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Atemwegserkrankung: RSV-Welle hat begonnen

kleiner Junge liegt im Bett und ist krank, Mutter misst Fieber
Kinder, die an RSV erkranken, zeigen in der Regel Symptome wie Husten und Niesen, häufig tritt auch Fieber auf. | Bild: Tomsickova / AdobeStock

In Deutschland ist nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) die Welle der RSV-bedingten Atemwegserkrankungen losgerollt. Der Beginn wurde rückwirkend auf die Woche ab dem 20. November datiert, wie aus dem wöchentlichen RKI-Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen hervorgeht.  

„Insbesondere Kinder unter zwei Jahren sind von einer Krankenhauseinweisung mit RSV-Infektion betroffen“, schreibt das RKI zur derzeitigen Lage. Daneben spielen hierzulande derzeit insbesondere Corona-Infektionen und Erkältungen durch Rhinoviren eine Rolle.

Zur Erinnerung: Was ist das RS-Virus?

Das RS-Virus (Respiratorisches Synzytialvirus) ist einer der wichtigsten Erreger von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen und Frühgeborenen

Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion, die Inkubationszeit beträgt zwei bis acht Tage. Nach Infektion vermehren sich die Viren sodann in den Schleimhäuten der Atemwege. 

Eine wichtige Rolle für das Krankheitsgeschehen von RSV spielt dabei das Fusionsprotein (F-Protein), das in die Lipidhülle des Virus eingelagert ist. Das F-Protein schädigt die Zellen der Atemwege – Synzytienbildung –, indem es die zilientragenden Epithelzellen miteinander verschmilzt. 

Die Folge: Immunzellen werden angelockt, Zelltrümmer und Schleim entstehen, die die Atemwege verlegen. Die Schädigung der Atemwegszellen ist jedoch reversibel, sodass sich die Epithelzellen innerhalb von vier bis acht Wochen wieder erholen. /cb

RSV-Infektion: Diese Symptome haben Kinder 

Kinder bekommen bei einer RSV-Infektion meist zuerst eine laufende Nase und verlieren den Appetit. Der Rachen kann entzündet sein. „Husten und Niesen folgen, und häufig tritt Fieber auf“, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ihrer Webseite. In der Folge seien zum Beispiel Lungenentzündungen möglich. Bei schwerem Verlauf könne eine Beatmung nötig sein.

Maßgeblich für die Definition der RSV-Welle sind virologische Analysen: Wird in Stichproben von bis vier Jahre alten Kindern zwei Wochen in Folge ein ausreichend hoher Anteil von RSV-Nachweisen erreicht, so gilt dies auf Bevölkerungsebene als Start der Welle.

Risiko vor allem für Kleinkinder und Ältere

An dem Respiratorischen Synzytial-Virus kann man in jedem Alter erkranken, jedoch ist das RS-Virus einer der wichtigsten Erreger von Atemwegserkrankungen bei Säuglingen und Frühgeborenen.  

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass RSV für jährlich mehr als 30 Millionen Infektionen der unteren Atemwege bei Kleinkindern verantwortlich zeichnet, wovon drei Millionen Kinder schwer erkranken (Krankenhausbehandlung). RSV sei die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalte bei Kindern unter fünf Jahren. 

Als Risikogruppen für schwere Verläufe gelten bei RSV

  • Frühgeborene,
  • Kinder mit Lungen-Vorerkrankung oder mit Herzfehler,
  • Erwachsene über 65 Jahre
  • und Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem.

Nach Angaben des RKI wurde die Verbreitung in der Bevölkerung lange Zeit unterbewertet. Eine RSV-Meldepflicht ist noch relativ neu, die Meldedaten zu bisherigen Fällen sind dem Bericht zufolge „zurzeit noch nicht gut zu bewerten“.

Impfung schützt vor RSV-bedingten Atemwegserkrankungen

Im Sommer wurden in der EU zwar zwei RSV-Impfstoffe zugelassen. Die Ständige Impfkommission hat allerdings bisher keine Empfehlung zu deren Einsatz ausgesprochen. Die Erstattung der Kosten hängt damit zunächst von der Krankenkasse ab.

Die neuen Impfstoffe sind für Menschen ab 60 Jahren gedacht, einer von ihnen außerdem für Schwangere zum Schutz des Säuglings in den ersten Lebensmonaten. Für einen breiten Einsatz der Impfung bei Schwangeren muss aus Sicht von Fachleuten allerdings die Sicherheit erst klar belegt werden.  

Im vergangenen Herbst und Winter hatte es in vielen Ländern eine heftige RSV-Welle gegeben. Betroffen waren viele Kinder, die wegen der Corona-Pandemie und den dagegen getroffenen Maßnahmen zuvor keinen Kontakt zu dem Erreger hatten. Kliniken und Kinderarztpraxen waren zeitweise überlastet. Für diesen Winter hatten deutsche Fachleute nun wieder eine normalere Welle erwartet. Quelle: dpa / vs