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Gebrauchtes Spielzeug enthält Schadstoffe

Flohmarktkiste mit Puppen und Teddybären
Nachhaltig oder schädlich? Altes Spielzeug kann mit Schadstoffen belastet sein. | Bild: Bernd Rehorst / AdobeStock

Spielzeug aus zweiter Hand zu kaufen, wird immer beliebter. Denn das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern nützt auch der Umwelt. Allerdings stammen manche Produkte noch aus einer Zeit, in der für bestimmte Chemikalien noch andere Grenzwerte galten. 

Mehr giftige Stoffe in älteren Spielwaren

Erst kürzlich wurden die Ergebnisse einer schwedischen Studie im Fachblatt „Journal of Hazardous Materials Advances“ veröffentlicht, in der 157 gebrauchte und neue Spielwaren aus Plastik auf bedenkliche Stoffe hin untersucht wurden. 

„Die Konzentrationen der giftigen Stoffe waren bei den älteren Artikeln deutlich höher“, erklärt Studienleiterin Bethanie Carney Almroth. „Bei vielen der alten Bälle wurden beispielsweise Konzentrationen von Phthalaten festgestellt, die mehr als 40 Prozent des Gewichts des Spielzeugs ausmachten, was 400-mal über dem gesetzlichen Grenzwert liegt.“

Bei weichen Kunststoffen ist Vorsicht geboten

Bei älteren Spielsachen aus weichem Kunststoff rät Chemikerin Kerstin Effers von der Verbraucherzentrale NRW von einem Gebrauchtkauf ab: „(...) aus einem einfachen Grund: Das Verbot bestimmter hormonell schädigender Phthalate in Spielzeug trat in der EU erst 2005 in Kraft.“

Weil Eltern immer wieder in der Verbraucherzentrale nachgefragt hatten, ob sie ihre alten Puppen weitergeben könnten, wurde bei den Herstellern nachgefragt. Diese hätten bestätigt, „dass sie damals die heute verbotenen Weichmacher eingesetzt hatten, weil es eben noch erlaubt und das Wissen über deren Risiko noch nicht so weit war.“ Deshalb überraschen Effers die Resultate der schwedischen Studie wenig. Vermutlich seien sie auch auf Deutschland übertragbar.

Gelbe und rote Legosteine mit Cadmium belastet

Aber auch ältere Spielwaren aus hartem Kunststoff können problematisch sein: Eine Studie aus Großbritannien von 2018 zeigte, dass vor allem gelbe und rote Bausteine von Lego, die zwischen 1960 und 1981 hergestellt wurden, einen Cadmiumanteil enthielten, der die heute gültigen Grenzwerte weit überschreitet. 

Für „völlig unbedenklich“ schätzt Kerstin Effers dagegen gebrauchtes Spielzeug aus unbehandeltem Massivholz ein. „Sofern es mechanisch noch intakt ist und sich keine Kleinteile lösen, kann es verschenkt werden.“ Die Angst vor Krankheitserregern sei hier unbegründet, da man solches Spielzeug reinigen und solche aus Stoff waschen könne.

Auch neues Spielzeug mit allen Sinnen überprüfen

Doch auch neue Spielsachen sind nicht automatisch schadstofffrei, gibt Effers zu bedenken. Die schwedische Studie zeigte, dass fast 30 Prozent der getesteten neueren Spielzeuge die Grenzwerte der EU-Spielzeugsicherheitsrichtlinie überschritten haben. Außerdem ist für viele neue oder Ersatzstoffe noch nicht klar, ob und wie gefährlich sie womöglich sind.

Kerstin Effers gibt einen Tipp zum Spielzeugkauf: Sowohl neues als auch Second-Hand-Spielzeug mit allen Sinnen prüfen. Das bedeutet, dass die Ware auf scharfe Kanten oder Teile, die sich lösen und verschluckt werden könnten, hin abgetastet werden sollte. Zudem sollte man auch auf auffällige oder unangenehme Gerüche achten. „Daneben gibt es Mängel, die nicht unbedingt ein Sicherheitsrisiko darstellen, die aber zeigen, dass keine Qualitätskontrolle stattgefunden hat“, erklärt die Chemikerin. „Wenn die Bedruckung schief ist und die Nähte krumm sind, also offensichtliche Fehler durchgehen, wird bestimmt keine Sorgfalt in das Chemikalien-Management gesteckt worden sein.“

Solche schlecht verarbeiteten Spielwaren werden häufig im Internet von Händlern mit Sitz außerhalb der EU angepriesen. Von einem Kauf rät Effers dringend ab. „Auch bei Spielzeug, auf dem nur ein Importeur als Adresse angegeben ist, ist Vorsicht geboten.“ Alternativ könne man auf kleinere Markenhersteller und soziale Werkstätten zurückgreifen, die teilweise auch in Deutschland produzierten und transparent offenlegten, woraus sie ihre Puppen und Stofftiere fertigten.

Welche Siegel geben Sicherheit beim Spielzeugkauf?

Es gibt im Spielzeugbereich leider nur wenige Siegel, die eine echte Entscheidungshilfe bieten. Eines ist das GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“: Es garantiert unter Angabe der Prüfinstitution und Prüfnummer, dass die gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Sicherheit und Schadstoffe eingehalten werden. Bei Spielwaren aus Stoff könnten Textillabel wie das GOTS („Global Organic Textile Standard“) Orientierung bieten, meint Kerstin Effers.

Wenig hilfreich in Bezug auf die Sicherheit eines Spielzeugs sei hingegen das CE-Zeichen: „Das ist nur eine Selbsterklärung des Herstellers, die europäischen Gesetze einzuhalten, was dieser aber nicht durch unabhängige Drittprüfungen nachweisen muss.“ 

Bei allen Zeichen sollte immer auf das Datum der Zertifizierung geachtet werden: Denn bestimmte Phthalat-Weichmacher wurden zum Beispiel erst 2005 in der EU in Spielzeug beschränkt. Seit Mai letzten Jahres wurden die Grenzwerte für die Freisetzung von Aluminium und Formaldehyd verschärft und ab Dezember 2022 werden strengere Grenzwerte für die Freisetzung des krebserzeugenden Farbbausteins Anilin eingeführt. 

Alternative Geschenkidee: Erlebnisse und Erinnerungen

Am Ende bleibe es ein Dilemma, so Effers: „Einerseits empfehlen wir, Dinge lange zu nutzen, um Ressourcen zu sparen und nicht so viel Müll zu produzieren. Andererseits kann das gerade bei Spielwaren heikel sein.“

Sie empfiehlt daher, Kindern lieber besondere Ereignisse zu schenken, wie zum Beispiel einen Bastelnachmittag oder einen Besuch auf dem Ponyhof. „Meistens haben die Kinder ohnehin schon genug Spielzeug, sodass viele Eltern vermutlich dankbar sind, wenn die Verwandten die Geschenkeberge unter dem Weihnachtsbaum nicht noch größer werden lassen“, sagt sie. „Zumal solche Erlebnisse den Kindern noch viel länger in Erinnerung bleiben als die zigste Spielfigur.“ Quelle: dpa / mia