Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Zum Deutschen Lebensmittel-Allergietag am 21. Juni : Wenn das Immunsystem Nahrungsmittel nicht verträgt

verschiedene Lebensmittel auf einem Tisch
Welche Lebensmittel verträgt der eigene Körper und auf welche sollte besser verzichtet werden? | Bild: Daniel Vincek / AdobeStock

Die möglichen Symptome sind vielfältig: Eine Nahrungsmittelallergie kann zu Nesselsucht oder Schleimhautschwellungen, Augenrötung und Lidschwellungen, Rhinitis und Atemnot, Magen-Darm-Beschwerden oder Herz-Kreislauf-Störungen bis hin zum allergischen Schock führen. Circa 1 bis 2 Prozent der Erwachsenen und 4 bis 6 Prozent der Kinder zeigen entsprechende Reaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel. 

Die allergische Symptomatik kann kurz nach dem Verzehr, aber auch noch bis zu 72 Stunden später auftreten. In 20 Prozent der Fälle liegt ein biphasischer Verlauf vor. Das heißt, die Symptome klingen zunächst ab, treten aber nach einigen Stunden erneut auf. 

Primäre Lebensmittelallergie – typisch fürs Kindesalter 

Einer Nahrungsmittelallergie liegt grundsätzlich ein immunologisches Geschehen zugrunde. In der Regel bildet das Immunsystem auf bestimmte Eiweißstrukturen in einem Lebensmittel spezifische IgE-Antikörper. Wird dieses Lebensmittel dann erneut verzehrt, erkennen die Antikörper das Allergen und versuchen es abzuwehren. Eine solche Primärsensibilisierung auf ein Nahrungsmittel ist vor allem im frühen Kindesalter häufig. 

Kuhmilch führt dabei die Liste der Allergieauslöser mit Abstand an. Diese Allergie äußert sich häufig in Form von Durchfall. In 60 bis 80 Prozent der Fälle verschwindet die Allergie gegen Milcheiweiß bis zum sechsten Lebensjahr.

Sekundäre Lebensmittelallergie – Begleiterscheinung der Pollenallergie 

Im Erwachsenenalter spielt die sekundäre Nahrungsmittelallergie eine wichtige Rolle – sozusagen als Begleiterscheinung von Heuschnupfen. Um eine sekundäre Nahrungsmittelallergie handelt es sich, wenn eine primäre Sensibilisierung bereits auf Pollenallergene stattgefunden hat, etwa auf das Birkenpollenallergen Bet v 1. Dieses weist strukturelle Ähnlichkeiten mit dem Apfelallergen Mal d 1 auf. Im Sinne einer Kreuzallergie reagieren deshalb die gegen Bet v 1 vorhandenen Antikörper auch beim Verzehr eines Apfels. 

Eine solche pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie äußert sich meist in Form eines oralen Allergiesyndroms – also mit Juckreiz und Kribbeln im Lippen- und Gaumenbereich, einem pelzigen Gefühl im Mund sowie Schleimhautschwellungen in Mund und Rachen. 

Oft sind Birkenpollenallergiker noch von weiteren pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien betroffen, da unter anderem Kirschen, Nüsse und Karotten ähnliche Allergene wie das Bet v 1 besitzen. Viele dieser Allergene sind hitzelabil. Daher werden oft die gekochten Nahrungsmittel wie Apfelbrei oder Karottengemüse vertragen. 

Nicht verwechseln mit Nahrungsmittelunverträglichkeit 

Nicht hinter jeder vermeintlichen Nahrungsmittelallergie steckt tatsächlich ein immunologischer Vorgang. Wesentlich häufiger als echte Nahrungsmittelallergien sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, von denen immerhin 20 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Dazu zählt zum Beispiel die Laktose-Intoleranz, die aufgrund eines Enzymmangels zu Verdauungsstörungen nach Milchgenuss führt. 

Außerdem haben manche Nahrungsmittel einen hohen Gehalt an vasoaktiven Aminen wie Tyramin, Serotonin oder Histamin, zum Beispiel bestimmte Fische, Käse und Schokolade. Sie können bei empfindlichen Personen eine Pseudoallergie mit Ausschlag und Durchfall auslösen. Auch der Geschmacksverstärker Glutamat, bestimmte Aromen, Konservierungsstoffe und Lebensmittelfarbstoffe können zu Pseudoallergien führen. 

Eine Nesselsucht, die nach Genuss von Erdbeeren oder bestimmten Weinsorten auftritt, ist ebenfalls meist keine echte Allergie, sondern beruht auf einer nichtimmunologischen Histamin-Freisetzung.

Allergie-Sonderformen 

Um eine – noch relativ unbekannte – Sonderform der Nahrungsmittelallergie handelt es sich dagegen beim Krankheitsbild WDEIA (Weizen-abhängige anstrengungsassoziierte Anaphylaxie). Betroffene vertragen normalerweise Weizen. Doch in Kombination mit körperlicher Anstrengung oder anderen Triggerfaktoren wie Stress oder Alkohol entwickeln sie eine schwere allergische Reaktion. Zugrunde liegt eine IgE-vermittelte Sofortreaktion auf das Weizenprotein Omega-5-Gliadin. 

Eine andere Sonderform der Nahrungsmittelallergie, die erst vor einigen Jahren neu entdeckt wurde, ist FPIES (Nahrungsprotein-induziertes Enterokolitis-Syndrom). Es tritt vorwiegend im Säuglings- und Kleinkindalter auf. Vor allem Kuhmilch, Soja und Getreide führen hierbei zu schweren, blutigen Durchfällen. Beim FPIES spielen IgE-Antikörper ausnahmsweise keine Rolle. Vielmehr nimmt man an, dass intestinale T-Zellen aktiviert werden, die proinflammatorische Botenstoffe freisetzen, wodurch sich die Magen- und Darmschleimhaut entzündet.  

Gut zu wissen: Information und Hilfe bei (Nahrungsmittel-)Allergien 

Mit einer Nahrungsmittelallergie zu leben, bedeutet ständig wachsam zu sein. Die Organisation des Alltags ist häufig mit großen Herausforderungen verbunden. Anlässlich des diesjährigen Deutschen Lebensmittel-Allergietags am 21. Juni bietet der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) daher Betroffenen Unterstützung an.

Außerdem hat der DAAB als laufendes Angebot rollende Beratungsstellen auf Tour – die AllergieMobile. Auf www.daab.de/termine/allergiemobil/ findet man die öffentlichen AllergieMobil-Termine der nächsten Monate.