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Pilze im Darm: Wann sollten sie behandelt werden?

Mann hält sich Hand auf den Bauch
Eine Überpopulation bestimmter Pilze im Darm kann zu Magen-Darm-Beschwerden führen. | Bild: Kiattisak / AdobeStock

Pilze kommen überall in der Natur vor. Neben den klassischen Speisepilzen gibt es auch zahlreiche Vertreter, die so klein sind, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Diese werden beim Verzehr von Lebensmitteln automatisch in den Körper aufgenommen und gehören unweigerlich zur normalen mikrobiellen Flora des Menschen

Normalerweise leben diese Pilze im Gleichgewicht mit den Zellen und stellen kein Risiko für eine Erkrankung dar. Durch verschiedene Risikofaktoren kann es allerdings dazu kommen, dass sich die Pilze vermehren und Beschwerden verursachen.

Darmmykose: Candida albicans als häufigster Erreger

Der wichtigste Vertreter und Verursacher von Pilzinfektionen (Mykosen) im Bereich des Darms ist der Hefepilz Candida albicans. Er kommt natürlicherweise im Menschen vor und besiedelt warme und weiche Haut wie die Schleimhäute im Mund, in den oberen Atemwegen, im weiblichen Genitaltrakt sowie des Dickdarms. 

Candida albicans lebt fakultativ pathogen, das bedeutet, der Pilz befindet sich normalerweise im Gleichgewicht mit dem Organismus und löst keine Erkrankungen aus. Kommt es aufgrund verschiedener Ursachen zu einer Überwucherung, kann der Hefepilz auch Infektionen verursachen. 

Im Bereich des Darms spricht man dann von einer intestinalen Candidose oder umgangssprachlich von einer Darmmykose.

Gut zu wissen: Welche Mykosen verursacht Candida albicans auch noch?

Der Hefepilz gilt als Verursacher zahlreicher Mykosen vom Mund bis zum Genitalbereich. Dazu gehören die Erkrankungen Mundsoor, Candida-Ösophagitis (Speiseröhrenmykose), intestinale Candidose, Windeldermatitis sowie Vaginalmykose. 

Neben diesen lokalen Infektionen kann der Pilz bei stark immungeschwächten Personen auch in die Blutbahn gelangen und den ganzen Körper befallen. Man spricht dann von einer disseminierten, über das Blut verteilten, Candidose. Sie kann alle möglichen Organe infizieren und im schlimmsten Fall eine Sepsis (Blutvergiftung) auslösen.

Schwaches Immunsystem begünstigt Darmmykose 

Normalerweise wird Candida albicans von anderen Mikroorganismen der Darmflora, einem intakten Immunsystem sowie einer gut funktionierenden Schleimhautbarriere so kontrolliert, dass es nicht zu einer Infektion kommt. 

In bestimmten Fällen können jedoch diese Mechanismen gestört werden, wodurch das Risiko für eine Darmmykose deutlich erhöht wird. Dazu gehören

  • ein geschwächtes bzw. schwaches Immunsystem
    • Säuglinge, Senioren, HIV-Kranke, Personen mit Leukämie oder unter Chemo- bzw. Strahlentherapie, Transplantierte
  • Stoffwechselstörungen
    • Diabetes mellitus, Über- oder Mangelernährung
  • Medikamente
    • Immunsuppressiva, Glucocorticoide, Antibiotika

Treten bei Patienten mit einer derartigen Vorgeschichte Symptome einer Darmmykose auf, sollten geeignete Maßnahmen bezüglich Diagnose und Therapie eingeleitet werden.

Symptome einer Darmmykose vielseitig und unspezifisch

Die Beschwerden einer intestinalen Candidose sind sehr individuell und erinnern an verschiedene andere Magen-Darm-Erkrankungen. Bei einer Pilzüberwucherung im Darm werden die Symptome eher im unteren Bereich des Gastrointestinaltraktes beschrieben. 

Dazu gehören 

  • Verstopfung, 
  • teils wässriger Durchfall, 
  • Blähungen, 
  • Bauchschmerzen sowie 
  • Unterbauchkrämpfe. 

Gleichzeitig kann eine Schleimhautmykose am Darmausgang oder im Vaginalbereich auftreten. Diese macht sich durch Juckreiz im jeweiligen Bereich bemerkbar. In schweren Fällen zeigen sich auch Fieber, Koliken, gastrointestinale Blutungen oder eine Gewichtsabnahme. Dann sollte der Kunde immer an einen Arzt verwiesen werden, vor allem, um Differenzialdiagnosen auszuschließen.

Candida albicans: Wann wird der Pilz gefährlich?

Generell gilt, dass das reine Vorhandensein von Candida albicans im Darm nicht auf eine Mykose hindeutet. Eine Überpopulation ist erst dann problematisch, wenn typische Symptome auftreten. Ab diesem Zeitpunkt wird die Anzahl der im Stuhl vorhandenen Pilze relevant. 

Zur Bestimmung dient eine Stuhlprobe, die im Labor mikrobiologisch ausgewertet wird. Für ein genaueres Ergebnis werden mehrere Stuhlproben analysiert, da sich der Pilz nicht gleichmäßig im Darm verteilt.

Eine Menge von 10.000 Pilzen/g im Stuhl gilt als unbedenklich, auch dann, wenn Symptome vorliegen. Hier sollten zur Identifizierung anderer Erkrankungen weitere diagnostische Verfahren, wie beispielsweise eine Darmspiegelung, unternommen werden. 

Von einer Überwucherung spricht man ab 1.000.000 Pilzen/g in der Stuhlprobe. In Kombination mit charakteristischen Beschwerden und vorliegenden Risikofaktoren ist dann eine gezielte Therapie sinnvoll.

Darmmykose – Polyene als antimykotische Therapie indiziert

Die Wirkstoffgruppe der Polyene eignet sich zur Behandlung einer intestinalen Candidose. Polyene binden an Bestandteile der Zellmembran des Pilzes, was die Porenbildung fördert und die Membran durchlässiger macht. 

Durch den Ausstrom von u. a. Elektrolyten kommt es zum Absterben des Pilzes. Sie sind für den lokalen Einsatz und zur systemischen Behandlung indiziert, je nachdem, welches Ausmaß die Mykose angenommen hat.

Verwendet wird der Wirkstoff Nystatin, der oral als Filmtablette oder Suspension (Biofanal®, Moronal®, Adiclair®) in verschiedenen Dosierungen zur Verfügung steht. Außerdem eignet sich liposomales Amphotericin B als Suspension, Tablette oder Lutschtablette (Ampho-Moronal®).

Ernährungstherapie: Ausgewogene Vollwertkost statt Anti-Pilz-Diät

In den sozialen Netzwerken liest man gelegentlich von einer speziellen „Candida-Diät“, durch die der Hefepilz „ausgehungert“ werden soll. Belege für eine solche Anti-Pilz-Diät gibt es derzeit nicht. 

Im Gegenteil: Forscher sehen den Vorteil einer Ernährungstherapie eher darin, dass sich dadurch wieder zahlreiche gute Darmbakterien ausbreiten und so die Schleimhautbarriere gestärkt wird. Dies wirkt wiederum einer Überpopulation von Candida albicans entgegen und verbessert langfristig die Symptomatik.

Empfohlen wird eine natürliche Vollwertkost, die aus vielen Ballaststoffen besteht und leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Zucker nur in Maßen beinhaltet. Durch ein ausgeglichenes Maß an Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten entsteht im Darm ein optimales Milieu, um eine Darmmykose vorzubeugen bzw. diese zu behandeln. Symptome wie Verstopfung, Blähungen und Durchfall können durch diese Ernährungsform verbessert werden.

Ernährungsempfehlungen bei intestinaler Candidose

  • wenig Zucker und leichtverdauliche Kohlenhydrate
    • Schokolade, Weißmehlprodukte, Limonade, Eis, Fruchtmus
  • Vollkornprodukte bevorzugen (höherer Ballaststoffanteil)
    • Roggen, Hafer
  • Produkte, die Milchsäure oder Lactobazillen beinhalten
  • Gewürze, die das Immunsystem unterstützen
  • so viele Ballaststoffe wie möglich verzehren (30–40 g pro Tag)
    • Vollkorn, Gemüse, Obst, Samen, Hülsenfrüchte

Zusatztipp für die Beratung in der Apotheke: Probiotika

Wie auch im Bereich der Ernährungstherapie kann durch geeignete Probiotika die schützende Darmflora aufgebaut bzw. verbessert werden

Einige Studien konnten zeigen, dass verschiedene Arten von Lactobazillen eine Art Anti-Candida-Aktivität aufweisen, indem sie mit dem Pilz um Bindungsstellen konkurrieren oder Stoffwechselprodukte bilden, die das Wachstum des Pilzes ungünstig beeinflussen. 

Auch das Immunsystem scheint dabei eine Rolle zu spielen. Die genauen Mechanismen sind derzeit noch nicht erforscht, da wahrscheinlich weitere Faktoren involviert sind.

Insbesondere Multi-Spezies-Probiotika, die verschiedene Bakterienstämme bzw. -gattungen (Omni-Biotic® 6, Innovall® AID, Lactobact® Premium, MyBiotik® Pur) enthalten und so für ein gesundes Darmmilieu sorgen, eignen sich zur Therapieunterstützung bei einer Hefepilzüberwucherung im Darm. Literatur
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31705713/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37333850/
https://www.gastro-liga.de/fileadmin/download/RTGBR-PUBLIC/Pilze-im-Darm-140-02-16.pdf
https://assets.cockpit.coco.one/a7009a70-243e-42df-83b5-66334f0561ef/ernaehrpilzerkrankung.pdf
https://www.gelbe-liste.de/