Aktuelles
10 min merken gemerkt Artikel drucken

Zum Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli: Hepatitis A, B, C, D, E – wie war das nochmal?

Hand in Einmalhandschuh zieht Hepatitisvirus-Teströhrchen raus
Was hilft gegen welche Hepatitis-Infektion? | Bild: jarun011 / AdobeStock

Unter dem Motto „We’re not waiting“ bzw. „I’m not waiting“ wird heute der diesjährige Welt-Hepatitis-Tag begangen. Im Deutschen lautet das Motto daran angelehnt: „Ich warte nicht. Ich handele!“ bzw. „Wir warten nicht. Wir handeln!“ Der Aktionstag ist Teil der übergeordneten Kampagne der World Hepatitis Alliance unter dem Titel „Hep can’t wait“ („Hepatitis kann nicht warten“), die seit drei Jahren läuft.

Mit dem Motto wird verdeutlicht, dass die Menschen selbst aktiv werden sollen, um sich und andere vor Hepatitisinfektionen oder ihren Folgen zu schützen. Ebenso wird auf die Verbreitung und Behandlungsmöglichkeiten von Hepatitisinfektionen aufmerksam gemacht. Denn: Hepatitis ist zwar behandelbar, jedoch bleibt eine Infektion oft viele Jahre unerkannt und kann schwere Schäden anrichten.

Doch wie war das nochmal mit Hepatitis A, B, C, D und E? Welche Form ist besonders gefährlich? Gegen welche Form kann man sich impfen lassen und gegen welche gibt es ein Arzneimittel?

Leberentzündung mit vielen potenziellen Folgen

Hepatitis bedeutet übersetzt Leberentzündung. Doch ist eine Leberentzündung eigentlich schlimm? Besonders wenn sie jahrelang dauert und chronisch ist, lautet die Antwort eindeutig ja: Durch die dauerhaften entzündlichen Prozesse kann die Leber vernarben (Zirrhose) und ihre Funktionen sodann nicht mehr vollumfänglich erfüllen. 

Diese Einschränkungen betreffen das Verdauungs- und Immunsystem, den Stoffwechsel sowie die Entgiftungsfunktion der Leber. Letzteres hat zur Folge, dass bestimmte Stoffe nicht mehr entgiftet werden (zum Beispiel Ammoniak, NH3), ins Gehirn gelangen und neurotoxisch wirken können – was bis zum Koma führen kann. 

Auch für die Bildung von Blutgerinnungsfaktoren ist eine gesunde Leber wichtig (die Blutungsgefahr steigt bei Leberschädigung). Zudem kann durch vernarbtes Gewebe Blut schlechter fließen, es staut sich zurück, was sich symptomatisch als Wasserbauch (Aszites) zeigen kann. Im schlimmsten Fall entarten die zirrhotischen Leberzellen und es bildet sich Leberkrebs.

Gut zu wissen: Warum Hepatitis nicht warten kann

Bis 2030 will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Hepatitis B und C global eindämmen. Theoretisch möglich ist dies – gibt es doch gegen Hepatitis B eine Impfung und gegen Hepatitis C hocheffektive Arzneimittel. „Die größte Hürde ist die große Zahl der nicht diagnostizierten Betroffenen“, erklärt die Deutsche Leberhilfe. Zudem sei in vielen Ländern der Erde der Zugang zu Therapien noch eingeschränkt. Die Pandemie habe viele Bemühungen weltweit zurückgeworfen, viele Infektionen blieben jahrelang unbemerkt und unbehandelt, „bis es zu spät ist“. Grund, den diesjährigen Welt-Hepatitis-Tag unter dieses Motto zu setzen und daran zu erinnern: „Hepatitis kann nicht warten!“  

In Deutschland wurden im Herbst 2020 vor allem bei der Möglichkeit der Diagnosestellung positive Weichen gestellt: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschloss, dass fortan alle Bundesbürger über 35 Jahren – als Teil der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung – einmalig einen Test auf Hepatitis B und C durchführen können. 

Viren als häufigste Ursache für Hepatitis

Auch wenn einer Hepatitis verschiedene Ursachen (z. B. Autoimmunerkrankungen, Fettleber oder Alkohol) zugrunde liegen können, sind hauptsächlich Viren für Hepatitiden verantwortlich. Doch unterscheiden sich die Hepatitisformen A, B, C, D und E in Übertragung, Therapiemöglichkeiten und Infektionsverlauf.

Welche Hepatitiden heilen von selbst aus?

Die Hepatitiserreger gehören zu unterschiedlichen Virusfamilien, so zählen 

  • Hepatitis-A-Viren zur Familie der Picornaviren,
  • Hepatitis-B-Viren zu den Hepadnaviren,
  • Hepatitis C zur Familie der Flaviviren,
  • Hepatitis D zu den Kolmioviridae
  • und Hepatitis-E-Viren zu den Hepeviridae (nicht Herpes!).

Eine durch Hepatitis-A- oder -E-Viren ausgelöste Hepatitis heilt meist innerhalb von sechs Monaten von alleine aus. Hingegen können virale Hepatitiden des Typs C, D und E „bleiben“ und chronifizieren. Folgen können eine Leberzirrhose oder Leberkrebs sein.

Hepatitis A – das harmloseste Hepatitisvirus

Mit Hepatitis A infiziert man sich klassischerweise über mit Hepatitis-A-Viren kontaminiertes Wasser: verunreinigtes Trinkwasser oder Badewasser, Obst und Gemüse, die mit kontaminiertem Wasser gewaschen wurden oder über Schmierinfektionen auf der Toilette. 

Das Hepatitis-A-Virus ist stabil gegen Temperatur- und Umwelteinflüsse sowie gegen Desinfektionsmittel. In Entwicklungsländern infizieren sich fast alle Menschen bereits als Kind. 

Lebenslange Immunität

Meist verläuft eine Hepatitis-A-Infektion unbemerkt, heilt komplett aus und man ist anschließend lebenslang immun. Komplikationen können beispielsweise aber auftreten, wenn der Infizierte bereits leberkrank ist. 

Eine spezifische Therapie gegen Hepatitis A gibt es nicht, man behandelt dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge symptomatisch. Allerdings kann man gegen Hepatitis A impfen, zum Beispiel mit Havrix®. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät hierzulande jedoch nicht jedem zum Hepatitis-A-Impfschutz. Die STIKO empfiehlthttps://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HepatitisA/FAQ-Liste_HepA_Impfen.html , dass sich 

  • Personen mit Lebererkrankungen
  • Personen mit einem Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung (z. B. Männer, die Sex mit Männern haben), 
  • Personen mit häufiger Übertragung von Blutbestandteilen (z. B. bei Hämophilie), 
  • Bewohner von psychiatrischen Einrichtungen oder vergleichbaren Fürsorgeeinrichtungen,
  • Reisende in Regionen mit hoher Hepatitis-A-Prävalenz und
  • Personen aufgrund beruflicher Gefährdung

gegen Hepatitis A impfen lassen sollen.

Hepatitis B – impfen möglich

Impfen kann man auch gegen ein weiteres Hepatitisvirus: B, zum Beispiel mit Engerix®. Die STIKO empfiehlt, alle Säuglinge und Kleinkinder gegen Hepatitis B zu impfen. Zwar sei das Risiko einer Infektion in diesen Altersgruppen sehr gering, doch verliefen diese frühen Infektionen häufig chronischhttps://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HepatitisB/FAQ-Liste_HepB_Impfen.html;jsessionid=0F2053505C1E845C785B7798BEBA11E1.internet101?nn=2375548 . So chronifiziert eine Hepatitis B bei Erwachsenen in 10 Prozent der Fälle, bei Säuglingen sind es 90 Prozent.

Bei Erwachsenen rät die STIKO eine Hepatitis-B-Impfung besonders gefährdeten Personen. Dazu zählen 

  • HIV-Positive, 
  • Dialysepatienten, 
  • Kontaktpersonen zu an Hepatitis B erkrankten Personen, 
  • Personen mit Sexualverhalten mit hohem Infektionsrisiko, 
  • Personal von medizinischen Einrichtungen sowie Ersthelfer.

Sexuell und über Blutweg übertragbar

Das Hepatitis-B-Virus ist gegenüber Desinfektionsmitteln vergleichsweise stabil (trotz Lipidhülle, die Viren normalerweise anfälliger macht für Desinfektionsmittel), zudem ist es hochansteckend. 

Typische Infektionswege stellt der Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Blut, Speichel, Sperma und Scheidensekret dar. Häufig passiert die Ansteckung beim Geschlechtsverkehr, beim Drogenkonsum durch gemeinsam benutztes Spritzbesteck, durch mangelnde Hygiene beim Tätowieren oder Piercen oder bei medizinischen Eingriffen. Auch kann eine infizierte Schwangere bei der Geburt ihr Kind infizieren.

Wie verläuft eine Hepatitis-B-Infektion?

Bei einer Hepatitis B sind sowohl akute wie auch chronische Verläufe möglich. Häufig heilt eine Hepatitis B jedoch innerhalb von sechs Monaten aus, chronisch wird es nur bei etwa 10 Prozent der Erwachsenen. 

Allerdings: Das Erbmaterial des Virus bleibt, vor allem im Kern der Leberzellen, erhalten, sodass Infektionen auch wieder reaktiviert werden können – beispielsweise bei Menschen mit unterdrücktem Immunsystem durch eine Erkrankung (Aids) oder Behandlung (Chemotherapie, MS-Therapie, Hepatitis-C-Arzneimittel). Die Gefahr einer Reaktivierung ist bislang nur für das Hepatitis-B-Virus bekannt, bei anderen Hepatitisviren nicht.

Chronische Hepatitis B: Behandlung wichtig

Bei einer akuten Hepatitis B besteht keine Therapieindikation, da sie häufig spontan ausheilt. Anders bei einer chronischen Hepatitis B: Ohne Therapie führt sie zu Leberzirrhose und unter Umständen zu Leberkrebs, weswegen hier antivirale Arzneimittel zum Einsatz kommen. Laut RKI erhalten die Patienten für 48 Wochen Interferon α oder lebenslang Antiviralia wie Entecavir oder Tenofovir.

Hepatitis C durch „neue“ Arzneimittel meist heilbar

Das Hepatitis-C-Virus wird – wie auch das Hepatitis-B-Virus – durch infiziertes Blut, gemeinsam benutzte Utensilien beim Drogenkonsum sowie Hygienefehler bei medizinischen Eingriffen, beim Piercen und Tätowieren übertragen. Das Risiko einer sexuellen Ansteckung ist geringer als bei Hepatitis B. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass etwa 30 % der Hepatitis-C-Infektionen im ersten halben Jahr von selbst ausheilen, aber in 70 % der Fälle chronisch werden. Mit der Verfügbarkeit von direkt antiviral wirkenden Medikamenten und deren Kombination haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für chronisch an Hepatitis C Erkrankte dramatisch verbessert. 

Zu den Wirkstoffen zählten Sofosbuvir (Sovaldi®) und die Kombination aus Sofosbuvir und Ledipasvir (Harvoni®), die nicht nur durch ihre sehr gute Wirksamkeit, sondern auch durch ihren hohen Preis von sich reden machten. Mittlerweile hat sich das Therapiespektrum deutlich erweitert – unter anderem mit Elbasvir, Glecaprevir, Grazoprevir, Velpatasvir, Pibrentasvir und Voxilaprevir. Welche Antiviraliakombination der Patient erhält, hängt von mehrere Faktoren ab:  

  • Dem für die Infektion verantwortlichen Genotyp (Hepatitis C ist äußerst mutationsfreudig),
  • eventuellen Vorbehandlungen,
  • Grad der Leberfibrose,
  • möglichen Nierenschädigungen
  • sowie dem Koinfektionsstatus (zusätzliche Infektionen zum Beispiel mit Hepatitis B oder HIV).

Häufig müssen die Patienten ihre Hepatitis-C-Medikation nur für acht bis zwölf Wochen oral einnehmen. Impfen kann man gegen Hepatitis C nicht.

Hepatitis D braucht Hepatitis B

Eine Besonderheit des Hepatitis-D-Virus ist, dass eine Infektion mit ihm nie alleine auftritt. Das Hepatitis-D-Virus ist ein unvollständiges Virus, das für seine Vermehrung die Hülle des Hepatitis-B-Virus benötigt. Dabei ist es möglich, dass man sich gleichzeitig mit beiden Viren ansteckt – die Übertragungswege von Hepatitis B und D sind ähnlich – oder eine Hepatitis-B-Infektion bereits vorliegt und man sich zusätzlich noch mit dem Hepatitis-D-Virus ansteckt. 

Eine Doppelinfektion gilt es unbedingt zu vermeiden, da diese in den allermeisten Fällen schwer und chronisch verläuft. Das RKI gibt den Anteil der schweren chronischen Verläufe bei einer gleichzeitigen Hepatitis-B- und Hepatitis-D-Infektion mit 70 bis 90 Prozent an.

Hepatitis-B-Impfung schützt auch vor Hepatitis D

Das Beste ist die Prävention, wobei es keine Impfung gegen Hepatitis D gibt. Allerdings: Da das Hepatitis-D-Virus für eine Infektion auf das Hepatitis-B-Virus angewiesen ist, schützt eine Impfung gegen Hepatitis B auch gegen Hepatitis D. 

Seit 2020 ist erstmals auch ein antivirales Arzneimittel gegen Hepatitis D zugelassen: Bulevirtid in Hepcludex®. Es konnte in Studien die Anzeichen einer Leberentzündung bei Patienten reduzieren.

Hepatitis E: häufig und meist selbstlimitierend

Das Hepatitis-E-Virus hat man hierzulande lange unterschätzt, und zwar in der Häufigkeit. Man ging davon aus, dass Hepatitis E eine reine Reiseerkrankung ist, zum Beispiel in Indien. Mittlerweile weiß man jedoch, dass das Virus auch bei uns bereits sehr lange heimisch ist. 

Es gilt als das häufigste Hepatitisvirus, wobei eine Hepatitis E meist selbstlimitierend ist und innerhalb von drei Monaten von alleine ausheilt. Das RKI nennt als Letalitätsrate (tödlich verlaufende Fälle) 1 Prozent. 

Hepatitis E: verunreinigtes Trinkwasser und rohes Fleisch

Übertragen wird das Hepatitis-E-Virus, wie auch das Hepatitis-A-Virus, in tropischen Ländern vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser. In westlichen Industrienationen sind die Ansteckungswege andere: Hier erfolgt eine Übertragung insbesondere durch rohes Schweine- oder Wildfleisch. 

Häufig verlaufen Hepatitis-E-Infektionen ohne Symptome. Entwickeln sich in wenigen Fällen Beschwerden, reichen diese von leichten gastrointestinalen Störungen (ohne Gelbsucht) bis zu hochaktiven Verläufen – letztere vor allem bei immunsupprimierten oder bereits an der Leber vorerkrankten Menschen. 

Noch ist dem RKI zufolge unklar, wie lange eine durchgemachte Infektion vor einer erneuten Erkrankung schützt, die Antikörper sind jedoch auch Jahre nach der Infektion nachweisbar. 

Verläuft die Hepatitis E chronisch, erhalten die Patienten Ribavirin (antiviraler Arzneistoff) oder Interferon. Ziel ist, das Virus damit zu eliminieren, um eine weitere Zerstörung des Lebergewebes zu verhindern.