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Leseprobe PTAheute 08/2022: Sonnenschutz: Immer mit dabei

Foto: Jacob Jolibois – unsplash.com

Nach den langen grauen Wintertagen freuen sich viele auf den Urlaub, um die Sonne zu genießen, und auf eine leicht gebräunte Haut. Doch dabei sollte man den Sonnenschutz nicht vergessen, denn die Haut muss sich erst wieder an die stärkere Strahlung gewöhnen. Sie reagiert zunächst sehr empfindlich.

Die UV-Strahlung der Sonne ist für unsere Augen nicht sichtbar. Dennoch ist sie auch bei bewölktem Himmel und im Schatten vorhanden und führt zu Hautschäden. Akut bewirkt zu viel UV-B-Strahlung, dass man einen Sonnenbrand bekommt. Dieser wird immer noch von vielen Menschen als harmlos angesehen. 

Die nicht sofort sichtbaren Folgen von zu viel Sonnenstrahlung sind jedoch weitaus schwerwiegender, denn es kommt zur Bildung von freien Radikalen in tieferen Hautschichten. Die dabei entstehenden Schäden an der DNA können von den körpereigenen Reparatursystemen nicht mehr behoben werden, vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs sind die Folgen. Dabei ist UV-Strahlung der weitaus größte Risikofaktor für Hautkrebs, die Erkrankungszahlen sind in den letzten 40 Jahren weltweit stark gestiegen. 

UV-Filter

Der zentrale Inhaltsstoff von Sonnencremes ist der chemische oder physikalische UV-Filter, der uns vor UV-A- und UV-B-Strahlung schützt. Chemische Filter wirken, indem sie in tiefere Schichten der Haut eindringen und die Strahlung durch eine chemische Reaktion in Wärme umwandeln. Häufig werden mehrere Filter miteinander kombiniert, um eine bessere Wirkung zu haben. Seit einiger Zeit sind sie jedoch in Verruf geraten. So haben Untersuchungen ergeben, dass sich bestimmte chemische UV-Filter in der Umwelt anreichern und zum Absterben von Korallenriffen führen. 

Dazu gehören die Substanzen Octinoxat und Benzophenon (Oxybenzon), die mittlerweile auf Hawaii, nicht aber in Deutschland verboten sind. Benzophenon ist außerdem möglicherweise schädlich für den Menschen, denn es kann mit dem Hormonsystem des Menschen interagieren (endokriner Disruptor), photoallergische Reaktionen hervorrufen und gilt als krebserregend. Als weniger gefährlich wird der UV-Filter Octocrylen eingestuft. Diese Substanz hat jedoch den Nachteil, dass sie mit kleinen Mengen Benzophenon verunreinigt ist und im Laufe der Zeit zu Benzophenon abgebaut wird. 

Daher ist es sinnvoll, die Sonnencreme vom letzten Jahr nicht erneut zu verwenden, sondern eine neue zu kaufen. Manche Hersteller werben damit, dass ihre Produkte keine umweltschädlichen UV-Filter oder Mikroplastik („korallenfreundlich”) enthalten, und verzichten außerdem auf weitere möglicherweise gesundheitsschädliche Zusatzstoffe.

Die Alternative zu chemischen Filtern sind die physikalischen Filter Zinkoxid und Titandioxid. Sie liegen auf den oberen Hautschichten auf und reflektieren die Sonnenstrahlung. Daher gelten sie als besser verträglich als chemische Filter. 

Nachteilig ist, dass sich die Cremes nicht so gut verteilen lassen und nach dem Auftragen eine weiße Schicht zurückbleiben kann. Um das zu verhindern, sind die Filter häufig in Form von Nanopartikeln enthalten. Der UV-Schutz wird dadurch verbessert, doch die Partikel können aufgrund ihrer geringen Größe in tiefere Hautschichten eindringen und sich in der Umwelt anreichern. Titandioxid wird seit einiger Zeit als möglicherweise krebserregend eingestuft, Nanopartikel, die in die Lunge gelangen können, zum Beispiel in Form von Sonnenschutzsprays, sind nicht mehr erlaubt.

Wie anwenden?

Trotz dieser nicht ganz unproblematischen Einschätzungen rät das Bundesamt für Strahlenschutz, auf keinen Fall auf den Sonnenschutz zu verzichten, denn der Nutzen für die Haut ist bei Weitem höher als mögliche Schäden durch UV-Filter. Beim Kauf der Sonnencreme sollte man auf einen ausreichend hohen Lichtschutzfaktor (LSF oder englisch Sun Protection Factor SPF) achten. Dieser verlängert die Eigenschutzzeit der Haut um den angegebenen Wert. Wie schnell man ohne Sonnenschutz einen Sonnenbrand bekommt, ist davon abhängig, wie hell die Haut ist. 

In Deutschland haben die meisten Menschen eine helle Haut mit einer geringen Eigenschutzzeit von 10 bis 20 Minuten, sodass sie einen hohen Lichtschutzfaktor (zum Beispiel 30 oder 50) benötigen. Die Sonnencreme verlängert die Schutzzeit jedoch nur dann um das 30- oder 50-fache (zum Beispiel von 10 auf 500 Minuten), wenn das Mittel ausreichend dick aufgetragen wird. Bei der Bestimmung des Lichtschutzfaktors im Labor wird eine Menge von zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut verwendet, das heißt, für den Schutz des gesamten Körpers müssen drei bis vier Esslöffel pro Tag aufgetragen werden. 

Trägt man nur halb so viel auf, reduziert das den Lichtschutzfaktor nicht „nur” um die Hälfte, sondern um wesentlich mehr. Wer sich längere Zeit in der Sonne aufhält, stark schwitzt oder schwimmen geht, muss den Schutz erneuern. Das gilt auch, wenn die Cremes als „wasserfest” oder „extra wasserfest” deklariert sind. Diese Angabe bedeutet, dass nach zwei- beziehungsweise viermal 20 Minuten Aufenthalt im Wasser noch die Hälfte des Lichtschutzfaktors erhalten sein muss. Leider schützt das erneute Auftragen der Sonnencreme nicht noch einmal genauso lang wie beim ersten Mal, der bestehende Schutz wird lediglich aufrechterhalten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zahlreiche Hersteller bieten auf die individuellen Bedürfnisse der Haut zugeschnittene Produkte zum Sonnenschutz an.  
  • Gesichtssonnencremes lassen sich leicht auftragen, können mattieren, abdecken oder zusätzlich pflegen. Für unterwegs sind Kombiprodukte für Gesicht und Lippen gut geeignet.
  • Bestimmte chemische UV-Filter werden als umweltschädlich eingestuft und können mit dem menschlichen Hormonsystem interagieren.

Für unterwegs

Wer seinen Sonnenschutz unterwegs erneuern möchte, ist mit einem kompakten Kombiprodukt gut beraten. Das ist vor allem bei den sogenannten Sonnenterrassen wie Stirn, Nase, Ohren und Lippen, die besonders stark der Sonne ausgesetzt sind, wichtig. Die Produkte enthalten eine kleine Menge einer Lotion und einen Stift, der im Deckel integriert ist, zum Schutz der Lippen (zum Beispiel Cetaphil Sun to go Liposomale Lotion und Stick SPF 50+, Ladival Aktiv Sonnenschutz für Gesicht und Lippen LSF 30 oder 50). Laut den Angaben des Herstellers ist das Produkt von Cetaphil extra wasserfest, schützt auch vor Kälte und muss wegen der liposomalen Zubereitung weniger häufig aufgetragen werden. Auch in dem Produkt von Ladival sind keine PEG-Emulgatoren und kein Parfüm enthalten.  

Noch kleiner ist der Idéal Soleil Sonnen Stick von Vichy, der für schwer zugängliche Stellen entwickelt wurde. Er eignet sich außerdem zum Schutz der Lippen, was vor allem bei Menschen wichtig ist, die gelegentlich an Lippenherpes erkranken, denn intensive Sonneneinstrahlung kann einen Ausbruch auslösen. Weitere Sonnenschutzsticks sind beispielsweise der Ladival Stick mit LSF 50+ für Sonnenterrassen, Lippen und Narben und La Roche-Posay Anthelios Stick LSF 50+.  

Besonders empfindlich ist außerdem die Kopfhaut. Nicht nur Männer mit lichtem Haar oder Glatze bekommen schnell einen Sonnenbrand, sondern auch der Scheitel von Frauen ist gefährdet. Das Produkt Solvinea Liquid AK LSF 30 von Dermasence verspricht Abhilfe. Es soll aktinischen Keratosen (AK) vorbeugen, das sind dauerhafte Hautschädigungen durch zu viel Sonneneinstrahlung. Es ist transparent und kann mit der Dosierspitze sehr präzise auf den Scheitel aufgetragen werden. Auch das Fluid La Roche-Posay Anthelios Invisible Fluid lässt sich ohne weiße Rückstände am Scheitel oder in dünnem Haar auftragen.        

Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „Dieses Produkt ist gut für unterwegs geeignet. Es enthält eine kleine Menge Lotion und vorne im Deckel ist ein Stift, mit dem Sie die empfindliche Haut der Lippen schützen können. Wenn Sie sich längere Zeit in der Sonne aufhalten möchten, brauchen Sie größere Mengen und müssen regelmäßig nachcremen.”
  • „Ich verstehe Ihre Verunsicherung wegen der negativen Schlagzeilen von UV-Filtern. Trotzdem sollten Sie nicht auf den Sonnenschutz verzichten, das Risiko für Hautkrebs ist weitaus größer.”

Für das Gesicht

Damit der Schutz vor der Sonne nicht nur im Urlaub, sondern auch im normalen Alltag gelingt, gibt es zahlreiche Produkte für unterschiedliche Hautbedürfnisse. Besonders wichtig ist der Schutz der empfindlichen Gesichtshaut. Während der Körper einfach mit Kleidung bedeckt werden kann, ist das Gesicht ständig der UV-Strahlung ausgesetzt. Gleichzeitig ist die Haut sehr empfindlich, denn sie ist dünner. Von Frühjahr bis Herbst sind daher pflegende Tagescremes empfehlenswert, die zusätzlich einen Lichtschutzfaktor enthalten, um die empfindliche Haut zu schützen. Im Winter ist ein Lichtschutzfaktor bei gesunder Haut wegen der weniger intensiven Sonneneinstrahlung nicht immer erforderlich, Ausnahmen sind Aufenthalte im Gebirge oder im Schnee.

Einen noch besseren Schutz als Tagescremes bieten spezielle Sonnencremes, die auf die Bedürfnisse der Gesichtshaut abgestimmt sind und in kleinen Tuben angeboten werden. Es gibt Produkte für fettige und unreine Haut, al­lergische Haut sowie für empfindliche oder atopische Haut. Oft lassen sie sich leichter auftragen als Sonnencremes, mattieren die Haut oder sind leicht getönt. Außerdem gibt es Produkte mit extra Pflege, diese enthalten häufig Hyaluronsäure (z. B. Ladival Anti-Age). 

Für Menschen, die zu Pigmentflecken neigen, bietet Eucerin Produkte mit dem Wirkstoff Thiamidol, der die Umwandlung von Tyrosin in das Bräunungspigment Melanin verhindert (Eucerin Pigment Control Sun Fluid LSF 50+). Die meisten Gesichtssonnencremes enthalten chemische Filter und müssen am besten etwa 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne aufgetragen werden. Eine Ausnahme ist die Avène Kompaktsonnencreme, ein Make-up mit ausschließlich physikalischen Filtern (Titandioxid und Zinkoxid). Es ist laut Herstellerangaben sehr gut verträglich, deckt gut und eignet sich bei Neurodermitis, allergischer Haut oder Rosazea und nach Operationen.