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Psoriasis und schwanger: Was ist zu beachten?

schwangere Frau beim Arzt
Bei etwa 25 % bis 30 % der schwangeren Frauen können die Symptome der Psoriasis zunehmen. | Bild: fizkes / AdobeStock

Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Schuppenflechte – auch bekannt als Psoriasis. Typisch für diese entzündliche Hauterkrankung sind rote, schuppende Hautveränderungen, die häufig von Juckreiz begleitet sind.  

Die Flecken treten vor allem an bestimmten Körperstellen wie Ellbogen, Knie oder dem behaarten Bereich des Kopfes auf. Aber auch Nägel, Lymphknoten sowie Gelenke können betroffen sein.

Schuppenflechte häufig vor dem 40. Lebensjahr

Psoriasis verläuft meist in mehr oder weniger stark ausgeprägten Schüben. Bei mehr als der Hälfte der Erkrankten treten die typischen Symptome zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf – also genau zum Zeitpunkt der Familienplanung. Etwa ein Viertel dieser Patientengruppe ist weiblich und im gebärfähigen Alter.

Grundsätzlich schließt die entzündliche Hauterkrankung eine Schwangerschaft nicht aus. Jedoch sei die Psoriasis-Behandlung von schwangeren und stillenden Frauen sowie Frauen mit Kinderwunsch herausfordernd, erklärt Dr. med. Galina Balakirski, Oberärztin am Zentrum für Dermatologie, Allergologie und Dermatochirurgie am Helios Universitätsklinikum in Wuppertal.  

Unabhängig davon, wie stark die Erkrankung ausgeprägt sei, sei es wichtig, die Schwangere engmaschig zu therapieren.

Schwangerschaft kann Symptome beeinflussen

Bei etwas mehr als der Hälfte der Frauen, die mit Psoriasis in eine Schwangerschaft gehen, werden die Symptome schwächer. Bei circa jeder fünften Frau verschwinden während der Schwangerschaft die Symptome der Psoriasis nahezu vollständig – hauptsächlich aufgrund von hormonellen und immunologischen Veränderungen im Körper. Auf die Behandlung mit Arzneimitteln kann dann oft verzichtet werden.  

Allerdings kommt es bei 25 % bis 30 % der Schwangeren zu einer Zunahme der Symptome. Dies kann sich wiederum auf die Schwangerschaft auswirken und beispielsweise zu einer Frühgeburt oder einem geringen Geburtsgewicht des Kindes führen.

Gut zu wissen: Wird Psoriasis auf das Kind übertragen?

Schuppenflechte ist genetisch bedingt: Sind beide Elternteile an Psoriasis erkrankt oder trat die Hauterkrankung bereits bei Geschwistern oder Großeltern auf, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Neugeborene später ebenfalls an der Hauterkrankung leidet.

Topische Behandlung bei leichter Psoriasis

Die Therapie von Psoriasis bei schwangeren bzw. stillenden Frauen ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Dazu zählen

  • der Schweregrad der Erkrankung,  
  • die bereits eingeleitete Therapie und  
  • Besonderheiten von einzelnen Medikamenten.

Für die Behandlung der leichten Form der Schuppenflechte werden topische Corticosteroide empfohlen. Spricht diese Behandlung nicht an, wird eine UVB-Licht-Therapie angeraten. „Die UV-Lichttherapie gilt in der Schwangerschaft als unbedenklich. Allerdings kann darunter der Folsäurespiegel negativ beeinflusst werden. Daher sollten diese Patientinnen pro Tag die Standarddosis von 0,8 mg Folsäure einnehmen“, so Balakirski.

Biologika bei schwereren Formen von Psoriasis

Bei einer mittelschweren bis schweren Psoriasis reicht eine topische Behandlung nicht aus, dann sind Systemtherapeutika erforderlich. Wenn Patientinnen bereits systemtherapeutisch behandelt werden, sollte mit dem Bekanntwerden der Schwangerschaft die Therapie geprüft und ggf. angepasst werden.

Mit der erweiterten Zulassung von einigen TNF (Tumor-Nekrose-Faktor)-α-Blockern (Biologika) stehen mittlerweile wirksame und deutlich besser verträgliche Medikamente in der Schwangerschaft zur Verfügung. So ist beispielsweise Adalimumab bis zum 3. Trimenon (bis zur Schwangerschaftswoche 28) und Certolizumab über die gesamte Schwangerschaft hinweg einsetzbar.

Kontraindiziert während der Schwangerschaft

Einige Systemtherapeutika dürfen jedoch Schwangeren bzw. Frauen mit Kinderwunsch nicht verabreicht werden: So sollten beispielsweise Methotrexat (kurz: MTX; Zytostatika) und das Retinoid Acitretin (Vitamin-A-Derivat) nicht eingesetzt werden. Beide Arzneimittel können beim ungeborenen Kind zu schweren Fehlbildungen führen (teratogene Wirkung).  

Auch das Immunsuppressivum Ciclosporin wird aufgrund der möglichen Nebenwirkungen – Frühgeburt, niedriges Geburtsgewicht sowie Hypertonie und Präeklampsie bei der Mutter – mittlerweile kaum noch eingesetzt.

Da die Behandlung von schwangeren Psoriasis-Patientinnen recht komplex ist, sollte das Thema Kinderwunsch frühzeitig zwischen Arzt und Patientin zur Sprache kommen. Denn nur so kann zeitnah mit einer entsprechenden Behandlung begonnen bzw. die Therapie umgestellt werden.