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PTAheute-Pinnwand KW 35 / 2023: Hamsterkäufe wegen Arzneimittelengpässen?

PTAheute-Pinnwand KW 35/2023
Bilder: Schelbert; ABDA; Jamrooferpix, Alex Photo / AdobeStock; Montage: PTAheute

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

Wenig Begeisterung für pharmazeutische Dienstleistungen

Vor etwas mehr als einem Jahr wurden die pharmazeutischen Dienstleistungen eingeführt. Eine damalige Apokix-Umfrage zeichnete noch ein recht optimistisch gestimmtes Bild unter den Apotheken. So sahen 71 Prozent die pharmazeutischen Dienstleistungen als einen „Meilenstein für die verbesserte Patientenversorgung“.

Die im August 2023 durchgeführte Apokix-Umfrage zeigt nun ein etwas ernüchterndes Bild. Es bieten zwar mehr Apotheken solche Dienstleistungen an, aber es gibt auch etwas mehr Stimmen, die sagen, künftig einige oder alle nicht anbieten zu wollen.

Auch bei der grundsätzlichen Bewertung der pharmazeutischen Dienstleistungen fällt das Urteil der Befragten heute nüchterner aus als vor einem Jahr: Aktuell beurteilen ihre Einführung 30 Prozent der 164 befragten Apothekenleitungen als „sehr“ oder „eher“ positiv. 37 Prozent bezeichnen sich in dieser Frage selbst als zwiegespalten, 33 Prozent werten die Dienstleistungen „eher“ oder „sehr“ negativ. Vor einem Jahr waren es noch 40 Prozent, die das neue Angebot klar positiv beurteilten.

Weitere Ergebnisse aus der Apokix-Umfrage können Sie bei daz.online nachlesen

Hamsterkäufe bei Arzneimitteln befürchtet

Das kürzlich in Kraft getretene Arzneimittellieferengpass- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) enthält einige Ansätze, um die Versorgung von wichtigen (Kinder-)Arzneimitteln sicherzustellen. Doch noch sind die Engpässe nicht überwunden.

Das zeigen auch die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage in Berliner Arztpraxen. Demnach berichten 82 Prozent der 431 teilnehmenden Praxen, dass ihre Patienten schon heute nicht mehr alle benötigten Medikamente erhalten – bei den Kinder- und Jugendärzten sind es 88 Prozent. 

Mangelware sind vor allem Antibiotika, dicht gefolgt von Blutdruck-, Fieber- und Schmerzmitteln. Häufig genannt wurden auch Asthmamedikamente und Augentropfen.

Knapp 62 Prozent der Befragten befürchten, dass sie ihre Patienten bald nicht mehr mit allen benötigten Medikamenten versorgen können. Von ihnen gehen 30 Prozent davon aus, dass das schon in den kommenden Wochen der Fall sein wird. Rund 21 Prozent befürchten so eine Situation in diesem Herbst/Winter. 

Ein gewisser Hamster-Reflex dürfte die Situation kaum verbessern: 55 Prozent der befragten Praxen berichten, dass Patienten bereits um Rezepte über Arzneien bitten, die sie erst in den kommenden Monaten benötigen.

Die Ergebnisse der KV-Umfrage finden Sie hier zum HerunterladenQuelle: daz.online / mia 

Chargenrückruf: Duloxetin beta URO 20 mg, 40 mg 

Die Firma betapharm Arzneimittel GmbH informiert über einen Chargenrückruf von Duloxetin beta URO. Davon betroffen sind  

  • Duloxetin beta URO 20 mg magensaftresistente Hartkapseln 28 und 98 Stück, Ch.-B.: 2105004693, 2105004694, 2105004695, 2105004696, 2105011854, 2105004693R  
  • Duloxetin beta URO 40 mg magensaftresistente Hartkapseln 28 und 98 Stück, Ch.-B.: 2105004697, 2105004698, 2105004699, 210500470 

Grund dafür ist, dass in diesen Chargen bei Einnahme der Tagesmaximaldosis der momentan gültige Grenzwert für die Verunreinigung N-Nitroso-Duloxetin überschritten wird. Apotheken sollen ihre Lagerbestände überprüfen und vorhandene Packungen zurückschicken an: NextPharma - Niederlassung Werne, Retourenabteilung, Eichenbusch 1 in 59368 Werne. Quelle: AMK 

EU: 134 Salmonellenfälle in Verbindung mit Hühnerfleisch

In Deutschland, Österreich, Dänemark, Belgien, Frankreich, Finnland, den Niederlanden, Irland, Norwegen, Schweden und Slowenien sind mittlerweile insgesamt mindestens 134 Fälle von Salmonellenerkrankungen aufgetreten, die vermutlich im Zusammenhang mit importiertem Hühnerfleisch stehen. Das teilt die EU-Gesundheitsbehörde (ECDC) mit.

In Deutschland haben sich demnach bislang insgesamt elf Menschen mit Salmonella Enteritidis ST11 infiziert, in Österreich ist eine Person in Folge der Erkrankung gestorben. Die meisten der Fälle seien zwischen Januar und August 2023 gemeldet worden. 

Vor rund zwei Wochen hatte die österreichische Gesundheitsbehörde über einen möglichen Zusammenhang zwischen Salmonellenerkrankungen und Hühner-Kebab aus Polen informiert. Demnach hatten fast alle in Österreich Erkrankten angegeben, kurz zuvor Hühner-Kebab gegessen zu haben. Weitere Untersuchungen ergaben, dass alle betroffenen Lokale Dönerspieße aus Polen verwendeten. Quelle: dpa / mia 

Angepasster COVID-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer zugelassen

Ein Expertenausschuss der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) hat grünes Licht für die Zulassung eines weiterentwickelten Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer in der EU gegeben. Formal muss noch die Europäische Kommission zustimmen. Es geht um ein auf die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepasstes Präparat. Es soll besser vor aktuell kursierenden Varianten schützen.

Die Unternehmen Biontech und Pfizer teilten mit, dass die Impfstoffdosen „sofort“ nach der Zulassung durch die Europäische Kommission für den Versand an die entsprechenden EU-Mitgliedsstaaten bereitstünden. Eine endgültige Entscheidung werde in Kürze erwartet. Quelle: dpa / mia 

GKV-Arzneimittelausgaben steigen moderat

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat im vergangenen Juli knapp 4,15 Milliarden Euro für Arzneimittel (ohne Impfstoffe) ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahresmonat liegt das Ausgabenplus damit bei 4,2 Prozent. Die Rezeptzahl nahm zugleich um 0,2 Prozent zu, die Zahl der Packungen nahm um 0,8 Prozent ab.

Die Zahlen ergeben sich aus Hochrechnungen für die Frühinformationen des Deutschen Apothekerverbands (DAV). Es handelt sich dabei um Bruttoumsätze inklusive Mehrwertsteuer und abzüglich der Abschläge der Hersteller und Apotheken sowie der Zuzahlung – aber ohne Berücksichtigung der durch Rabattverträge erzielten Einsparungen. 

Letztere beliefen sich nach den vorläufigen GKV-Rechnungsergebnissen im ersten Quartal 2023 bereits auf mehr als 1,3 Milliarden Euro – rund 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Quelle: daz.online / ks 

Chargenrückruf: Lamuna 20 

Die Firma Hexal AG ruft LAMUNA 20, 0,15 mg/0,02 mg Filmtabletten zurück. Betroffen ist folgende Charge:  

  • LAMUNA 20, 6x21 Filmtabletten, Ch.-B.: MC0075 (PZN 03649273)  

Aus einer Apotheke wurde eine Meldung erhalten, dass bei zwei Packungen eine Untermischung mit einem Blisterstreifen eines anderen Produktes festgestellt wurde. Dabei handelt es sich um das französische Kontrazeptivum Optimizette (mit 75 µg Desogestrel). Eine Patientengefährdung besteht auch bei versehentlicher Einnahme nicht. 

Apotheken sollen ihre Lagerbestände überprüfen und vorhandene Packungen mittels APG-Formular über den pharmazeutischen Großhandel zurücksenden. Quelle: AMK 

Apothekendichte anhand von Geodaten erfasst

Die Zahl der Apotheken sinkt von Jahr zu Jahr. Aufgrund dieser Entwicklung wird vermehrt die Frage gestellt, ob die sinkende Apothekenzahl dazu führt, dass die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland gefährdet ist. 

Wenn bislang mit der Aussage „An jeder Ecke eine Apotheke“ ein Zuviel an Apotheken angeprangert wurde, stellt sich nun die Frage: Haben wir zu wenig Apotheken? Um diese Frage zu beantworten, könnte man zum einen einen Blick auf die Distanz zwischen den existierenden Apotheken werfen und zum anderen untersuchen, wie häufig es vorkommt, dass eine bestimmte Anzahl an Apotheken innerhalb eines bestimmten Radius liegt. 

Die Resultate dieser geodatenbasierten Analyse legen den Schluss nahe, dass ein Rückgang der Apo­thekenzahl an bestimmten Orten in Deutschland nicht unbedingt die Versorgungssicherheit gefährden muss. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass die frei verfügbaren Geodaten von OpenStreetMap nicht alle deutschen Apotheken abbilden, sondern knapp 95 Prozent, dann dürfte die tatsächliche Apothekendichte noch etwas höher ausfallen.

Ein Rückgang innerhalb der gut 2.712 Apotheken (15 % aller berücksichtigten Apotheken), die in einem Umkreis von 250 m noch mindestens zwei weitere Apotheken in der Nähe haben, dürfte leichter zu verkraften sein als bei den 4.362 Apotheken (25 % aller berücksichtigten Apotheken), die eine Entfernung von mehr als 1.000 m zur nächsten Apotheke aufweisen. Wenn also über eine nach „Bedürftigkeit“ gestaffelte Honorarerhöhung diskutiert werden sollte, dann sollte zunächst der Blick für unterschiedliche Apothekendichten geschärft werden. Die ordnungspolitische Bewertung solcher Staffelungen ist dann noch eine ganz andere Frage. Quelle: daz.online / mia 

Neue Broschüre zur Selbsthilfe bei Angststörungen

Die Deutsche Angst-Hilfe e.V. hat eine Broschüre zum Thema Angststörungen veröffentlicht, die im Rahmen der Selbsthilfeförderung von der DAK Gesundheit unterstützt wurde. „Keine Angst vor der Angst“ soll eine umfassende und nachhaltige Informationsquelle für Betroffene, Angehörige und medizinische Fachkräfte darstellen.

Mithilfe der Broschüre sollen Symptome einer Angststörung besser erkannt werden können und Behandlungsmöglichkeiten sowie Selbsthilfeoptionen aufgezeigt werden. Sie kann über angstselbsthilfe.de/broschuere kostenlos bestellt werden, um sie zum Beispiel auch in Apotheken auszulegen.