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Dermaplaning: Was bringt das Peeling mit dem Skalpell?

Junge Asiatin hält sich Skalpell ans Kinn
Bild: kei907 / AdobeStock

Dermaplaning ist ein mechanisches Peeling, bei dem die Gesichtshaut von Haarflaum und abgestorbenen Hautzellen befreit wird. Ursprünglich aus Kosmetikinstituten bekannt, wird die Methode mittlerweile auch zu Hause angewandt – oft angeleitet durch Social-Media-Tutorials.

Die Versprechen klingen verlockend: glattere Haut, verbesserte Aufnahme von Pflegeprodukten und ein Anti-Aging-Effekt. Doch ist Dermaplaning wirklich so harmlos?

Wie funktioniert Dermaplaning?

Beim Dermaplaning kommt ein spezieller Augenbrauenrasierer oder ein Skalpell zum Einsatz. Das Instrument wird in einem flachen Winkel über die trockene Gesichtshaut geführt. Dabei werden sowohl der feine Haarflaum (Vellushaare) als auch abgestorbene Hautzellen, Talg und Fett entfernt. 

Oft wird vorab Trockenshampoo aufgesprüht, um Haare und Prozedurverlauf besser sichtbar zu machen – eine Praxis, die kritisch zu betrachten ist. Neben der Tatsache, dass Trockenshampoo aufgrund seiner Inhaltsstoffe zur Anwendung auf der Gesichtshaut ungeeignet ist, birgt es auch die Gefahr der Inhalation von Aerosolen.

Gut zu wissen: Fördert häufiges Rasieren den Haarwuchs? 

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass häufiges Rasieren das Haarwachstum anregt. Fakt ist, häufiges Rasieren lässt die Haare nicht stärker nachwachsen und hat keinen Einfluss auf die Haardicke oder die Haarwurzel. 

Es entsteht bei der Rasur lediglich eine scharfe Schnittkante durch die Rasierklinge, die man beim stoppelig nachwachsenden Haar deutlich spürt. 

Was verspricht der Trend Dermaplaning? 

Dermaplaning wird häufig als Anti-Aging-Geheimtipp beworben. Der Effekt beruht jedoch eher auf optischen Veränderungen: Die glatt rasierte Haut reflektiert Licht gleichmäßiger, was sie frischer erscheinen lässt. Pflegeprodukte lassen sich besser auftragen, Make-up wirkt ebenmäßiger. 

Eine Anregung der Kollagensynthese, wie sie auch gern in den sozialen Medien angepriesen wird, konnte wissenschaftlich nicht bestätigt werden. Zwar beschleunigt das Verfahren den natürlichen Hauterneuerungsprozess geringfügig, tiefgreifende Effekte bleiben jedoch aus – denn die Kollagensynthese findet in tieferen Hautschichten statt.

Veränderte Hautpermeabilität durch Dermaplaning

Nach dem Dermaplaning ist die Haut besonders aufnahmefähig – nicht nur für Pflegeprodukte, sondern auch für potenziell reizende Inhaltsstoffe und Erreger. Da die oberste Hautschicht und Teile des natürlichen Schutzfilms entfernt wurden, ist die Hautbarriere vorübergehend geschwächt. Dies kann zu Rötungen, Reizungen oder Infektionen führen.

Risiken und Nebenwirkungen von Dermaplaning

Dermatologen raten von der Anwendung im häuslichen Umfeld ab. Die Verletzungsgefahr ist hoch, insbesondere bei ungeübten Personen oder mangelhafter Hygiene. Zudem erfüllt der feine Haarflaum wichtige Schutzfunktionen – etwa vor UV-Strahlung, Kälte und zur Verteilung von Talg.  

Grundsätzlich bestehen durch das Dermaplaning folgende Risiken:  

  • Mikroverletzungen
  • Infektionen
  • Follikulitis (Haarbalgentzündung)
  • Schädigung des Mikrobioms
  • Inhalation von Aerosolen des Trockenshampoos

Außerdem ist diese Anwendung nicht geeignet bei:  

  • Akne, Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte), Rosazea
  • Hautveränderungen durch bestimmte Erkrankungen oder Therapien, z. B. Diabetes mellitus (erhöhtes Verletzungsrisiko), Autoimmunerkrankungen (geschwächte Hautbarriere, Immunsuppression)

Pflege nach dem Dermaplaning 

Um die gereizte Haut zu beruhigen und die Hautbarriere zu stärken, empfehlen sich Produkte, die möglichst frei von reizenden Inhaltsstoffen sind:  

  • Milde, seifenfreie Reinigung, z. B. Avène Xeracalm A.D Reinigungsöl, Dermasence Vitop forte Reinigungsschaum, Eucerin® Ultra Sensitive Reinigungslotion
  • Tonisierung mit Thermalwassersprays oder Hydrolaten, z. B. Avène Thermalwasser, Rosen- oder Lavendelhydrolat Bahnhof-Apotheke Kempten
  • Feuchtigkeitspflege, z. B. Avène Tolerance Hydra 10, Dermasence Vitop forte
  • Intensivpflege mit reinen Pflanzenölen wie Arganöl, Macadamianussöl, Wildrosenöl z. B. von Primavera oder Taoasis
  • Sonnenschutz, z. B. Eucerin Sensitive Protect Face Sun Creme LSF 50+, Dermasence Solvinea Baby Sonnenschutz-Emulsion LSF 50
  • Keine Peelings oder aktiven Wirkstoffe (z. B. Retinol, AHA) für mindestens 10 bis 14 Tage

Alternativen zu Dermaplaning

Statt zum Skalpell oder Augenbrauenrasierer zu greifen, können auch mechanische und chemische Peelings genutzt werden, um Hautprozesse anzuregen, Hautproblemen entgegenzuwirken oder den gewünschten Effekt einer glatteren und optisch verjüngten Haut zu erzielen.

Ein sanftes mechanisches Peeling kann zum Beispiel ein- bis zweimal im Monat angewendet werden. Geeignete Apothekenprodukte wären hierbei z. B. Dermasence Hyalusome Creme-Peeling oder Primavera Peeling Gel – Deeply Cleansing & Renewing.

Ein chemisches Peeling ist weniger invasiv, aber dennoch gut wirksam. In der Regel wird dies auch gut vertragen. Hierbei werden exfolierende Inhaltsstoffe wie Harnstoff oder Fruchtsäuren in z. B. Dermasence Seborra Hautklärendes Serum, Dermasence Hyalusome Aktivierende Fruchtsäure Creme oder Avène Cleanance A.H.A. Peeling-Serum eingesetzt. 

Eine weitere Alternative zum Dermaplaning ist ein professionelles Fruchtsäurepeeling, welches von geschultem Personal in Kosmetikstudios oder Hautarztpraxen durchgeführt wird. Quellen: - AOK Gesundheitsmagazin (www.aok.de) - Helios Gesundheit (www.helios-gesundheit.de) - Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) - Herstellerinformationen (https://www.eucerin.de/, https://www.eau-thermale-avene.de/, https://www.dermasence.de/, https://www.bahnhof-apotheke.de/, https://www.kneipp.com/de) - www.hautschutzengel.de - von Braunschweig, R. (2023): Pflanzenöle, 8. Auflage, Stadelmann Verlag - Zimmermann, E. (2018): Hydrolate – Pflanzenwässer Die vergessene Dimension der Aromatherapie und Aromapflege, 2. erweiterte Ausgabe, Aromapflege® Verlag, Lechaschau (Österreich) 

Gut zu wissen: Wichtige Grundregeln beim Peelen

  • Individuelle Abwägung bei Hauterkrankungen:
    • kein mechanisches Peeling bei Akne und Rosazea – hier sind Fruchtsäuren, ggf. nach ärztlicher Rücksprache, besser geeignet
  • Nicht während akuter Hautinfektionen wie Herpes simplex peelen.
  • DIY-Peelings auf Zucker-, Salz-, oder Kaffee-Basis können Mikroverletzungen der Haut verursachen.
  • Mechanisches Peeling 1x monatlich bis maximal 1x wöchentlich anwenden.
  • Nach dem Peeling ist auf eine gute, reizarme Hautpflege und Sonnenschutz zu achten.