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Deutscher Kopfschmerztag am 5. September: Kopfschmerzen – was bewirkte der Lockdown?

Viele Menschen leiden häufig unter Kopfschmerzen. Deshalb wurde der jährliche Kopfschmerztag (am 5. September) ins Leben gerufen. Wie hat sich das Leiden eigentlich während des Lockdowns entwickelt? | Bild: goodluz / AdobeStock

Ungefähr 30 Prozent der Bevölkerung sind von Spannungskopfschmerzen betroffen. Circa acht bis zehn Millionen leiden an Migräne. Etwa jeder Tausendste in Deutschland hat mit Clusterkopfschmerzen zu kämpfen. Diese drei Kopfschmerzarten stellen den Hauptteil der sogenannten primären Kopfschmerzen. Der Kopfschmerz tritt bei ihnen also eigenständig und nicht als Folge einer anderen Erkrankung auf.

Vergleich vor und während des Lockdowns

Bei Patienten mit primären Kopfschmerzen untersuchte eine Studie, ob der wegen der SARS-CoV-2-Pandemie im Frühjahr 2020 angeordnete Lockdown Auswirkungen auf ihre Schmerzen hatte. Hierfür wurden Einträge ausgewertet, die mehr als 2.300 Patienten regelmäßig im digitalen Kopfschmerztagebuch mit der App „M-sense“ vorgenommen hatten. Verglichen wurden die Daten des 28-tägigen Zeitraums vor dem Lockdown mit den Daten der ersten 28 Tage des Lockdowns. 

Kopfschmerztage gleich, aber seltener Akutmedikation

Im Ergebnis zeigte sich, dass es weder bei den monatlichen Kopfschmerz- und Migränetagen noch bei der Schmerzintensität signifikante Unterschiede gab (7,01 Tage vor dem Lockdown, 6,89 Tage währenddessen). Allerdings benötigten die Betroffenen während des Lockdowns an signifikant weniger Tagen Akutschmerzmittel (4,27 vs. 4,50 Tage). Die App-User gaben zudem in dieser Zeit einen geringeren Stress- und Aktivitätslevel an. Auch die Schlafzeiten waren länger. Eine spätere Analyse nach drei Monaten ergab hingegen, dass dann auch hinsichtlich der Akutmedikation keinerlei Unterschiede mehr bestanden. Die anfängliche Stressreduktion durch den Lockdown hatte also keine langfristigen Auswirkungen auf die Kopfschmerzerkrankungen. Quellen: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN); The Journal of Headache and Pain, 22, 59 (2021) (https://doi.org/10.1186/s10194-021-01273-z) 

Kopfschmerzen – Zahlen und Fakten

  • 30 Millionen Fehltage gehen jährlich auf das Konto von Kopfschmerzen.
  • 46 Prozent aller Kopfschmerzpatienten lassen sich nicht vom Arzt oder in der Apotheke beraten, sondern informieren sich im Internet oder im Bekanntenkreis.
  • Migräne steht in der Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen weltweit auf dem ersten Platz der Erkrankungen mit der größten Beeinträchtigung.
  • 40 Prozent aller Migräne-Fälle werden nicht diagnostiziert.
  • 76 Prozent der Migränepatienten haben Nackenschmerzen; Migräne kann dann mit Spannungskopfschmerzen verwechselt werden.
  • Bis zu einer halben Million Menschen in Deutschland leiden an medikamenteninduziertem Kopfschmerz.
  • Beim Clusterkopfschmerz dauert es im Schnitt mehr als 8 Jahre, bis die Diagnose gestellt und mit einer gezielten Therapie begonnen wird. Quelle: Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG)