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Studie: Nahrungsmittelallergien im Vorschulalter behandeln

Eine Nahrungsmittelallergie ist eine allergische Erkrankung, die bereits im frühen Kindesalter auftreten kann. Bei einigen Betroffenen verschwindet die Nahrungsmittelallergie bis zum Schuleintritt von selbst, andere leiden ein ganzes Leben darunter.
Zu den Lebensmitteln, die häufig Allergien auslösen, gehören insbesondere Nüsse, Erdnüsse, Eier, Soja, Kuhmilch, Hühnerei und Fisch. Laut derzeitiger Empfehlung muss nach erfolgter Diagnose das Lebensmittel im Alltag strikt gemieden werden.
Außerdem sollte ein Notfall-Set mit einem Adrenalin-Fertigpen mitgeführt werden, um bei unbeabsichtigter Aufnahme auf seltene schwere Nebenwirkungen wie einen anaphylaktischen Schock reagieren zu können. Diese Art der Vermeidungstherapie ist gar nicht so einfach umsetzbar.
Allergenmeidung: Aufnahme passiert häufig unbeabsichtigt
Im Alltag ist es durchaus schwierig, immer konsequent auf allergieauslösende Nahrungsmittel zu verzichten. Ob im Restaurant oder bei Produkten aus dem Supermarkt: Überall können Spuren enthalten sein.
In einer Studie wurde festgestellt, dass 60 % der Kinder mit einer vor dem vierten Lebensjahr diagnostizierten Erdnussallergie im Laufe von fünf Jahren schwere allergische Reaktionen gezeigt haben.
Eine andere Umfrage unter 30.000 Familien aus den USA zeigte zudem, dass 19 % der Kinder mindestens einmal aufgrund einer allergischen Nahrungsmittelreaktion in eine Notaufnahme gebracht werden mussten.
Forschende haben nun untersucht, ob eine frühzeitige Behandlung bei Vorschulkindern mit einer oralen Immuntherapie die Allergie langfristig verbessern könnte.
Zur Erinnerung: Was ist eine orale Immuntherapie?
Die orale Immuntherapie (OIT) wird zur Behandlung der Krankheitsursache bei Nahrungsmittelallergien eingesetzt. Die Patienten nehmen über einen festgelegten Zeitraum langsam ansteigende Mengen des allergieauslösenden Nahrungsmittels oral auf, um eine Toleranzentwicklung zu erzielen.
Unter ärztlicher Aufsicht wird nach erfolgter Diagnose die zugeführte Allergenmenge individuell alle 2 bis 4 Wochen gesteigert, bis eine Zieldosis erreicht ist, die dann täglich über einen längeren Zeitraum verzehrt werden sollte.
Die langsame Steigerung dient der Vorbeugung schwerer Nebenwirkungen.
Seit 2020 ist in Europa die erste OIT (Palforzia®) zur Behandlung von Kindern zwischen 4 und 17 Jahren mit Erdnussallergie zugelassen.
Studie: Meta-Analyse bewertet OIT im Vorschulalter
Im Rahmen einer systematischen Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse, die im März 2025 im Fachjournal „Clinical & Experimental Allergy“ veröffentlicht wurde, untersuchten die Forschende den Einfluss einer OIT auf die Allergieentwicklung bei Kindern im Vorschulalter.
Die Menge des Allergens wurde im Rahmen der OIT langsam über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten gesteigert, bis letztendlich eine Erhaltungsphase mit einer individuellen Menge erreicht wurde.
Die Einnahme des Nahrungsmittels erfolgte zu Hause unter Aufsicht der Betreuungspersonen. Zu den am häufigsten untersuchten Allergenen innerhalb der Meta-Analyse gehörten Erdnüsse, Sesam und Kuhmilch.
OIT im Vorschulalter: Gutes Ansprechen und wenig Nebenwirkungen
Die Daten konnten zeigen, dass 60 bis 90 % der Kinder nach vollendeter OIT eine altersgerechte Menge des Nahrungsmittels tolerierten. Je eher mit der OIT gestartet wurde, desto höher war die Erfolgsquote.
Nur in wenigen Fällen kam es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen wie einem anaphylaktischen Schock. Auch hier konnte man sehen, dass diese Reaktionen bei den jüngeren Kindern, insbesondere unter 12 Monaten, deutlich milder und seltener auftraten.
Dies könnte laut den Forschenden mit dem kindlichen Immunsystem zusammenhängen, welches in den ersten Lebensjahren wahrscheinlich deutlich besser auf eine OIT ansprechen könnte.
Nebenwirkungen unter OIT gut kontrollierbar
Die Forschenden schließen daraus, dass eine kontrollierte Exposition im frühen Kindesalter spätere schwerwiegenden Reaktionen vorbeugen und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben könnte.
Außerdem gaben ca. 80 % der Probanden an, im Alltag nun deutlich weniger Angst vor einer unbeabsichtigten Aufnahme des allergieauslösenden Nahrungsmittels als vor der OIT zu haben.
Zusätzlich ist hervorzuheben, dass das Risiko einer schweren allergischen Reaktion im Rahmen der OIT gut kontrollierbar ist, da die Kinder von Ärzten und Betreuungspersonen mit großer Aufmerksamkeit beaufsichtigt werden.
Im Vergleich dazu ist die Gefahr einer schweren Reaktion ohne OIT mit dem Versuch einer konsequenten Allergenvermeidung deutlich größer, da die unbeabsichtigte Aufnahme nicht vorhersehbar ist.
Weitere Studien nötig, um Ergebnisse zu untermauern
Auch wenn die aktuellen Daten zum frühen Einsatz einer OIT durchaus positiv ausfallen, sind weitere Untersuchungen notwendig, um allgemeingültige Empfehlungen für die Behandlung auszusprechen.
Dazu gehört neben der Überprüfung weiterer sozialer Aspekte in Bezug auf die Lebensqualität (z. B. die Angst vor der Aufnahme von Spuren des Allergens) auch die Auswertung von Langzeitdaten über einen Zeitraum von mehr als 5 Jahren.
Außerdem benötigt es weitere Studien, die den Einsatz der OIT bei Vorschülern und älteren Kindern bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit noch besser vergleichbar machen. Literatur:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/cea.70013
https://www.aerzteblatt.de/news/bei-nahrungsmittelallergie-fruhzeitig-auf-orale-immuntherapie-setzen-958d276f-2fe4-4024-8081-1ada8ef79d09