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Was ist eigentlich die Purging-Störung?

Betroffene von einer Essstörung wollen bloß kein Gramm zunehmen. Die Purging-Störung ist eine Form der Essstörung, die sich allerdings in einem zentralen Merkmal deutlich von der Bulimie unterscheidet. | Bild: Drazen / AdobeStock

Der englische Begriff „Purging“ bedeutet „reinigen, abführen“. Im Zusammenhang mit Essstörungen versteht man unter „Purging“ Verhaltensweisen, die eine Gewichtszunahme verhindern. Man kennt das insbesondere von der Bulimie (Ess-Brech-Sucht), bei der die Betroffenen oft nach Essanfällen absichtlich erbrechen oder Abführmittel missbrauchen. 

„Purging“-Maßnahmen – ohne vorherige Essattacken 

Auch bei der Purging-Störung führen die Betroffenen Erbrechen herbei oder betreiben Medikamentenmissbrauch, vor allem mit Laxantien, Diuretika oder Schilddrüsenmedikamenten. Auch hier steht die Angst vor einer Gewichtszunahme im Zentrum. Es wird alles unternommen, um ein Zunehmen zu verhindern. Doch ein zentrales Merkmal der Bulimie fehlt bei der Purging-Störung: die unkontrollierten Essanfälle, bei denen in kurzer Zeit enorme Mengen von Nahrung aufgenommen werden. Personen mit einer Purging-Störung essen normal. Dennoch meinen sie, zu viele Kalorien aufgenommen zu haben und dagegen etwas unternehmen zu müssen. 

Risiko schwerer Gesundheitsfolgen 

Die Purging-Störung ist mit ähnlichen Risiken verbunden wie die Bulimie. Durch die extremen Maßnahmen zur Gewichtsbegrenzung können zum Beispiel Elektrolytstörungen und Nährstoffmangel entstehen. Häufiges Erbrechen schädigt zudem Zahnschmelz und Zahnfleisch. Auch der Magenschließmuskel kann dadurch Schaden nehmen, ebenso die Speiseröhre und die Stimmbänder. Das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl wird gestört oder kann ganz verschwinden. 

Die Behandlungsempfehlungen für eine Purging-Störung orientieren sich an denen für die Bulimie. Zum Einsatz kommen daher Psychotherapie, vor allem kognitive Verhaltenstherapie, sowie das Antidepressivum Fluoxetin. 

Noch keine eigenständige Diagnose 

Im Gegensatz zur Bulimie ist die Purging-Störung bisher wenig erforscht. Sie wird deshalb mit anderen „atypischen“ Essstörungen zusammengefasst. Im aktuellen Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen (DSM 5) findet man sie in der Kategorie „Andere näher bezeichnete Fütter- und Essstörungen“. Die Purging-Störung sollte jedoch nach Meinung von Experten eine eigenständige Diagnose darstellen. Dann könnte sie möglicherweise auch gezielter behandelt werden. 

Neue Studienergebnisse aus den USA weisen darauf hin, dass es sich bei Bulimie und Purging-Störung tatsächlich um getrennte Krankheitsbilder handelt. Denn nur ein kleiner Teil von Frauen mit Purging-Störung entwickelte in der Studie irgendwann eine Bulimie.

Purging-Störung in Kürze

  • Essstörung mit „Purging“-Verhalten, d. h. Einsatz unangemessener Maßnahmen zur Gewichtsbeeinflussung wie selbst induziertes Erbrechen, Laxantien-Missbrauch etc.
  • Kein Auftreten von Essattacken – im Gegensatz zur Essstörung Bulimie
  • Wie bei Bulimie mögliche Gesundheitsgefahren wie Elektrolytstörungen, Nährstoffmangel, Zahnschäden
  • Therapie wie bei Bulimie: Psychotherapie, Fluoxetin
  • Krankheitsbild bisher keine eigenständige medizinische Diagnose, sondern in Restkategorie mit atypischen Essstörungen klassifiziert