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Länderübergreifender Vorbereitungskurs: Ausländische PTA: So wird Ihre Ausbildung anerkannt

Die Völker-Schule in Osnabrück bietet einen Vorbereitungskurs für zugewanderte PTA, um nach Anerkennung ihrer Ausbildung in deutschen Apotheken arbeiten zu können. | Bilder: Völker-Schule Osnabrück / Montage: PTAheute.de

Sie war eine der Ersten, die den Anerkennungskurs an der Völker-Schule abgeschlossen hat und damit die Erlaubnis erhielt, auch in Deutschland in ihrem Beruf als Pharmazeutisch-technische Assistentin zu arbeiten. Mittlerweile ist Pranvera Gjikokaj angekommen in ihrem neuen Job und mit viel Freude dabei. 

Ein Jahr hat die gebürtige Kosovarin an dem Online-Kurs mit Praxiseinheiten teilgenommen und ihn mit einer Prüfung erfolgreich beendet. Im Anschluss konnte sie direkt bei einer der Antares-Apotheken in Celle starten. „Ich bin mehr als glücklich, wieder als PTA arbeiten zu können“, berichtet Pranvera Gjikokaj. 

Nach Vorbereitungskurs schnell wieder eigenständig arbeiten

Schon nach kurzer Zeit hat sie eigenständig viele Tätigkeiten in ihrem Arbeitsbereich in der Apotheke übernommen. Von der Kundenberatung über Bestellungen und Warenkontrollen ist ihr Tag mit abwechslungsreichen Aufgaben gefüllt. 

In Kürze soll Pranvera Gjikokaj das Labor der Apotheke führen, wenn eine der Kolleginnen in den Ruhestand verabschiedet wird. „Das Team hat mich sehr freundlich aufgenommen und die Vorgesetzten haben immer ein offenes Ohr – so schnell werden sie mich hier nicht wieder los“, lacht die 48-Jährige. 

Mit Nachweis der Gleichwertigkeit wird die Ausbildung anerkannt

Kommen Menschen, die im Ausland eine pharmazeutische Ausbildung absolviert haben, nach Deutschland, können sie zum Nachweis der Gleichwertigkeit dieser Ausbildung zwischen einem Anpassungslehrgang oder einer Kenntnisprüfung wählen. Werden in der Kenntnisprüfung Defizite festgestellt, müssen diese nachgeschult werden. Eine Berufserlaubnis kann sonst nicht erteilt werden. 

Berufsangehörige, deren Berufsqualifikation anerkannt wird, müssen außerdem über Sprachkenntnisse verfügen, die für die Ausübung ihrer Berufstätigkeit in Deutschland erforderlich sind. Nach Erteilung der Berufserlaubnis dürfen die anerkannten PTA dann in deutschen Apotheken arbeiten. So weit die Theorie. In der Praxis sieht es anders aus. 

Nach der Anerkennung gleich in der Apotheke arbeiten?

Insgesamt wurden im Jahr 2019 nur knapp über 100 ausländische PTA-Ausbildungen anerkannt. Die meisten Anerkennungen wurden Bewerbern aus Rumänien erteilt, gefolgt von Syrien und arabischen Ländern. 

„Anerkennung bedeutet nicht, dass die PTA auch in deutschen Apotheken eingesetzt werden können. Oft hapert es nicht nur an der Sprache, um sich beim Beratungsgespräch zu verständigen, sondern auch an praktischen Fähigkeiten in Labor und Rezeptur sowie Fachkenntnissen in Pharmakologie und Galenik“, berichtet Burkhard Pölzing, Schulleiter der Völker-Schule in Osnabrück. 

Länderübergreifender Vorbereitungskurs für zugewanderte PTA

Die Völker-Schule in Osnabrück bietet seit August 2020 einen länderübergreifenden Vorbereitungskurs für die Eignungs- bzw. Kenntnisprüfung für Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) an. 

Durch die Unterschiede in der Ausbildung bringen zugewanderte Pharmazeutinnen und Pharmazeuten häufig nicht die erforderlichen Fähigkeiten und Kompetenzen für den Apothekenalltag in Deutschland mit. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei auch die Fachsprachenkompetenz ein. Hier setzt das aktuelle Angebot der Völker-Schule an. 

Zugewanderte mit im Ausland erworbenem pharmazeutischem Abschluss können sich bundesweit für den neuen Kurs anmelden. Voraussetzung ist ein (Teil-)Gleichwertigkeitsbescheid der zuständigen Anerkennungsbehörde und mindestens das Sprachniveau B1. Ziel des Vorbereitungskurses ist es, die fachsprachlichen Deutschkenntnisse sowie die beruflichen Fähigkeiten und Kompetenzen zu vermitteln, um die Berufserlaubnis als PTA in Deutschland zu erhalten. 

Dank Blended Learning bundesweite Teilnahme möglich

Da der Kurs in der Lernform Blended Learning (einer Mischung aus Präsenzveranstaltungen und E-Learning) angeboten wird, können Teilnehmer aus ganz Deutschland online mitmachen. Für die Praxiswochen treffen sie sich in Osnabrück. 

Ein Einstieg in den Modulkurs ist ganzjährig möglich. Der Kurs dauert insgesamt ein Jahr. Er umfasst theoretischen Online-Unterricht im virtuellen Klassenzimmer und vier Präsenzwochen mit praktischem Unterricht in der Völker-Schule in Osnabrück. 

„Wir haben uns für das Blended Learning entschieden, um den Kurs bundesweit anbieten zu können. Regionale Bildungsanbieter haben häufig das Problem langer Wartezeiten, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu zwingen, irgendeinem anderen Job nachzugehen, um überleben zu können“, erklärt Pölzing.

Übungsapotheke bereitet auf die Praxis in Deutschland vor

In einer schuleigenen „Übungsapotheke“ probieren sich die Teilnehmenden an Beratungsgesprächen zu verschiedenen Apothekenpraxisthemen. Im Theorieunterricht werden Kenntnisse in Arzneimittelkunde, Medizinproduktekunde, Ernährungskunde und Diätetik oder Körperpflegekunde sowie auch in Mathematik, EDV, rechtlichen Fragestellungen oder chemisch-pharmazeutischen Übungen vermittelt. 

„Der Umfang der jeweiligen Qualifizierung richtet sich nach den individuellen Vorkenntnissen der Teilnehmenden und wird bedarfsorientiert aus unterschiedlichen Modulen zusammengesetzt. Abschließend findet die Eignungs- bzw. Kenntnisprüfung statt“, erklärt Pölzing.

Der Kurs umfasst 32 Wochenstunden, die vormittags absolviert werden müssen. Das soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Chance bieten, einen Teilzeitjob auszuüben und so ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, so Pölzing. 

Anerkennungskurs wird über Förderprogramm finanziert

Der PTA-Anerkennungskurs an der Völker-Schule ist in Deutschland bisher einzigartig. Die Teilnahme ist für Fachkräfte mit Migrationshintergrund kostenfrei. Die Finanzierung erfolgt über das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“. Dieses zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. 

Das Programm wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert sowie durch das Land Niedersachsen kofinanziert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA).

Aktion gegen den Fachkräftemangel

„Es gibt viele pharmazeutische Fachkräfte, denen eine Zulassung für die Ausübung ihres Berufs in Deutschland fehlt, auf der anderen Seite haben wir den Fachkräftemangel, der sich auch in Apotheken immer deutlicher bemerkbar macht“, weiß Burkhard Pölzing, Leiter der Völker-Schule. Also gilt es diese zwei Probleme anzugehen. Und so kommen PTA wie Pranvera Gjikokaj an die Völker-Schule, um bald darauf ihrem Beruf in Deutschland nachgehen zu können.