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PTAheute-Pinnwand KW 50/2023: Tollwutimpfstoff, Weihnachten und Impfmüdigkeit

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Bilder: geargodz / AdobeStock, Kzenon / AdobeStock, le2jh / AdobeStock 

Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.

Mehrere Atemwegsviren parallel

Mehr als jeder Zehnte ist noch oder war gerade betroffen: Die hochgerechnete Zahl der akuten Atemwegserkrankungen in Deutschland ist vergangene Woche weiter angestiegen. Es werde von etwa 8,9 Millionen solchen Erkrankungen ausgegangen, unabhängig von einem Arztbesuch, hält das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Bericht von vergangenem Mittwoch fest. Das sei ein ähnlich hohes Niveau wie im Vorjahr um diese Zeit.

Im Wochenvergleich seien die Werte insbesondere bei den Kindern im Schulalter und jungen Erwachsenen gestiegen, schreibt das RKI. Neben Corona gebe es für diese Zeit ungewöhnlich viele Rhinovirusinfektionen (Erkältungen) sowie zunehmend RSV- und Grippefälle.

Die Grippewelle hat nach RKI-Definition nach wie vor nicht begonnen. Allerdings sprechen die Fachleute mit Blick auf stichprobenartige virologische Untersuchungen von einem auffällig steilen Anstieg der Rate positiver Proben von sogenannten Influenza A(H1N1)pdm09-Viren. Quelle: dpa / vs 

Stress und Überstunden: Beschäftigte leiden unter Personalengpässen

Der Fachkräftemangel in Deutschland wirkt sich negativ auf den Arbeitsalltag und die Zufriedenheit vieler Beschäftigter aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums.  

Der repräsentativen Umfrage zufolge erleben 61 Prozent der Menschen Personalengpässe in ihrem direkten Arbeitsumfeld. Die höhere Arbeitsbelastung äußert sich bei den Betroffenen demnach auf unterschiedliche Weise:

  • 31 Prozent haben Angst, ihre Aufgaben nicht erfüllen zu können.  
  • 55 Prozent empfinden regelmäßig Stress.  
  • 58 Prozent geben an, bei ihrer Arbeit auf die notwendige Sorgfalt verzichten zu müssen.  
  • 69 Prozent leisten häufig oder manchmal Überstunden und Mehrarbeit.  
  • 71 Prozent übernehmen Aufgaben außerhalb ihres Tätigkeitsbereichs.  

Personen, die in Unternehmen ohne Personalengpässe arbeiten, beklagen derartige Probleme deutlich seltener. Zugleich ist ihre Zufriedenheit mit dem Job insgesamt höher. 80 Prozent bewerten das Betriebsklima als gut, 82 Prozent haben Spaß bei der Arbeit.  

Um Engpässen entgegenzuwirken, kann es aus Sicht von Kunath sinnvoll sein, Quereinsteiger oder angelernte Beschäftigte zu rekrutieren oder Arbeitsprozesse zu digitalisieren. So wäre es möglich, die vorhandenen Beschäftigten zu entlasten und ihre Zufriedenheit und Produktivität zu steigern. Quelle: dpa / vs 

Keine E-Rezept-Pflicht für Zytostatika-Zubereitungen

Onkologen sind bei der Verordnung von Zytostatika-Zubereitungen ab dem 1. Januar 2024 nicht verpflichtet, das E-Rezept zu nutzen. Darauf weist der Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) in einer Pressemitteilung hin. Konkret heißt es vom Verband, dass nach der aktuell geltenden Fassung des § 360 Abs. 2 SGB V keine verpflichtende Nutzung des E-Rezepts besteht. 

Sollten Onkologen dennoch Zytostatika-Zubereitungen per E-Rezept verordnen, so der Verband, haben die Apotheken die ihnen übermittelten E-Rezepte aber unter Nutzung der Telematikinfrastruktur zu verarbeiten. „Diese Verpflichtung entfalle nur dann, wenn der Abruf des E-Rezepts aus technischen Gründen im Einzelfall nicht möglich ist.“ Quelle: daz.online 

Apothekerhilfsorganisationen rufen in der Vorweihnachtszeit zu Spenden auf

Die Hilfsorganisationen der Apothekerinnen und Apotheker rufen die Menschen in der Adventszeit zu Spenden für Projekte in aller Welt, aber auch in Deutschland auf. Schließlich erleben auch hierzulande viele Frauen, Kinder und Männer eine Vorweihnachtszeit, die vom harten Alltag auf der Straße oder ohne ausreichende Krankenversicherung geprägt ist. So gibt es in Deutschland beispielsweise Projekte der Hilfsorganisationen, die die pharmazeutische Versorgung von obdachlosen Menschen verbessern. 

Das Geld, das in den Spendenboxen von Apotheken gesammelt wird oder per Überweisung auf die Konten der Hilfswerke gelangt, fließt darüber hinaus weltweit in eine sichere Medikamentenversorgung sowie in die Ausbildung von pharmazeutischen Nachwuchskräften. Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar 2022 haben die Hilfsorganisationen auch dort dazu beitragen, die kriegsbetroffenen Regionen mit Medikamenten zu versorgen.

Die Hilfsorganisationen der Apothekerschaft sind deutschlandweit und global im Einsatz: 

  • Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V. hat nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar 2023 mehrere Lieferungen von wichtigen Arzneimitteln an lokale Gesundheitsposten organisiert.
  • Das Hilfswerk der Baden-Württembergischen Apothekerinnen und Apotheker e.V. fördert das Präventionsprojekt „Starke Kinder“, um ein gutes Körpergefühl zu entwickeln und Missbrauch vorzubeugen.
  • Das Projekt „Eine Dosis Zukunft“ der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und der Kindernothilfe sorgt dafür, dass Kinder in den Slums von Kalkutta gegen Masern, Polio und Diphtherie geimpft werden.
  • SAFE – Sächsische Apotheken für Entwicklungszusammenarbeit e. V. will dazu beitragen, dass Tuberkulose- und HIV/AIDS-Erkrankte in Namibia besser pharmazeutisch betreut und versorgt werden. Quelle: ABDA / vs 

Lieferengpass: Sanofi nimmt Tollwutimpfstoff vom Markt

Ein Blick in die Liste der Lieferengpässe von Human-Impfstoffen des Paul-Ehrlich-Institutes verrät: Bereits seit dem 6. November 2023 ist der inaktivierte Tollwut-Impfstoff Rabipur von Bavarian Nordic A/S knapp. Voraussichtlich wieder verfügbar sein soll er erst nach der Weihnachts-Reisezeit, nämlich ab dem 31. Januar 2024.

Als Alternative zu Rabipur war bislang der – wenngleich ebenfalls nur punktuell bestellbare – Tollwut-Impfstoff (HDC) inaktiviert von Sanofi aufgeführt. Nun fällt auch noch das Alternativpräparat von Sanofi weg. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat daher neue Handlungshinweise veröffentlicht. Diese beschreiben, wer (bevorzugt) eine präexpositionelle Schutzimpfung bekommen sollte und wo Apotheken Impfstoff erhalten können, wenn dieser nach einem riskanten Tierkontakt dringend gebraucht wird. Weiterführende Informationen finden Sie auf daz.online.

Warum es an Weihnachten oft Streit gibt 

Die Familie schart sich einträchtig um den festlich geschmückten Baum und singt Weihnachtslieder, bevor sich alle an der reich gedeckten Tafel zum gemeinsamen Mahl niederlassen. Filme und Lieder, die in diesen Tagen rauf und runter gespielt werden, sind voll von solchen Klischees zum Fest der Liebe. Das schürt Erwartungen und ist aus Sicht von Psychologinnen mit Schuld daran, dass die Realität oft anders aussieht.  

Viele kennen das: Man besucht als Erwachsener seine Eltern und schon nach einem Tag liegen die Nerven blank. Oder die Eltern kommen zu Besuch und der Streit lässt nicht lange auf sich warten. Grund ist, dass in der Kindheit erworbene Muster wieder anspringen, wie die Hamburger Psychologin Susanne Schmal erläutert.  

Um dies zu vermeiden und ein entspannteres Fest zu haben, rät Schmal, schon vorher innerhalb der Familie über die jeweiligen Vorstellungen zu sprechen. Wann soll der Baum geschmückt sein, wie soll die Bescherung ablaufen und braucht es wirklich ein aufwendiges Menü, das die Nerven der Köchin oder des Kochs strapaziert? Es gehe darum, ein eigenes Ideal zu schaffen jenseits der gängigen Klischees.  

Die Frankfurter Psychologin Backhaus sagt, es lohne sich, auch mit Eltern in fortgeschrittenem Alter offen zu sprechen. Die Psychologinnen raten, zu reflektieren, welche eigenen Bedürfnisse an einem solchen Abend bisher auf der Strecke bleiben. Dann müsse man den Mut fassen, dies anzusprechen, und auch nach den Bedürfnissen der anderen fragen. So könne ein Austausch darüber entstehen, welche Rituale alle gut finden und wo Änderungen sinnvoll seien. Quelle: dpa / vs 

Apotheken beklagen anhaltende Lieferengpässe

Das Problem der Lieferengpässe bei Arzneimitteln hat sich nach Auskunft der Apothekerkammer Niedersachsen deutlich verschärft. Nicht lieferbar seien zum Beispiel verschiedene blutdrucksenkende Mittel, Antidepressiva für Jugendliche oder bestimmte Asthmamittel, sagte Vorstandsmitglied Gabriele Röscheisen-Pfeifer. 

Patientinnen und Patienten rät die Kammer, sich eine Stammapotheke zu suchen, denn diese könne viel möglich machen – etwa in Absprache mit dem verschreibenden Arzt alternative Mittel besorgen oder zum Beispiel Fiebersäfte oder Zäpfchen für Kinder selbst herstellen.

Von der Bundesregierung fühlen sich die Apotheken im Stich gelassen. Ihnen werde immer mehr Bürokratie aufgebürdet, kritisieren sie. Die Lieferschwierigkeiten führten zu Mehrarbeit, die weder wertgeschätzt noch honoriert werde, sagte Röscheisen-Pfeifer. Besorgniserregend seien auch Engpässe bei Betäubungsmitteln, die in der Palliativmedizin eingesetzt werden.

Die Lieferengpässe und Versorgungsschwierigkeiten sind ein bundesweites Problem. Die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Cathrin Burs, forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu einem „konstruktiven Dialog“ mit den Apothekern auf, um die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu verbessern. Quelle: dpa / vs 

EMA empfiehlt erstmals Zulassung einer Genscheren-Therapie  

Die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) empfiehlt erstmals die bedingte Zulassung einer auf der Genscheren-Technologie Crispr basierenden Therapie. „Casgevy“ sei für die Behandlung der Sichelzellkrankheit und der Beta-Thalassämie bei Patienten ab zwölf Jahren geeignet, teilte die EMA mit.

Mit der bedingten Zulassung soll das Medikament wegen seines hohen Nutzens für Patienten schnell verfügbar werden. Die EMA fußt die Empfehlung von „Casgevy“ auf zwei Studien und eine Langzeit-Follow-up-Studie. Bis 2026 muss der Hersteller Ergebnisse weiterer Studien liefern, um Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments zu belegen.  

Einer EU-weiten Marktzulassung muss nun noch die EU-Kommission zustimmen. Großbritannien hatte „Casgevy“ bereits Mitte November dieses Jahres zugelassen. Quelle: dpa / vs 

Neue Preise für Rezepturen

Die Einkaufspreise für Rezeptursubstanzen bewegen sich schon lange weit jenseits der in der „Hilfstaxe“ festgelegten Listenpreise. Zum 31. Dezember 2023 wurde die Hilfstaxe vom DAV fristgerecht gekündigt. Wie erfolgt nun die Preisbildung für Rezepturen, die nach dem 1. Januar 2024 mit den Krankenkassen abgerechnet werden? Mehr dazu erfahren Sie auf daz.online.

Impfmüdigkeit: Schutz vor Infektionskrankheiten

Zurzeit häufen sich die Aufrufe von Ärzteverbänden und Gesundheitspolitikern, sich impfen zu lassen, gegen Corona, Grippe usw. Die Infektionszahlen steigen an, doch nur wenige Menschen nehmen die Impfangebote wahr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, führt das auf den „enormen öffentlichen Druck“ der Corona-Pandemiezeit zurück. Er sagt, viele Menschen seien verständlicherweise „impfmüde“.

Um Impfmüdigkeit zu erklären, gibt es verschiedene Modelle. Definiert wird sie als Verzögerung oder Ablehnung von Impfungen trotz Verfügbarkeit von Impfangeboten. Als das umfassendste wird das 5C-Modell angesehen. Es beschreibt als wesentliche psychologische Gründe der Impfentscheidung folgende Aspekte und kann sie messbar machen:

  • Confidence (Vertrauen)
  • Complacency (Risikowahrnehmung)
  • Constraints (Barrieren in der Ausführung)
  • Calculation (Berechnung)
  • Collective Responsibility (Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft)

Eine Analyse der für die deutsche Bevölkerung repräsentativen Stichprobe zwischen 16 bis einschließlich 85 Jahren zeigt, dass sich Personen mit höheren Werten für „Confidence“ und „Collective Responsibility“ in den vergangenen Jahren eher impfen ließen. Personen, die höhere praktische Barrieren (Constraints) empfanden und die Krankheitsrisiken als gering wahrnahmen (hohe Complacency-Werte), haben auf eine Impfung eher verzichtet. Quelle: tagesschau.de / vs