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Hilft Sport gegen Insulin-Resistenz im Gehirn?

Forschende fanden heraus, dass Bewegung dem Gehirn von Übergewichtigen hilft, wieder besser auf Insulin zu reagieren. | Bild: Idanupong / AdobeStock

Bei Diabetes Typ 2 und Adipositas spielt Insulin eine große Rolle. Denn bei diesen Erkrankungen werden die Körperzellen resistent gegenüber dem Hormon. Folglich muss die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin produzieren, um den Zuckerstoffwechsel aufrechtzuerhalten und den Blutzuckerspiegel zu senken. Ist der Zeitpunkt erreicht, an dem die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Insulin produzieren kann, entwickelt sich ein Insulin-Mangel.

Insulin beeinflusst das Hungergefühl

Auch unser Gehirn spielt bei der Insulin-Resistenz eine entscheidende Rolle. Bei z. B. starkem Übergewicht macht sich die fehlende Insulin-Empfindlichkeit auch in Gehirnregionen bemerkbar, die für das Sättigungsgefühl zuständig sind. In der Folge steigt das Hungergefühl. Zudem kann sich ungesundes Bauchfett vermehrt ansammeln.  

Bislang gibt es noch keine etablierte Therapie, um die Insulin-Empfindlichkeit im Gehirn in diesen Fällen wiederherzustellen.

Neue Studie gibt Hoffnung

Dies könnte sich künftig jedoch ändern: Wie Forschende des Universitätsklinikums Tübingen und Helmholtz Munich jüngst herausfanden, könnte mit ausreichend Sport die Insulin-Empfindlichkeit bei stark übergewichtigen Personen wieder hergestellt werden.

Die Forschenden haben dazu in einer klinischen Studie mit 21 übergewichtigen und fettleibigen Erwachsenen untersucht, ob Bewegung die Insulin-Empfindlichkeit im Gehirn verbessern kann. Zudem analysierten sie, wie sich die Veränderungen auf den Stoffwechsel im Körper auswirken.

An der Studie nahmen 14 Frauen und sieben Männer im Alter von 21 bis 59 Jahren teil. Die Teilnehmenden wiesen einen Body-Mass-Index von 27,5–45,5 auf. Vor Beginn und nach Ende eines 8-wöchigen überwachten Ausdauer-Trainings bestimmten die Forschenden die Insulin-Empfindlichkeit im Gehirn mithilfe einer funktionellen Magnetresonanztomographie (MRT).

Zur Erinnerung: Wann spricht man von Adipositas?

Als adipös gelten Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30. Übergewicht beginnt bei einem BMI von über 25.  

Der BMI ist der Quotient aus Körpergewicht und Körpergröße im Quadrat (kg/m2).

Acht Wochen Ausdauersport verbessert Sensitivität

Das Ergebnis erstaunte: Das Trainingsprogramm verbesserte die Wirkung des Insulins auf das Gehirn sogar so sehr, dass sie wieder das Niveau einer normalgewichtigen Person erreicht. Dadurch verbesserte sich der Stoffwechsel der Teilnehmenden, ihr Hungergefühl nahm ab und das ungesunde Bauchfett reduzierte sich.

Dr. Stephanie Kullmann vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) an der Universität Tübingen erklärt dies folgendermaßen: „Die sportliche Leistung erhöhte die insulinstimulierende Aktivität in Gehirnregionen, die u. a. für das Wahrnehmen von Hunger und Sättigung sowie für das Zusammenwirken von Motivation, Belohnung, Emotion und Bewegungsverhalten zuständig sind.“

Neuer Ansatz für Adipositas und Diabetes?

Die Studienergebnisse legen nahe, dass mit Sport einer Insulin-Resistenz im Gehirn entgegengewirkt werden kann. Dies könnte wiederum bei der Gewichtsreduktion stark übergewichtiger Personen helfen. Auch Prof. Martin Heni, Letzt-Autor der Studie, erläutert: „Die Studie deutet darauf hin, dass die Insulin-Resistenz im Gehirn möglicherweise umkehrbar ist und ein praktikables therapeutisches Ziel sein könnte, um die zentralnervöse Regulation des Stoffwechsels und des Körpergewichts wiederherzustellen und ungünstigen Auswirkungen von Adipositas entgegenzuwirken.“

Ob und inwiefern die Verbesserung der Insulin-Empfindlichkeit bei Menschen mit einem hohen Risiko für Diabetes Typ 2 zu positiven Auswirkungen auf den Stoffwechsel führen kann, ist noch unklar. Dafür sind weitere klinische Studien notwendig.