Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Wie chemische Peelings funktionieren

Kosmetikerin trägt Peeling auf
Bei einem chemischen Peeling kommen meist Fruchtsäuren zum Einsatz. | Bild:  Robert Przybysz / AdobeStock

Die Hornschicht stellt die äußerste Barriere der Haut dar. Sie besteht aus toten, keratinhaltigen Hornzellen (Korneozyten) und Zellresten. Um die abgestorbenen Hornschüppchen auf der Hautoberfläche zu entfernen und so ein gleichmäßigeres Hautbild zu erzeugen, kann ein sogenanntes Peeling durchgeführt werden. 

Die landläufig wohl bekannteste Peeling- bzw. Schälmethode erfolgt mechanisch durch Reibekörper. Darüber hinaus existiert jedoch auch die Möglichkeit eines chemischen Peelings. Doch wie funktioniert diese Methode?

Peeling mit Trichloressigsäure erzeugt „Frosting-Effekt“

Erfolgt eine Behandlung der Haut mit bestimmten Säuren, häufig Fruchtsäuren, handelt es sich um ein chemisches Peeling. Die Säuren denaturieren Proteine in der Haut und lösen Verklebungen zwischen den Hornzellen. 

Dies hat eine Abschälung der Epidermis, teilweise auch der Dermis, zur Folge. Sichtbar ist dies typischerweise bei der Verwendung von Trichloressigsäure als weißliche Schicht auf der Haut. Auch bekannt als sogenannter „Frosting-Effekt“.

Was können chemische Peelings bewirken?

Ziel säurehaltiger Peelings ist es, die Zellerneuerung und Kollagensynthese zu aktivieren. Sie verfeinern zudem das Hautbild und verbessern den Zustand von unreiner Haut und Aknehaut. Tiefer gehende Anwendungen haben das Potenzial, Fältchen oder Aknenarben zu reduzieren und Pigmentierungsstörungen zu mindern. 

Sehr oberflächliche (abgestorbene Schicht des Stratum corneum) und oberflächliche Peelings (Epidermis, bis zum Stratum basale) werden vergleichsweise häufig eingesetzt. 

Mitteltiefe Peelings betreffen die Epidermis und Teile des Stratum papillare der Dermis, tiefe Varianten gelangen bis in die retikuläre Dermis (Stratum reticularis). Diese werden seltener angewendet, da in vielen Fällen alternative Verfahren, etwa Lasertechnik, mit einem günstigeren Nutzen-Risiko-Profil verfügbar sind.

AHA für sehr oberflächliche bis mitteltiefe Behandlungen

Für chemische Peelings wird häufig Glykolsäure eingesetzt. Eine alpha-Hydroxysäure (2-Hydroxyethansäure), kurz AHA. Die Substanz ist naturgemäß in Zuckerrohr enthalten und gehört zu den Fruchtsäuren. 

In 8- bis 15-prozentiger Konzentration bewirkt sie eine sehr oberflächliche Exfoliation. Zudem sind Fruchtsäuren gute Feuchtigkeitsbinder. Fachkräfte verwenden für ein sehr oberflächliches Peeling eine 20- bis 50-prozentige Glykolsäure (Einwirkzeit 1–2 Minuten). 

Als kleines Molekül erreicht die Substanz jedoch auch tiefere Schichten: in 50- bis 70-prozentiger Konzentration für oberflächliche bis mitteltiefe Behandlungen. Abschließend erfolgt eine Neutralisation mit Natriumbicarbonat-Lösung. 

Die Wirksamkeit von Glykolsäure ist vielfach wissenschaftlich belegt. Auch eine gesteigerte Kollagenbildung zeigte sich, in vivo und in vitro. Weitere AHA sind Milchsäure, Weinsäure, Apfel- und Zitronensäure.

BHA: bei Rötungen und Entzündungen

Die natürlich in Weidenblättern vorkommende lipophile Salicylsäure ist eine Beta-Hydroxysäure (BHA) – eine Salicylsäure mit einer lipophilen Kette. Im Gegensatz zu den AHAs wirkt sie zusätzlich anti-inflammatorisch und lindert entzündliche Hautreaktionen. 

Die lipophile Eigenschaft ermöglicht ein gutes Eindringen in die Follikel, was sich vorteilhaft bei Akne auswirkt. Ebenso reduziert sie mögliche Demodex-Vorkommen (Haarbalgmilben) auf der Haut, die etwa bei Akne, Rosazea oder Seborrhoischem Ekzem auftreten können. 

Wann sind chemische Peelings ungeeignet?

Bei gleichzeitiger oraler Aknetherapie (Isotretinoin) sollte kein chemisches Peeling erfolgen. Couperose- bzw. Rosazea-Patienten reagieren verstärkt mit Rötungen und Hautreizungen.  Dennoch zeigen Beobachtungen, dass milde Fruchtsäureanwendungen langfristig das Bindegewebe stärken und dadurch Rötungen dauerhaft mindern. Über den Einsatz entscheidet der Hautarzt im Einzelfall. Quellen:

[1] Professor Dr. med. Martina Kerscher, unter Mitarbeit von Dr. Stefanie Williams, mit einem Beitrag Prof. Dr. med. Ralph M. Trüeb: Dermatokosmetik, Steinkopff Verlag 2004, 2009, zweite bearbeitete und erweiterte Auflage, ISBN 978-3-7985-1546-8

[2] S2k Leitlinie zur Behandlung der Akne, AWMF-Register Nr. 013/017 korrigierte Fassung: 10/2011, die Leitlinie wird zurzeit überprüft

[3] Sabine Ellsässer: Körperpflegekunde und Kosmetik, Springer-Verlag GmbH Deutschland 2000, 2008, 2020, 3. vollständig aktualisierte Auflage, ISBN 978-3-662-59999-0

[4] www.eucerin.at/ueber-haut, Abruf 11.07.2021

[5] www.dermasence.de, Abruf 08.08.2021