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Neues aus der Forschung: Wie das Gehirn im Alter fit bleibt

Bewegung und soziale Kontakte helfen, auch im Alter geistig fit zu bleiben. | Bild: Halfpoint / AdobeStock

Ein gut funktionierendes Gedächtnis bis ins hohe Lebensalter ist der Wunsch vieler Menschen. Dabei ist es ein großes Ziel, bis ans Lebensende keine Einschränkungen in den kognitiven Fähigkeiten zu vermerken. Das gelingt bisher nur einem kleinen Teil, denn die Frage, was man dagegen tun kann, ist noch nicht ausreichend beantwortet. 

In anderen Bereichen der Altersforschung z. B. zu Gebrechlichkeit, Demenz oder Morbus Alzheimer sind die Erkenntnisse schon umfänglicher und es stehen immerhin einige Therapiemöglichkeiten in Aussicht bzw. zur Verfügung. 

Noch ein junges Forschungsfeld

Die Frage, welche Gemeinsamkeiten gesund alternde Menschen vereinen, ist erst seit wenigen Jahren Thema von Forschungsarbeiten. Was haben diese im Leben anders gemacht als jene Personen, welche nun Gedächtnisprobleme haben?

Neben dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) ist auch die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz im Gebiet der Gedächtnisforschung aktiv. Die Forschungsarbeit umfasst Bereiche der Psychologie und Neurobiologie. 

Professor Dr. Oliver Tüscher von der Universität in Mainz betont in einem Interview, dass in den letzten 30 Jahren kein neues Medikament auf den Markt gekommen sei, welches im Bereich der Resilienz ansetzt. Der Begriff beschreibt eine Art psychische Widerstandsfähigkeit bzw. die Anpassungsfähigkeit des Gehirns auf Veränderungen zu reagieren. Diese ist bei allen Menschen unterschiedlich ausgeprägt und lässt im Alter zunehmend nach. Beispielsweise können ältere Personen, bei denen diese Fähigkeit nicht mehr ausreichend gut funktioniert, bei einer Fahrt mit dem ICE nicht adäquat auf eine umgekehrte Wagenreihenfolge reagieren. Diese spontane Änderung kann alleine nicht mehr bewältigt werden. Indem man die Schutzmechanismen des Gehirns erforscht und dadurch besser versteht, können solche Gedächtnisprobleme des Alters besser verstanden werden.

Geistige Fitness hängt mit Lebensumständen zusammen

Um die Ursachen dieser Resilienz zu erforschen, werden Personen einbezogen, die im Vergleich zu Altersgenossen lange kognitiv gesund bleiben. So haben Forscher bereits herausgefunden, dass es bei gesunden Älteren mehr Verknüpfungen von Strukturen im Gehirn gibt als bei der Kontrollgruppe mit erhöhtem Gedächtnisverlust. Aktuell wird erforscht, in welcher Intensität die beiden Hirnhälften genutzt werden.

Aktueller Forschungsstand: So bleiben wir länger fit im Kopf

  • Körperlich stark aktive ältere Menschen schneiden bei Gedächtnis-Tests allgemein besser ab. Eine lange Gehirngesundheit steht also in Verbindung mit ausreichend Bewegung im Alltag.
  • Eine mediterrane Ernährungsweise verbessert die kognitive Gesundheit. Dieser Zusammenhang konnte in einer Studie bereits biologisch nachgewiesen werden.
  • Soziale Interaktionen mit anderen Menschen sind wichtiger für die geistige Fitness als reine kognitive Aufgaben wie das Lösen von Kreuzworträtseln.

Diese ersten, wagen Aussagen der Forschung beziehen sich darauf, ob wir Menschen überhaupt einen Einfluss darauf haben, kognitiv gesund zu altern. Professor Dr. Oliver Tüscher erläutert, dass aktuelle Ergebnisse aus der Langlebigkeitsforschung darauf hindeuten, dass nur 10% der Menschen diese geistigen Einschränkungen aufgrund von genetischen Faktoren erfahren. 90% der Ursachen liegen demzufolge in den Bereichen Lebensstil, Lebenserfahrungen, Erlebnissen und dem sozialen Umfeld.

Umgang mit Krisen: Auch eine Frage des Alters

Während der Corona-Pandemie wurde deutlich, dass ältere Menschen in der Krise mit verbesserter psychischer Anpassungsfähigkeit reagierten und es eher die jungen Menschen waren, bei denen eine Abnahme der Resilienz zu verzeichnen war. Die Ursachen für diesen Unterschied sind schwer zu erklären. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ältere Menschen aufgrund ihrer Lebenserfahrung besser mit Stresssituationen umgehen können. Jungen Menschen fällt das noch nicht so leicht, weshalb sie in der Krisenzeit besonders betroffen warenQuelle: https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen/1935-wie-das-gehirn-im-alter-fit-bleibt-%E2%80%9Edie-sozial-aktiven-sind-l%C3%A4nger-kognitiv-gesund%E2%80%9C