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Zum Welt-Multiple-Sklerose-Tag am 30. Mai: Fünf Mythen über Multiple Sklerose

Junge Frau hält lächelnd orangene Schleife in einer Hand
Viele verbinden Multiple Sklerose mit Menschen im Rollstuhl. Doch so einfach ist es nicht. | Bild: Krakenimages.com / AdobeStock

Der letzte Dienstag im Mai ist jedes Jahr ein besonderer Tag für Menschen auf der ganzen Welt, die mit Multipler Sklerose (MS) leben: der Welt-MS-Tag. Er wird begangen, um das Bewusstsein für diese chronische neurologische Erkrankung zu schärfen und Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen. 

Zur Erinnerung: Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn, das Rückenmark und die Nervenfasern betrifft. Weltweit leben rund 2,8 Millionen Menschen mit der Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem die Ummantelung (Myelinscheiden) der Nervenbahnen (Axone) angreift und beschädigt. 

Botschaften, die über die Nerven transportiert werden, kommen in der Folge immer langsamer und ohne medizinische Behandlung gar nicht mehr an. 

Diese Schädigungen äußern sich dann häufig in Symptomen wie Sehstörungen, Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen. Doch gibt es nicht „das eine“ typische Krankheitsbild. Symptome und Anzeichen können komplett unterschiedlich und für Außenstehende nicht direkt zu erkennen sein. MS wird daher auch als die Krankheit der 1.000 Gesichter bezeichnet. 

Häufig sind Koordinationsprobleme, Sehstörungen oder Lähmungen. Aber auch Gefühlsstörungen der Haut, die sich als Kribbeln, Missempfindungen oder Taubheitsgefühl äußern, sind möglich. Viele berichten von „Fatigue“, einem Zustand massiver, oftmals unerklärlicher und vor allem wiederkehrender Erschöpfung. 

Trotz der Tatsache, dass MS weltweit Millionen von Menschen betrifft, gibt es immer noch viele Vorurteile und falsche Informationen darüber.

Mythos Nr. 1: MS steht für Muskelschwund

Das ist falsch. MS steht für Multiple Sklerose und ist eine chronisch entzündliche, nicht ansteckende Erkrankung des zentralen Nervensystems. Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper und zerstört Teile der Nervenfasern, die maßgeblich an der Weiterleitung von Impulsen beteiligt sind. 

Durch die Erkrankung sind vielfache (= multiple) Stellen des Nervensystems betroffen, sodass in der Folge verschiedene Symptome auftreten können, beispielsweise Muskelschwund. Das variiert von Patient zu Patient.  

Welt-MS-Tag 2023: „GeMeinSam stärker als die Multiple Sklerose“

Am 30. Mai findet der Welt-MS-Tag bereits zum 15. Mal statt. Das diesjährige Motto lautet „geMeinSam – nicht allein mit Multipler Sklerose“. 

Ziel des Aktionstages ist es, die Menschen auf die „Krankheit mit 1.000 Gesichtern“ aufmerksam zu machen, über sie aufzuklären und den mehr als 280.000 erkrankten Menschen in Deutschland Unterstützung anzubieten, Mut zu machen und sie miteinander zu verbinden. 

Mythos Nr. 2: MS betrifft immer nur Frauen

Das ist falsch. Frauen sind zwar doppelt so häufig betroffen, aber MS tritt auch bei Männern auf. Die Krankheit kann tatsächlich jeden treffen, egal in welchem Alter. 

Am häufigsten tritt die Erkrankung erstmals zwischen 20 und 40 Jahren auf. Es gibt allerdings Fälle von MS, die bei Kindern oder älteren Erwachsenen diagnostiziert wurden. Warum das so ist, ist noch nicht geklärt. Es ist möglich, dass manche Faktoren wie Hormone, ein schwaches Immunsystem oder die Umwelt einen Einfluss darauf haben könnten.

Mythos Nr. 3: Sport ist bei MS verboten

Auch das ist falsch, denn anders als oft vermutet ist körperliche Betätigung bei MS sogar sinnvoll. Neben den allgemeinen Vorteilen bringt Sport bei MS-Patienten noch weitere Vorteile mit sich: Symptome wie Fatigue, Spastik, Schwächen oder auch Koordinationsprobleme können laut der dmsg (Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft) dadurch verbessert werden.

Wichtig ist jedoch eine geeignete Sportart zu wählen und auf die persönlichen Belastungsgrenzen zu achten.

Mythos Nr. 4: Ob man MS hat, kann man über einen Selbsttest herausfinden

Das ist falsch. Um MS festzustellen, sind einige körperliche Untersuchungen, Tests und bildgebende Verfahren notwendig. Ein Arzt erhebt eine ausführliche Anamnese und untersucht den Patienten auf MS-typische Symptome. 

Im Kernspintomographen zeigen sich Veränderungen im Gehirn und Rückenmark, die oftmals mit MS in Verbindung gebracht werden. Über eine Punktion des Knochenmarks lassen sich spezifische Proteine im Nervenwasser untersuchen, die bei MS-Patienten häufig sind. Auch die elektrischen Aktivitäten im Gehirn und Rückenmark können in Tests gemessen werden und Hinweise auf MS geben.

Mythos Nr. 5: Mit MS landet man immer im Rollstuhl

Unter MS-Betroffenen ist die Angst vor dem Rollstuhl weit verbreitet. Realität muss sie dennoch nicht werden. Leider gibt es für MS keine einheitliche Behandlung, da jeder Erkrankungsverlauf anders ist. 

Wichtig ist, sich von einem Neurologen oder anderen Facharzt behandeln zu lassen, der Erfahrung mit MS hat. Meist ist eine Behandlung mit Medikamenten nötig, um die Häufigkeit und Schwere der Schübe zu verringern, die Symptome zu kontrollieren und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern. 

Man selbst hat auch Einfluss: Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, viel Schlaf und Bewegung kann hilfreich sein.