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Inzidenz steigt leicht und Debatte über Impfschwänzer: Kommen schärfere Corona-Maßnahmen im Herbst?

Ist wieder mit strengeren Corona-Maßnahmen im Herbst zu rechnen? | Bild: Robert Kneschke / Adobe Stock

Nach wochenlangem Rückgang ist die Corona-Inzidenz in Deutschland am Wochenende erstmals wieder leicht gestiegen. Der Anstieg ist aber so minimal, dass es zunächst schwierig bleibt, konkrete Schlüsse zu ziehen. Langfristig rechnen die Deutschen einer Umfrage zufolge damit, dass die Infektionszahlen trotz Impffortschritts steigen und die Corona-Maßnahmen im Herbst auch wieder verschärft werden. Besonders im Fokus stehen hier die Schulen. In der Politik wird zudem über nicht wahrgenommene Impftermine diskutiert. Am Wochenende wurden Forderungen nach Bußgeldern für diejenigen laut, die Termine ohne Absage verstreichen lassen.

Umfrage: Bürger rechnen mit neuen Beschränkungen 

Seit dem Wochenende steigen die Corona-Zahlen leicht – die Zahl der erfassten Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner lag nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) am Sonntag bei 5 und zeigt somit einen leichten Anstieg um 0,1 im Vergleich zum Vortag.

Trotz fortschreitender Impfkampagne rechnen drei Viertel der Bürger im Herbst mit steigenden Corona-Infektionszahlen (76 Prozent) und neuen staatlichen Beschränkungen (74 Prozent). Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.

Impfungen von Kindern und Jugendlichen

Da es für Kinder und Jugendliche keine generelle Impfempfehlung durch die beim RKI angesiedelte Ständige Impfkommission (STIKO) gibt, wird befürchtet, dass sich im Zuge der Ausbreitung der Delta-Variante des Virus besonders viele junge Menschen anstecken könnten. Die STIKO hat bisher keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes und chronischen Lungenerkrankungen. Das Gremium begründete seine Empfehlung unter anderem damit, dass das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung für diese Altersgruppe gering sei.

SPD-Chefin Saskia Esken hat die Ständige Impfkommission (STIKO) aufgefordert, ihre Haltung zur Corona-Impfung von Jugendlichen zu überdenken. „Wir brauchen dringend einen Impfstoff für Kinder, und ich hoffe auch, dass die STIKO ihre eingeschränkte Impf-Empfehlung für Jugendliche bald überdenkt.“ Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte gefordert: „Die STIKO sollte dringend überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlichen empfiehlt.“ Das würde den Schutz für alle erhöhen und einer Generation, die auf viel verzichten musste, wieder Freiheiten zurückgeben.

Mehr PCR-Tests – weniger Antigen-Schnelltests

Die Virologin Melanie Brinkmann plädierte wie andere Experten auch für eine neue Teststrategie an Schulen und sprach sich für mehr PCR-Tests anstelle der weniger präzisen Antigen-Schnelltests aus. Das sei sehr effektiv, wenn es regelmäßig erfolge, sagte die Professorin vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Sogenannte Lolli-, Gurgel- oder Spucktests können auch gruppenweise abgenommen und auf einmal ausgewertet werden, nur wenn die Gesamtprobe der Schulklasse positiv ist, müsste dann einzeln nachgetestet werden. „Die Delta-Variante wird nach den Sommerferien sehr schnell durch die Schulen rauschen, wenn wir keine Vorsorge treffen“, warnte Brinkmann. Debattiert wird außerdem weiterhin über den Einbau und die Anschaffung von Luftfilteranlagen in Schulen.

Bußgelder für nicht abgesagte Impftermine?

Mehr als 46 Millionen Menschen in Deutschland (fast 56 Prozent) sind inzwischen mindestens einmal gegen Corona geimpft und mehr als 31 Millionen (rund 38 Prozent) vollständig. In manchen Impfzentren werden inzwischen aber Termine nicht mehr wahrgenommen und auch nicht abgesagt und damit für andere Impfwillige freigemacht. Deshalb entbrannte eine Diskussion über Bußgelder: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und Unionsfraktionsvize Thorsten Frei (CDU) sprachen sich für Strafzahlungen aus.

Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) wies die Idee zurück, rief im RND aber dazu auf, Termine abzusagen, wenn sie nicht wahrgenommen werden können. Ablehnend zu möglichen Bußgeldern äußerten sich auch Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der FDP und der Grünen. „Die Bereitschaft für Impfungen ist nach wie vor hoch in der Bevölkerung, das dürfen wir nicht durch Zwangsmaßnahmen verspielen“, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt dem „Handelsblatt“.

Vermutet wird, dass Menschen Termine verstreichen lassen, weil sie im Urlaub sind, weil sie die Corona-Gefahr als nicht mehr so hoch einschätzen oder weil sie inzwischen einen früheren Termin bei einem Betriebsarzt oder in einer Praxis bekommen haben.

Angebot übersteigt Nachfrage 

Nach monatelanger Impfstoff-Knappheit ist nach Einschätzung der Bundesregierung inzwischen eine neue Phase erreicht: Das Angebot beginnt die Nachfrage zu übersteigen. Die Regierung hatte deshalb auch ihr Impfversprechen – wonach jeder der wolle, bis Ende des Sommers ein Impfangebot bekommen könne – zuletzt auf Ende Juli vorgezogen. Nachgedacht wird nun auch über Anreizsysteme. Das Deutsche Rote Kreuz in Sachsen etwa arbeitet nach Angaben eines Sprechers an einem Konzept: Wer ins Impfzentrum kommt, soll Rabatte für Dienstleistungen oder Produkte bekommen. dpa/vs