versuchstiere erhielt der Junge die abgeschwächten Tollwut-Erreger aus dem Kaninchen-Rückenmark. Die Pioniertat glückte, Joseph erkrankte nicht. Dieser Fall ging in die Medizingeschichte ein.

Anfänge des Impfens viel früher

Die Geschichte des Impfens als solches reicht allerdings rund 90 Jahre weiter zurück. Im Jahr 1796 hatte bereits der englische Landarzt Edward Jenner mit seiner „Vakzination“ den Grundstein dafür gelegt. Die von ihm initiierte Pocken-Impfung wurde bereits Jahrzehnte vor Pasteurs Tollwutimpfung in zahlreichen Ländern flächendeckend durchgeführt. Quellen: Deutsches Patent- und Markenamt (DPMA); Deutsches Ärzteblatt 2010, 107(27); W. Eckart: Geschichte der Medizin, Springer 2005