Vegetarische Ernährung möglich: Kinderernährung: Es geht auch ohne Fleisch
Ein Forscherteam untersuchte über einen Zeitraum von drei Jahren 9.000 Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und acht Jahren. 250 Kinder aus der gesamten Gruppe wurden vegetarisch ernährt. Die regelmäßig erfassten Gesundheitsdaten zeigten keine wesentlichen Größen- und Gewichtsunterschiede zwischen vergleichbar alten Kindern, egal ob sie Fleisch aßen oder nicht. Auch die im Blut gemessenen Eisen-, Cholesterin- und Vitamin-D-Werte wichen nicht voneinander ab.
Allerdings stellten die Wissenschaftler am Endpunkt der Studie fest: Die vegetarisch ernährten Kinder hatten offenbar ein doppelt so hohes Risiko, untergewichtig zu sein.
Untergewicht ein Risiko bei vegetarischer Kinderernährung?
Diese Aussage muss jedoch relativiert werden, erklärt dazu Dr. Peter von Philipsborn vom Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der sich mit entsprechenden Studien beschäftigt. Eine Schwäche der kanadischen Untersuchung liege darin, dass die absolute Zahl der Kinder, bei denen ein Untergewicht festgestellt wurde, in beiden Gruppen – bei Fleischessern und bei Nicht-Fleischessern – insgesamt sehr niedrig sei. So sei die Angabe eines „doppelt so hohen Risikos“ vermutlich eher ein Zufallsbefund, der von den Studienautoren nicht ausreichend berücksichtigt worden sei.
Zudem stellt von Philipsborn fest, dass die Daten zu Größe und Gewicht mithilfe einer Klassifikation ausgewertet wurden, die für Kinder europäischer Abstammung gilt. Kinder asiatischer Herkunft haben einen anderen Körperbau und müssen anders klassifiziert werden. Nach europäischer Einschätzung würden die Asiaten nämlich häufig als untergewichtig gelten, was jedoch objektiv nicht zutrifft.
In der kanadischen Studie lag der Anteil der Asiaten in der Gruppe mit vegetarischer Ernährung bei einem Drittel, bei den Fleisch essenden Kindern dagegen nur bei einem Fünftel. Auch diese Betrachtung relativiert die Aussage zur Häufigkeit von Untergewicht.
Vegetarische Ernährung unproblematisch für kindliche Gesundheit
Als Fazit der Studie stellt von Philipsborn fest: Die Ergebnisse stimmen überein mit allen bisherigen Befunden, dass Eltern ihre Kinder bedenkenlos vegetarisch ernähren können. Sie müssen weder gesundheitliche Nachteile noch Entwicklungsstörungen befürchten. Voraussetzung ist allerdings eine ausgewogene und von der Menge her ausreichende Kost. Das bestätigt auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die sogar eine vegetarische Ernährung für Kinder und Jugendliche empfiehlt. Eine vegane Kostform wird für diese Altersgruppe laut DGE bisher nicht empfohlen. Quelle: https://ihrs.ibe.med.uni-muenchen.de/team/wiss_mitarbeiter/peter_von_philipsborn/index.html