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Dialektisch-Behaviorale Therapie bei Schmerzpatienten

Bei Patienten mit chronischen Schmerzen kommen in mehr als der Hälfte der Fälle neben dem körperlichen Leid auch Depressionen und Angststörungen hinzu. Die kognitive Verhaltenstherapie ist oft das Mittel der Wahl, bei diesen Patienten jedoch vergleichsweise ineffektiv. Deshalb erforscht eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen in Sydney neue Ansätze.
Zur Erinnerung: Was ist die kognitive Verhaltenstherapie?
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine etablierte und wissenschaftlich gut untersuchte Form der Psychotherapie. Sie folgt der Annahme, dass jedes Verhalten erlernt, aufrechterhalten und auch wieder verlernt werden kann, wobei unter Verhalten auch innere Vorgänge wie Gefühle und Gedanken einzuordnen sind.
Dialektisch-Behaviorale Therapie bei Selbst- und Fremdgefährdung
Der Schwerpunkt der Forschenden ist die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT). Diese hat einen festen Platz in der Psychotherapie, vor allem bei Patienten, die zur Selbst- und Fremdgefährdung neigen.
Die DBT legt den Fokus auf Stresstoleranz und Achtsamkeit, um bei den Patienten eine emotionale Balance herzustellen. Da diese Balance auch bei chronischen Schmerzen oft gestört ist, wurde die DBT für dieses Einsatzgebiet weiterentwickelt.
Wie effektiv dies ist, haben die Forscherinnen nun in einer randomisierten, kontrollierten Studie überprüft.
Studie: weniger Angst- und Depressionssymptome unter DBT
45 Patienten erhielten eine an den Schmerz angepasste Version der DBT in Form eines hybriden Ansatzes, der aus einer App, einem gedruckten Buch für Aufzeichnungen sowie einer neun Wochen langen digitalen Gruppentherapie bestand. Die 44 Probanden der Kontrollgruppe erhielten die Standardtherapie.
Nach neun und 21 Wochen wiesen die Patienten, welche die DBT erhalten hatten, weniger Depressions- und Angstsymptome auf und ihr allgemeines Wohlbefinden hatte sich verbessert. Auf einer Skala von eins bis zehn verbesserte sich die Schmerzintensität im Vergleich zur Kontrollgruppe um einen Punkt – eine leichte, aber signifikante Verbesserung.
Aussagekraft der DBT-Studie noch unklar
Die Autorinnen schlussfolgern, dass die DBT bei den psychiatrischen Nebenwirkungen des chronischen Schmerzes wirksam ist. Von Vorteil ist der digital-hybride Ansatz, da er auch Menschen offensteht, für die eine Psychotherapie vor Ort nicht zugänglich ist.
Unklar bleibt, wie hoch die Erwartungseffekte in dieser Studie waren, da die Autorinnen kein verblindetes Studiendesign wählten. Zudem müssen die Forscherinnen noch untersuchen, wie gut der Ansatz im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie, dem derzeitigen Standard, abschneidet. Quelle:
- Norman-Nott N et al. Online Dialectical Behavioral Therapy for Emotion Dysregulation in People With Chronic Pain. JAMA Netw Open 2025, doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.6908