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Seit 1. Juni: Rimegepant bei Migräne in Deutschland verfügbar

Mann mit Brille fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen und hat die Augen zu
Bei akuten Migräneattacken und zur Prophylaxe steht Betroffenen in Deutschland nun auch Rimegepant zur Behandlung zur Verfügung. | Bild: Prostock-studio / AdobeStock

Bereits im April 2022 hat die Europäische Kommission Rimegepant (Vydura®) für die Migränetherapie zugelassen. Bisher war das Arzneimittel allerdings nicht in Deutschland verfügbar. Das hat sich jüngst geändert: Seit dem 1. Juni ist das Arzneimittel in der Lauer-Taxe gelistet und soll laut Hersteller Pfizer voraussichtlich in der zweiten Monatshälfte auf dem deutschen Markt erhältlich sein.

Rimegepant: Neue Wirkstoffklasse und neue Möglichkeiten

Das Besondere: Rimegepant ist nicht nur der erste Vertreter einer neuen Gruppe von Migränetherapeutika – der „Gepante“. Vydura® ist auch das erste Arzneimittel, das Migränepatienten, die monatlich unter mindestens vier Migräneattacken leiden, sowohl für die Behandlung akuter Migräneattacken als auch vorbeugend zur Prophylaxe neuer Migräneanfälle anwenden können.

Gut zu wissen: Zwei Gepante in Deutschland verfügbar

Rimegepant ist das zweite verschreibungspflichtige Gepant auf dem deutschen Markt. Bereits seit März 2025 ist Atogepant (Aquipta®) des US-Herstellers Abbvie in zwei Dosierungen – 10 mg und 60 mg – verfügbar. Allerdings wird der Wirkstoff ausschließlich prophylaktisch eingesetzt.

Wie wirkt Rimegepant?

Rimegepant greift an einem in der Prophylaxe von Migräne bereits genutzten System ein und adressiert CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide). Dabei blockiert Rimegepant den CGRP-Rezeptor reversibel. 

Zur Erinnerung: Auch Migräne-Antikörper adressieren CGRP

CGRP ist auch das Ziel der Migräne-Antikörper Erenumab (Aimovog®), Eptinezumab (Vyepti®), Fremanezumab (Ajovy®) und Galcanezumab (Emgality®), die ausnahmslos parenteral verabreicht werden müssen (subkutan oder intravenös). 

Dass auch die Migräne-Antikörper irgendwann zur Akuttherapie – und nicht ausschließlich zur Prophylaxe – eingesetzt werden können, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Zumindest der jüngste Antikörper, Eptinezumab, half in Studien auch bei akuten Attacken: Die Patienten waren schneller und häufiger kopfschmerzfrei, sie benötigten weniger Akutmedikation und auch neue Migräneanfälle traten später auf.

Während einer Attacke weisen Migräniker erhöhte Spiegel des Neuropeptids CGRP auf. Es erweitert die Gefäße und überträgt Schmerzsignale. Die Blockade des CGRP-Rezeptors durch Rimegepant verhindert, dass CGRP seine Wirkung entfaltet. Die Migräne-Attacke wird gestoppt und neue Anfälle ausgebremst.  

Wie wird Rimegepant eingenommen?

Migräne-Patienten können Rimegepant ohne zusätzliche Flüssigkeit als Schmelztablette (Lyophilisat) einnehmen. Dafür wird das schnell auflösende Lyophilisat auf oder unter die Zunge gelegt. Bei der Abgabe können PTA darauf hinweisen, dass die Hände beim Öffnen der Blisterpackung trocken sein müssen, damit sich die Schmelztablette nicht vorzeitig auflöst. 

Zur akuten Behandlung wird Rimegepant bei Bedarf einmal täglich und zur Vorbeugung von Migräne einmal jeden zweiten Tag eingenommen, unabhängig von den Mahlzeiten. Die empfohlene Dosierung und Tageshöchstdosis beträgt 75 mg Rimegepant, das entspricht einer Schmelztablette in Vydura®. 

Auch bei einer leicht, mittelstark oder stark eingeschränkten Nierenfunktion muss die Dosis nicht angepasst werden. Allerdings sollte Rimegepant bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz (geschätzte Kreatinin-Clearance < 15 ml/min) oder stark eingeschränkter Leberfunktion vermieden werden.

Vorsicht: Gleichzeitige Einnahme mit CYP3A4-Inhibitoren meiden

Werden gleichzeitig mittelstarke CYP3A4-Inhibitoren und/oder starke P-gp-Inhibitoren eingenommen, sollte innerhalb von 48 Stunden keine weitere Rimegepant-Dosis appliziert werden. Die gleichzeitige Einnahme von starken CYP3A4-Inhibitoren wird nicht empfohlen und auch starke CYP3A4-Induktoren können die Wirkung von Rimegepant beeinflussen und abschwächen, sodass sie nicht gleichzeitig angewendet werden sollten.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Rimegepant zählen

  • Übelkeit,
  • Überempfindlichkeit (allergische Reaktion) einschließlich Dyspnoe (Atembeschwerden) und
  • schwerer Hautausschlag.

Überempfindlichkeitsreaktionen – auch schwerwiegende – können noch Tage nach der Einnahme auftreten. Beim Auftreten einer solchen Reaktion ist die Behandlung sofort zu beenden.