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Was ist eigentlich das Liquorverlustsyndrom?

Typisch für das Liquorverlustsyndrom sind orthostatische Kopfschmerzen. Sie lassen im Liegen schnell nach. | Bild: Rummy & Rummy / AdobeStock

Undichte Stelle als Ursache

Das Liquorverlustsyndrom wird auch als Liquorleck bezeichnet. Das lässt auf die Ursache des Krankheitsbildes schließen: Durch ein Leck geht Liquor verloren. 

Normalerweise umspült das Nervenwasser in einem geschlossenen System Gehirn und Rückenmark. Durch den Liquorverlust und den entstehenden Unterdruck sinkt das Gehirn in aufrechter (orthostatischer) Körperposition etwas ab. Die dadurch entstehenden Zugkräfte führen zum Kopfschmerz. Typischerweise geht der Schmerz beim Hinlegen schnell wieder zurück.

Übeltäter: scharfer Knochensporn

Die Ursache für die Kopfschmerzen liegt im Rücken. Am häufigsten tritt ein Leck nämlich im Bereich der unteren Halswirbelsäule oder der Brustwirbelsäule auf. Die undichte Stelle wird in vielen Fällen durch einen kleinen Knochensporn an der Wirbelsäule verursacht. Dieser entsteht zum Beispiel, wenn Wirbel aneinanderreiben. Der Knochensporn durchsticht die Rückenmarkshaut (spinale Dura). 

Manchmal gibt es auch eine andere Ursache für den Liquorverlust. So kann zum Beispiel ein (Bagatell-)Trauma wie eine Prellung zu einem kleinen Einriss der Rückenmarkshaut führen. Auch eine diagnostische Liquorpunktion (Lumbalpunktion) kann zu einem Loch in der Rückenmarkshaut führen.

Beschwerden von mild bis massiv

Die Kopfschmerzen beim Liquorverlustsyndrom können ganz unterschiedlich schwer ausfallen. Manche Patienten bekommen erst im Laufe des Tages milde orthostatische Kopfschmerzen. Andere entwickeln im Stehen sofort massivste Schmerzen, sodass sie kaum das Bett verlassen können.

Eine Vielzahl weiterer Symptome kann hinzukommen: Tinnitus, Hör- und Sehstörungen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie Bewusstseinsstörungen.

Behandlung mit Eigenblutinjektion

Ein Liquorleck lässt sich mittels Magnetresonanztomographie (MRT) diagnostizieren. Um es zu beheben, kann eine kleine Menge Eigenblut an die entsprechende Stelle injiziert werden. Das Blut verklumpt und schließt im Idealfall das Leck.

Es ist auch möglich, das Loch im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs operativ zu verschließen und den Knochensporn zu entfernen. Ein Liquorleck infolge einer Lumbalpunktion heilt meist von selbst. 

Jährlich sind in Deutschland circa 5.000 bis 6.000 Menschen von einem Liquorverlustsyndrom betroffen – Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer. Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei ungefähr 40 Jahren. Quellen: Universitätsklinikum Freiburg; Avicenna Klinik für Wirbelsäulenchirurgie und Neurochirurgie Berlin 

Liquorverlustsyndrom in Kürze

  • Auch als Liquorleck bezeichnet; durch ein kleines Loch in der Rückenmarkshaut tritt Liquor ins umgebende Gewebe aus.
  • Häufige Ursache: scharfer Knochensporn an der Wirbelsäule durchbohrt Rückenmarkshaut.
  • Liquorverlust wirkt sich im Kopf aus: Unterdruck im Gehirn führt zu Kopfschmerzen in aufrechter Körperhaltung; Schmerzlinderung beim Liegen.
  • Unterschiedliche Ausprägungsgrade, meist Begleiterscheinungen wie Wahrnehmungsstörungen.
  • Ursächliche Behandlung möglich: Verschluss des Lecks durch Eigenblutinjektion oder operativ.
  • Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer.