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Bundestagswahl 2021: „PTA müssen lernen, sich Wissen anzu­eignen“, sagt die AfD

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Jörg Schneider sieht keine Zukunft im PTA-Beruf, wie er heute ist. Er fordert mehr Fortbildungswillen. | Bild: IMAGO / Christian Spicker

Der Diplom-Ingenieur Jörg Schneider sitzt seit vier Jahren für die AfD im Bundestag und ist dort Mitglied des Gesundheitsausschusses. Der AfD-Abgeordnete, der seinen Wahlkreis in Gelsenkirchen hat, habe die Rolle der Apotheken in der Pandemie durchaus positiv wahrgenommen, berichtet er gegenüber der Deutschen Apotheker Zeitung. Für die Apotheken sei es „ein relativ erfreuliches Jahr gewesen, trotz aller Probleme, die es gab“, resümiert er, „sie haben die Chancen, die ihnen geboten wurden, genutzt“. Als Beispiel nennt er im Interview mit DAZ.online die Digitalisierung der Impfnachweise. Die sei von den Apotheken gut vorangetrieben worden. Dass es am Anfang nicht lief, weil das System überlastet war, sei kein Versäumnis der Apotheken gewesen. Auch Schneider selbst musste aufgrund der anfänglichen Probleme mehrmals die Apotheke aufsuchen, um seinen Impfpass digitalisieren zu lassen, wie er im Interview berichtet. 

Pandemie war „ein guter Testlauf für etwaige zusätzliche Dienstleistungen“

„Die Apotheken haben sich gut geschlagen“, so sein persönliches Fazit. Er selbst hätte sie sogar noch ein Stück weit mehr einbezogen – nämlich in das Testgeschehen. Schneider sei überzeugt, dass es weniger Wildwuchs gegeben hätte, wenn man die Apotheken stärker in die Pflicht genommen hätte. Für die Zukunft hält er es für den richtigen Weg, die Apotheken verstärkt in die Versorgung einzubinden. „Wir müssen den Apotheken die Möglichkeit geben, ihr Know-how und ihre Nähe zu den Kunden, insbesondere den Älteren, einzubringen und zusätzliche Dienstleistungen anzubieten“, erklärt er. Somit war in seinen Augen Corona ein guter Testlauf für etwaige zusätzliche Dienstleistungen.

„PTA haben Nachholbedarf“

Angesprochen auf die Zukunftsfähigkeit der Branche sieht Schneider vor allem bei den PTA Nachholbedarf. Hier gebe es Nachwuchsprobleme, weil der Job nicht attraktiv genug sei – wie in vielen Gesundheitsberufen, erklärt er gegenüber der DAZ. Schneider sei der Auffassung, dass man künftig an einer Akademisierung des PTA-Berufs nicht vorbei komme, heißt es. „Wenn Apotheken von reinen Einzelhändlern zu Gesundheitsdienstleistern werden sollen, reicht eine Ausbildung nicht. Dann müsse man bei den PTA bessere Voraussetzungen schaffen, dass das umgesetzt werden könne. Sie müssten lernen und bereit sein, sich Wissen anzueignen, so der Abgeordnete. Der Trend zur Individualisierung in der Arzneimitteltherapie trage dazu bei, dass es um weit mehr gehe, als nur „Packungen herauszureichen“, erklärt er. 

Apotheker sollen „keine Verkäuferinnen um sich scharen“

Und weiter: „Wir müssen weg davon, dass der Apotheker Verkäuferinnen um sich schart, das ist ein altes Bild. Wenn die Apotheken zusätzliche Aufgaben bekommen, wie Impfen oder Testen, müssen wir uns davon verabschieden.“ In Schneiders Augen brauche es eine grundlegende Reform der PTA-Ausbildung. Wenn weiterhin immer nur wenig nachgebessert werde, drohe eine immer größere Lücke zu den Approbierten. Die Apotheker sehe Schneider nämlich gut gerüstet für zusätzliche Aufgaben: „Die haben im Gegensatz zu den PTA durch ihre akademische Ausbildung gelernt, sich Wissen anzueignen“, erklärt er. Und auch beim Studium sehe er keinen übermäßigen Handlungsbedarf, berichtet die Deutsche Apotheker Zeitung. Durch die Verzahnung von Forschung und Lehre gehe die universitäre Ausbildung mit der Zeit. Wenn PTA – entsprechend qualifiziert – zusätzliche Aufgaben wahrnehmen, müsse das natürlich mit einem besseren Gehalt einhergehen, was wiederum über zusätzliche Dienstleistungen in den Apotheken zu erwirtschaften sei.

Mehr erfahren:

Das vollständige Interview des AfD-Bundestagsabgeordneten mit der Deutschen Apotheker Zeitung finden Sie hier:

zum Interview