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Auch in Pandemie-Zeiten: Darmkrebs-Vorsorge wahrnehmen!

Vorsorgeuntersuchung nicht vergessen! | Bild: abasler / Adobe Stock

Jeder 17. Mann und jede 20. Frau erkranken statistisch betrachtet im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs. Jährlich gibt es insgesamt mehr als 60.000 Darmkrebs-Neuerkrankungen in Deutschland. Mehr als 25.000 Menschen sterben jährlich an dieser Krebsart. Das müsste nicht sein, betonen Experten. Denn Dickdarmkrebs entwickelt sich über viele Jahre hinweg aus gutartigen Vorstufen – Polypen der Darmschleimhaut. Mit einer Darmspiegelung (Koloskopie) können sie erkannt und sogleich entfernt werden. 

Nachweislich lebensrettend

Kürzlich hat das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) eine groß angelegte Studie ausgewertet. Mehr als 9.000 Teilnehmer waren in dieser Studie über 17 Jahre hinweg bezüglich Darmkrebs beobachtet worden. Es zeigte sich ein deutlicher Vorteil für jene Studienteilnehmer, die eine Vorsorge-Darmspiegelung in Anspruch genommen hatten. Bei ihnen traten nahezu 60 Prozent weniger Darmkrebs-Neuerkrankungen auf als bei Teilnehmern, die auf die Untersuchung verzichtet hatten. Das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, reduzierte sich in der Gruppe mit Koloskopie sogar um 70 Prozent.

Seit Beginn der Corona-Pandemie weniger Vorsorge-Koloskopien

Die beste Früherkennung nützt allerdings wenig, wenn sie nicht ausreichend wahrgenommen wird. Sorgen bereitet den Experten auch, dass mit der ersten Welle der Pandemie im vergangenen Jahr die Nachfragen nach Koloskopien zurückgegangen sind. Es bestehe aber bei dieser Untersuchung kein erhöhtes Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Das Risiko, dass ein Tumor im Frühstadium wegen einer unterlassenen Vorsorge übersehen werde, sei viel größer. Komme man einem Einladungsschreiben der gesetzlichen Krankenkasse zur Darmspiegelung nicht nach, erhalte man erst fünf Jahre später eine erneute Einladung. 

Gesetzliche Ansprüche

Nach derzeitiger Regelung des gesetzlichen Früherkennungsprogramms haben Männer ab 50 Jahren, Frauen ab 55 Jahren Anspruch auf zwei Früherkennungs-Koloskopien im Abstand von mindestens zehn Jahren. Wird das Angebot erst ab dem 65. Lebensjahr genutzt, besteht nur Anspruch auf eine Früherkennungs-Koloskopie. Ab 50 Jahren können Frauen und Männer einmal jährlich einen immunologischen Stuhltest durchführen lassen. Ab 55 Jahren besteht alle zwei Jahre Anspruch auf diesen Test, solange noch keine Früherkennungs-Darmspiegelung in Anspruch genommen wurde. Bei einem auffälligen Stuhltest besteht immer Anspruch auf eine Abklärungs-Koloskopie. 

Individuelles Risiko kann erhöht sein

Statistisch steigt das Darmkrebsrisiko mit dem Alter an. Männer erkranken häufig früher als Frauen. Personen, die einen Verwandten ersten Grades haben, bei dem Darmkrebs aufgetreten ist, haben auch selbst ein statistisch erhöhtes Darmkrebsrisiko. Sie sollten daher mit dem Arzt darüber sprechen, ob eine Darmspiegelung schon in jüngeren Jahren sinnvoll ist. Auch bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gehen mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs einher. Die Felix-Burda-Stiftung, die sich für die Darmkrebs-Vorsorge engagiert, bietet auf www.darmspezialisten.de einen Online-Fragebogen an. Damit kann jeder nach Beantwortung von wenigen einfachen Fragen feststellen, ob ein individuell erhöhtes Darmkrebsrisiko bestehen könnte.  

Quellen: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS); Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ); Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV); Felix-Burda-Stiftung