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Neue Studie deckt Zusammenhänge auf: Wie Schlafmangel zu Übergewicht führt

Wer langfristig zu wenig schläft, erhöht das Risiko für Übergewicht. | Bild: motortion / AdobeStock

Der Zusammenhang ist erwiesen: Zu wenig oder gestörter Schlaf kann dick und krank machen. Bereits fünf Tage mit verkürztem Schlaf erhöhen bei gesunden Personen das Risiko für eine Gewichtszunahme. Und schon eine Stunde Schlaf weniger pro Nacht ist auf längere Sicht mit einer Zunahme von Übergewicht, Typ-2-Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten verbunden, wie epidemiologische Studien zeigen. Schuld daran sind veränderte Stoffwechselprozesse. Doch warum kommt es dazu? Den möglichen molekularen Ursachen kam ein Forschungsteam aus Schweden auf die Spur. 

Was passiert im Körper bei zu wenig Schlaf?

Bei 15 gesunden männlichen Probanden konnten die Forscher schon nach einer einzigen durchwachten Nacht weitreichende zelluläre Veränderungen feststellen. So zeigte sich anhand von Gewebeproben aus der Skelettmuskulatur, dass in den Muskelzellen die Glykolyse reduziert war. Dies ist ein Hinweis auf abbauende (katabole) Vorgänge in diesem Gewebe, da weniger Zucker verbraucht wird, und ein möglicher Grund für den beobachteten Anstieg des Blutzuckerspiegels. 

Gegenteilig reagierten die Zellen des subkutanen Fettgewebes. In ihnen war die Glykolyse gesteigert – ein Hinweis darauf, dass aufbauende (anabole) Prozesse stattfinden, die die Fetteinlagerung fördern. Diese Vorgänge liefern eine Erklärung dafür, warum durch Schlafmangel die Fettmenge zu- und die Muskelmasse abnimmt. 

Möglicherweise werden die festgestellten Veränderungen im Energiestoffwechsel der Zellen durch hormonelle Veränderungen verursacht, die der akute Schlafmangel bewirkt. Hier spielen wohl vor allem eine erhöhte Ausschüttung von Cortisol und reduzierte Konzentrationen an Testosteron eine Rolle. 

Auch nimmt bei Schlafmangel die nächtliche Freisetzung von Wachstumshormonen ab. Die Forscher konnten mit ihrer Studie außerdem zeigen, dass der akute Schlafmangel die DNA-Methylierung im Fettgewebe verändert, was das Ablesen von Genen beeinflusst. 

Schlafmangel weckt Lust auf Süßes

Neben den Veränderungen im zellulären Energiestoffwechsel machen Experten weitere Faktoren dafür verantwortlich, dass zu wenig Schlaf ein Dickmacher ist. So konnten frühere Studien nachweisen, dass Schlafmangel die Balance Hunger regulierender Hormone stört: Die Bildung des „Sättigungshormons“ Leptin nimmt ab, die des „Hungerhormons“ Ghrelin zu, sodass der Appetit gesteigert ist. Außerdem scheint Schlafmangel zu Aktivitätsänderungen im Belohnungszentrum des Gehirns zu führen. Ungesunde, hochkalorische Lebensmittel wie Süßigkeiten oder Chips sind dann besonders verlockend. Quellen: Science Advances, Aug. 2018; www.aerzteblatt.de; Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V.