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Was ist eigentlich die Papageienkrankheit?

Zwei Papageien schauen in die Kamera
Vögel wie Papageien tragen ein Bakterium in sich, das eine Ornithose auslösen kann. | Bild: santiphoto / AdobeStock

Sie fühlt sich an wie Grippe, kann aber auch Lungenentzündung auslösen: die Papageienkrankheit. In mehreren europäischen Ländern ist nun die Zahl der Fälle gestiegen, auch in Deutschland. Die Krankheit ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) meldepflichtig. Was sollten PTA über die Papageienkrankheit wissen?

Wie entsteht die Papageienkrankheit?

Ausgelöst wird die Infektionskrankheit durch das Bakterium Chlamydophila psittaci, welches vor allem in Vögeln vorkommt.  

Eine Übertragung auf den Menschen bzw. auf Säugetiere ist selten, aber möglich. Für den Menschen spielen Truthühner, Enten, aber auch Papageien und Tauben als Infektionsquelle die wichtigste Rolle.  

Papageienkrankheit: Wie können sich Menschen anstecken?

Das Bakterium befindet sich bei infizierten Vögeln in respiratorischen Sekreten, Exkrementen oder Federn. Die Vögel können sowohl ohne Symptome als auch schwer krank sein.

Die Übertragung auf den Menschen erfolgt aerogen, also über den Luftweg durch Einatmung. Laut RKI kann aber auch eine unmittelbare Berührung zur Infektion führen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bislang nicht nachgewiesen.  Betroffen sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oft Menschen, die mit Tieren arbeiten, z. B. in Tierhandlungen, Tierarztpraxen oder Geflügelfabriken.  

Der Erreger kann bei Raumtemperatur ca. vier Wochen noch infektiös bleiben – auch wenn die Exkremente bereits ausgetrocknet sind.  

Symptome einer Ornithose

Chlamydophila psittaci verursacht beim Menschen die Ornithose – auch Psittakose oder eben Papageienkrankheit genannt. Die Inkubationszeit der Ornithose beträgt etwa ein bis vier Wochen.

Die grippeähnlichen Symptome treten meist plötzlich auf und können von Schüttelfrost, hohem Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie einem Hautausschlag begleitet sein. Viele Erkrankte leiden an einem anhaltenden, trockenen Reizhusten, der auch pleurale Schmerzen (Schmerzen im Brustfell) verursachen kann. Im weiteren Verlauf kann sich eine Lungenentzündung entwickeln.

Laut RKI besteht bei bis zu 70 % der Patienten eine Splenomegalie (vergrößerte Milz).

Wie wird eine Ornithose therapiert?

Behandelt wird die Papageienkrankheit meist mit Tetrazyklinen wie Doxycyclin über einen Zeitraum von zehn bis 21 Tagen. 

Zur Erinnerung: So wirken Tetrazykline

Tetrazykline gehören zu den Breitspektrum-Antibiotika. Sie hemmen die bakterielle Proteinbiosynthese und wirken so bakteriostatisch. Tetrazykline gehören zu den Wirkstoffen, die photosensibilisierend wirken, also die Empfindlichkeit gegenüber der Sonnenstrahlung erhöhen. Für die Dauer der Therapie muss deshalb auf einen verstärkten Sonnenschutz geachtet werden. Quelle: Anette Thomas 

Alternativ können auch Makrolide wie Erythromycin und Azithromycin oder Chinolone verordnet werden.

Europaweite Häufung der Papageienkrankheit

Anfang März meldete die WHO, dass die Zahl der Fälle mit Ornithose seit November und Dezember vergangenen Jahres markant gestiegen sei. In Dänemark habe es bereits vier Todesfälle gegeben und in den Niederlanden sei ein Mensch daran gestorben.  

Auch in Deutschland, Österreich, Dänemark und Schweden konnte nach Angaben der WHO bereits eine Häufung der Fälle beobachtet werden. Die Länder hätten ihre Überwachungsmaßnahmen verstärkt. Die WHO betrachtet die Risiken für Menschen nach derzeitigem Stand als niedrig.  

In Deutschland seien im Dezember fünf bestätigte Fälle gemeldet worden, im Gesamtjahr 2023 seien es 14 gewesen, so die WHO. In diesem Jahr seien bis 20. Februar fünf weitere bestätigte Fälle hinzugekommen.  

Eine Häufung habe es über das ganze Jahr gesehen rund um Hannover gegeben. 16 der Betroffenen seien im Krankenhaus behandelt worden. Keiner sei nach eigenen Angaben mit Wildvögeln in Berührung gewesen, ein Viertel habe Haustiere wie Tauben, Papageien oder Hühner gehabt. Quellen: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Chlamydiosen_Teil2.html, dpa