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Zecken auf dem Vormarsch: Auf diese Arten ist zu achten

Schild mit Zecke hängt an einem Baumstamm im Wald
Zecken sind inzwischen fast das ganze Jahr über aktiv und lauern in Wäldern, auf Wiesen oder auf Totholz. | Bild: gabort / AdobeStock

Sobald das Wetter milder wird und die Temperaturen steigen, beginnt die Zecken-Zeit – und das teilweise schon recht früh im Jahr. Aufgrund der milden Winter sind Zecken inzwischen nahezu ganzjährig aktiv. Besonders hoch ist die Zeckenaktivität jedoch im Frühjahr. Der Grund: Zusätzlich zu den Zecken, die dann schlüpfen, kommen diejenigen Zecken hinzu, die den milden Winter überlebt haben. 

Anders als häufig angenommen lassen sich die achtbeinigen Spinnentiere nicht von Bäumen fallen, auch springen können sie nicht. Sie sitzen vielmehr auf Grashalmen, im Gebüsch, im Wald oder auf Feldern und Totholz – auch in städtischen Gebieten, wie beispielsweise in Stadtparks, Biergärten oder auf Sportplätzen.

Von Zecken übertragbare Krankheiten

Die kleinen Blutsauger sind nicht ungefährlich: Denn sie können unter anderem die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen, was oft erst Stunden nach Beginn des Saugakts erfolgt. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) ist diese Infektionskrankheit wesentlich häufiger und kommt deutschlandweit vor. Erstes Symptom ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum.

Wer sich nach einem Zeckenstich unwohl fühlt oder eine ungewöhnliche Rötung bemerkt, sollte seinen Hausarzt aufsuchen. Früh bemerkt, lässt sich eine Borreliose gut mit Antibiotika behandeln. Unbehandelt kann es jedoch noch Jahre später zu Folgeerkrankungen kommen.

Auch lässt sich das in China entdeckte Alongshan-Virus (ALSV) über europäische Zecken übertragen sowie die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Zur Erinnerung: Was ist FSME?

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Hirnentzündung. Sie wird durch Viren ausgelöst, welche durch Zecken übertragen werden können. Ein Großteil der FSME-Infektionen verläuft symptomlos oder mild. 

Kommt es jedoch zur Erkrankung, macht sich diese nach einer Inkubationszeit von circa sieben bis 14 Tagen bemerkbar. Dann treten meist grippeähnliche Symptome auf. Wenn diese abklingen, kann die Infektion überstanden sein. Doch bei etwa zehn Prozent der Infizierten kommt es im Anschluss zu neurologischen Komplikationen wie

  • Hirnhaut- oder Gehirnentzündung mit hohem Fieber,
  • starken Kopfschmerzen,
  • Nackensteifigkeit und
  • Bewusstseinsstörungen.

Diese Symptome können monatelang anhalten. Etwa ein Prozent der Fälle endet tödlich.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine FSME-Impfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten zeckenexponiert sind. Auch in den Risikogebieten bewegen sich die Impfquoten auf niedrigem Niveau – insbesondere bei den über 60-Jährigen. Gerade diese Altersklasse hat ein deutlich erhöhtes Risiko für eine schwere Erkrankung. 

Steigende FSME-Zahlen erwartet und weitere Risikogebiete

Im Jahr 2023 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) insgesamt 475 FSME-Erkrankungen übermittelt – dies entspricht einer Abnahme von 16 % gegenüber dem Vorjahr (565 FSME-Erkrankungen). Bei der Mehrzahl (99 Prozent) der 2023 übermittelten FSME-Fälle lag laut RKI bei den Betroffenen kein oder nur ein unzureichender Impfschutz vor. 

Ein hoher Anteil der auftretenden FSME-Erkrankungen könnte wahrscheinlich durch eine Steigerung der Impfquoten verhindert werden – insbesondere in Risikogebieten mit hohem FSME-Vorkommen. Aufgrund der milden Temperaturen erwarten Experten für 2024 wieder einen Anstieg der Fallzahlen.

Nach wie vor besteht ein Infektionsrisiko laut RKI in Deutschland vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Hinzu kommen einzelne Risikogebiete in anderen Bundesländern.

Wie aus dem Epidemiologischen Bulletin 9/2024 des RKI hervorgeht, kommen neue Risikogebiete hinzu: Darunter der Stadtkreis Frankfurt (Oder) in Brandenburg sowie der Landkreis Altenburger Land in Thüringen. Somit sind aktuell 180 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen.

Welche Zeckenarten gibt es in Deutschland?

Bis heute sind weltweit über 900 Zeckenarten bekannt, in Deutschland kommen rund 20 verschiedene Arten der Blutsauger vor. Im Zuge des Klimawandels können sich immer mehr neue Arten ausbreiten und in den heimischen Gefilden Fuß fassen.

Gemeiner Holzbock (Zecke) krabbelt über Haut
Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) | Bild: IMAGO / imagebroker

Die in Europa und Deutschland am weitesten verbreitete Zeckenart ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Das 2- bis 3-jährige Leben dieser Zeckenart besteht fast ausschließlich aus Warten und Lauern. Zwar kann langanhaltende Trockenheit die Aktivität des Gemeinen Holzbocks bremsen, dennoch befällt er am häufigsten von allen Zecken Menschen und überträgt die gefährlichen Borrelien und FSME-Viren.

Auwaldzecke krabbelt auf Haut
Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) | Bild: IMAGO / Frank Sorge

Insbesondere im Osten und Südwesten von Deutschland ist die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) heimisch. Sie gehört zu den Buntzecken, ist deutlich größer als der Gemeine Holzbock und fällt durch einen marmorierten Rückenschild auf.

Die Auwaldzecke kann, wie der Gemeine Holzbock, FSME-Viren übertragen. Im Gegensatz zu ihren seit Jahren etablierten Verwandten sucht die Auwaldzecke bereits bei Temperaturen um vier Grad aktiv nach Wirten, die sie stechen könnte. Allerdings stechen sie den Menschen wesentlich seltener als der Gemeine Holzbock. Auf Hunde kann die Auwaldzecke jedoch den Erreger der gefährlichen Babesiose („Hunde-Malaria“) übertragen.

Hyalomma-Zecke sitzt auf einem Grashalm
Hyalomma-Zecke (Hyalomma rufipes) | Bild: deZiGN / AdobeStock

Seit einigen Jahren lösen weitere Zeckenfunde Besorgnis aus. So wurden hierzulande immer wieder zugewanderte Exemplare der tropischen Hyalomma-Zecke (Hyalomma rufipes) – auch als Riesenzecke bekannt – gefunden. 

Die in Afrika, Asien und Südeuropa beheimatete Zeckenart wird durch Zugvögel in Deutschland eingetragen. Zwar sterben die Zecken im Winter, weil sie keine Kälte vertragen, aber mit zunehmend trockenen und warmen Sommern könnten die Tropenzecken in Deutschland grundsätzlich zunehmen.

Die Hyalomma-Zecke ist leicht zu erkennen: Sie ist bis zu dreimal größer als heimische Zecken (bis zu zwei Zentimeter groß) und hat auffallend geringelte Beine. Die erwachsenen Zecken saugen Blut vor allem an großen Tieren. Auch der Mensch ist ein potenzieller Wirt. 

In ihrer Heimat überträgt die Hyalomma-Zecke den Erreger des Hämorrhagischen Krim-Kongo-Fiebers sowie das durch Rickettsien-Bakterien auslösende Zecken-Fleckfieber. Eine FSME- oder Borreliose-Gefahr geht von ihnen hingegen nicht aus. 

Schafzecke krabbelt auf Haut
Schafzecke oder Frühjahrswaldzecke (Dermacentor marginatus) | Bild: IMAGO / blickwinkel

Die Schafzecke – auch Frühjahrswaldzecke (Dermacentor marginatus) genannt – kommt in Deutschland relativ selten vor. Aber auch hierzulande breitet sie sich vor allem in einigen Regionen Süddeutschlands aus. 

Sie lebt vor allem an warmen und trockenen Orten wie z. B. an sonnigen Waldrändern und auf Trockenrasen. 

Schafzecken stechen Menschen eher selten. Durch die mögliche Übertragung von Rickettsien-Bakterien (auch über Einatmung des Kotstaubs) können Lebewesen u. a. an Q-Fieber, Rocky-Mountains-Fleckfieber, Tularämie, sibirischem Zeckenbissfieber, Rinderanaplasmose und Babesiose erkranken.

FSME-Schutz durch Impfung

Zeckenstiche könnten zum Teil durch Schutzmaßnahmen wie das Tragen geschlossener Kleidung, das Vermeiden von Unterholz und hohen Gräsern und das Verbleiben auf festen Wegen verhindert werden, so das RKI. Da FSME-Viren bereits bei Beginn des Saugakts in den Menschen kämen, müssten Zecken umgehend entfernt und die Wunde desinfiziert werden. Späteres Absuchen des Körpers und Herausziehen von Zecken schütze wenig. 

Den zuverlässigsten Schutz biete aber die FSME-Impfung. Jeder, der sich in FSME-Risikogebieten in der freien Natur bewege und mit Zecken in Kontakt kommen könne, sollte sich gegen FSME impfen lassen, so Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München. Das gelte auch für Kinder. Ungefähr zehn Prozent der jährlichen FSME-Fälle entfallen auf die 0- bis 15-Jährigen. 

Auch bei Kindern kommt es laut Dobler vereinzelt zu schweren Fällen der Frühsommer-Meningoenzephalitis. In den Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich bei 1:50 bis 1:100. Quelle: Online-Pressekonferenz zu neuen Zeckenarten und FSME der Universität Hohenheim, 8. März 2022 / dpa, mia / RKI, Spiegel Gesundheit, Fokus online