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Schlagartig auftretender Schmerz im Gesicht: Was ist eigentlich die Trigeminusneuralgie?

Frau hält Hand an schmerzende Wange
Trigeminusneuralgie tritt am häufigsten in der Wangen- oder Kieferregion auf. | Bild: fizkes / AdobeStock

Der Schmerz schießt ins Gesicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Er ist elektrisierend scharf und äußerst heftig. Er hält nur ganz kurz an. Doch er kommt wieder – spontan oder durch alltägliche Reize ausgelöst. Menschen mit Trigeminusneuralgie leben in ständiger Angst vor solchen Attacken. 

Trigeminusnerv erzeugt Schmerzen im Gesicht

Der Trigeminusnerv gehört zu den Hirnnerven. Jeweils ein Trigeminusnerv übermittelt Reize einer Gesichtshälfte ans Gehirn. Den Namen Trigeminus – auf Deutsch Drilling – trägt dieser Nerv, da er im Gesichtsbereich in drei Äste aufgeteilt ist. 

Jeder Ast ist für eine andere Region zuständig: Der oberste Nervenast nimmt Reize aus der Augen- und Stirnregion auf, der mittlere von Oberkiefer und Wange, der dritte aus der Unterkieferregion. Die drei Äste vereinigen sich an der Schädelbasis in einem Nervenknoten, dem Ganglion Gasseri. 

Von einer Neuralgie – also Nervenschmerzen – ist am häufigsten das Versorgungsgebiet des zweiten oder dritten Trigeminusastes betroffen. 

Trigeminusneuralgie: Schmerzattacke wie ein Stromstoß

Der Schmerz setzt ohne Vorwarnung auf einer Gesichtshälfte ein. Er schießt stromstoßartig ein und ist extrem stark. Nach Sekundenbruchteilen ist die Attacke meist vorbei. Die Schmerzattacken können sich dicht hintereinander wiederholen – bis zu 100-mal täglich.

Wochen- oder monatelange Anfallsphasen wechseln sich mit längeren beschwerdefreien Phasen ab. Nur ein kleinerer Teil der Patienten erlebt lediglich eine Anfallsphase im Leben. Die ständige Angst vor den heftigen Schmerzattacken belastet die Betroffenen sehr. 

Trigeminusneuralgie entsteht durch Druckschäden von Blutgefäßen

Nach gegenwärtigem Verständnis ist die Ursache für eine klassische Trigeminusneuralgie ein pathologischer Gefäß-Nerven-Kontakt. Hierbei drückt eine Arterie oder Vene im Gehirn auf den Trigeminusnerv, wodurch seine Myelinscheide mit der Zeit geschädigt wird. Der Nerv kann sich dann spontan entladen, was die heftigen Schmerzen auslöst. 

Häufig reichen dafür schon minimale Reize aus, etwa leichte Berührungen im Gesicht, Kauen, Zähneputzen oder auch nur ein kalter Luftzug. Der Nerv-Blutgefäß-Kontakt kann in vielen Fällen mit der Magnetresonanztomographie (MRT) diagnostiziert werden.  

Neben der klassischen Form der Trigeminusneuralgie gibt es auch seltenere Fälle einer sekundären Form. Hierbei wird der Trigeminus durch eine Grunderkrankung geschädigt, zum Beispiel eine Multiple Sklerose, Gefäßfehlbildungen oder einen Hirntumor. 

Therapie mit Antiepileptika

Klassische Analgetika zeigen bei der Trigeminusneuralgie keine Wirkung. Stattdessen werden – wie bei der Behandlung der Epilepsie – Antikonvulsiva eingesetzt, um die Erregbarkeit der Nervenzellen herabzusetzen. 

Das Mittel der Wahl ist dabei Carbamazepin. In schweren Fällen wird zur Akuttherapie Phenytoin intravenös gegeben. Wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreicht, gibt es operative Möglichkeiten.

Operative Möglichkeiten bei Trigeminusneuralgie

Bei der sogenannten mikrovaskulären Dekompression wird der Druck auf den Nerven beseitigt. Hierzu öffnet der Neurochirurg den Schädelknochen hinter dem Ohr und platziert ein Stückchen Kunststoff als Puffer zwischen den Nerv und das ihn komprimierende Gefäß. 

Eine alternative Operationsmethode besteht darin, von außen mit einer Kanüle ins Ganglion Gasseri zu stechen. Hierbei werden die schmerzleitenden Nervenfasern kontrolliert geschädigt. Ein weiteres Verfahren ist die Radiochirurgie, die einen Strahlenschaden am Trigeminusnerv herbeiführt.  

Erkrankung betrifft meist ältere Menschen

Nur selten leiden junge Menschen an einer Trigeminusneuralgie. Der größte Teil der Betroffenen ist über 70 Jahre alt. Bei Frauen kommt die Erkrankung etwas häufiger vor als bei Männern. Insgesamt ist die Erkrankung eher selten. Die jährliche Neuerkrankungsrate beträgt circa fünf bis zehn pro 100.000 Menschen. Quellen: Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG); Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN); Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) e.V.; Techniker Krankenkasse 

Trigeminusneuralgie in Kürze:

  • Wiederkehrender, anfallsartig auftretender, einseitiger Gesichtsschmerz; Schmerzen schlagartig einschießend, sehr stark, elektrisierend; Attackendauer nur Bruchteile von Sekunden oder einige Sekunden
  • Auf Phasen mit hoher Attackenfrequenz folgen meist anfallsfreie Intervalle.
  • Häufigste Ursache: Druckschädigung des Trigeminusnerven im Gehirn durch zu engen Kontakt mit einem Blutgefäß
  • Medikamentöse Behandlung mit Antikonvulsiva, bei Therapieversagen operative Eingriffe
  • Jährliche Neuerkrankungsrate: 5–10/100.000