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Otomykose: Was tun bei Pilzen im Ohr?

In der Apotheke klagen Kunden häufig über Beschwerden im Bereich des Ohrs. Handelt es sich um eine Infektion des äußeren Gehörgangs, dem Bereich vor dem Trommelfell, sind in der Regel andere Behandlungsschritte einzuleiten als bei einer Mittelohrentzündung, deren Ursache hinter dem Trommelfell zu finden ist.
Bei einer Otomykose sind bestimmte Pilzarten für die Beschwerden verantwortlich. Die Symptome treten meist nur an einem Ohr auf und werden typischerweise entweder durch Schimmelpilze der Gattung Aspergillus (häufig Aspergillus niger) oder Hefepilze der Gattung Candida (häufig Candida albicans) hervorgerufen.
Davon abzugrenzen ist eine Otitis externa, eine Entzündung des äußeren Gehörgangs, die in den meisten Fällen durch Bakterien ausgelöst wird.
Was sind Auslöser einer Otomykose?
Damit es zu einer Pilzinfektion des äußeren Gehörgangs kommt, müssen optimale Bedingungen für die Pilzvermehrung vorliegen. Befindet sich über einen längeren Zeitraum immer wieder Flüssigkeit im Ohr, entsteht ein feuchtwarmes Klima, was zu einer Otomykose führen kann. Bei der Feuchtigkeit handelt es sich in den meisten Fällen um Schweiß (z. B. durch übermäßiges langanhaltendes Schwitzen) oder um Wasser (z. B. im Badeurlaub, bei Schwimmern und Tauchern).
Auch durch kleine Verletzungen der empfindlichen Haut im Ohr, verursacht durch Wattestäbchen oder Fingernägel, können Pilze leichter den Gehörgang infizieren.
Als weitere Auslöser werden Fremdkörper im Ohr wie Hörgeräte oder Kopfhörer sowie eine große Menge Ohrenschmalz genannt.
Otomykose: Immunsupprimierte als Risikogruppe
Allgemein betrachtet sind vor allem Menschen mit einem geschwächten oder schwachen Immunsystem von einer Pilzinfektion betroffen. Außerdem steigt das Risiko für eine Ausbreitung auf weitere Körperbereiche bei stark Immunsupprimierten nochmals an.
Ursachen für eine Otomykose können Immunsystem-schwächende
- Erkrankungen wie HIV, Leukämie oder Lymphome,
- Medikamente wie Immunsuppressiva, Glucocorticoide, Antibiotika oder Estrogene sowie
- Therapien wie Chemotherapie, Strahlenbehandlung oder eine Organtransplantation sein.
Weiterhin erhöhen hormonelle Umstellungsphasen wie eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Otomykose. Eine vorangegangene Otitis externa, die mit lokalen Antibiotika behandelt wurde, stellt einen weiteren Risikofaktor dar.
Zudem kommt es leichter zu einer neuen Pilzinfektion, wenn bereits eine Otomykose in der Vergangenheit aufgetreten ist.
Symptome treten erst im Verlauf einer Otomykose auf
Zu Beginn der Pilzinfektion treten im Bereich des äußeren Ohrs nur selten Beschwerden auf, wodurch eine frühe Diagnose deutlich erschwert ist. Mit Vermehrung der Pilze kommt es im weiteren Verlauf typischerweise zu
- Juckreiz,
- Druckgefühl,
- Schmerzen,
- Rötung und Schwellung,
- dem Gefühl eines „verstopften Ohrs“,
- einer Hörminderung oder Ohrgeräuschen sowie
- dem Austritt von Flüssigkeit
aus dem betroffenen Ohr. Die Farbe des Exsudats gibt einen ersten Hinweis auf den Erreger der Otomykose. Während die Beläge bei einer Infektion mit Aspergillus schwarz bis gelblich sind, ist die austretende Flüssigkeit bei Candida-Arten weißlich und cremig in der Konsistenz. Das Aussehen wird aufgrund der Beschaffenheit des Pilzes als flaumig oder samtig beschrieben.
Gut zu wissen: Risikogruppen und schwere Verläufe direkt an den Arzt verweisen
Treten starke Schmerzen auf, läuft Flüssigkeit aus dem Ohr und wird eine Hörminderung festgestellt, sollte ein dringlicher Arztbesuch angeraten werden. Hier steht der Verdacht auf eine Perforation des Trommelfells im Raum, was eine Ausbreitung Richtung Mittelohr zur Folge haben kann. Insbesondere Risikopatienten laufen Gefahr, dass sich die Pilzinfektion auf umliegendes Gewebe ausbreitet.
Bei Otomykose: Gehörgang trocken halten und vorsichtig reinigen
Kunden, bei denen eine Otomykose vermutet wird, sollten das Ohr möglichst trocken halten. Dafür eignen sich beispielsweise Ohrstöpsel aus Silicon, die das Eindringen von Wasser in den Gehörgang verhindern. Die Feuchtigkeit im Ohr sollte möglichst mit einem weichen Wattepad entfernt werden, um die empfindliche Haut nicht weiter zu reizen oder gar zu verletzen.
Außerdem können spezielle Lösungen zur Reinigung des Ohrs (z. B. Otowaxol®, Audispray® Ultra) angewendet werden, um die Pilzbeläge aufzuweichen und letztendlich zu entfernen.
Mittel der Wahl: Ohrentropfen mit Clotrimazol
In den meisten Fällen reicht eine Behandlung im Rahmen der Selbstmedikation nicht aus, weshalb betroffene Kunden nach der Beratung an einen Arzt verwiesen werden sollten.
Für die Behandlung stehen Antimykotika zur lokalen Anwendung zur Verfügung, die je nach Art der Infektion auch mit Antibiotika oder Glucocorticoiden kombiniert werden. In schweren Fällen ist auch eine systemische Therapie in Betracht zu ziehen.
Im Juni 2025 wurden in Deutschland zur lokalen Behandlung der Otomykose erstmals Ohrentropfen mit dem Wirkstoff Clotrimazol zugelassen. Das rezeptpflichtige Arzneimittel OtoMyk® von InfectoPharm mit 10 mg/ml Clotrimazol kann ab dem ersten Lebensmonat angewendet werden und steht als konservierungsmittelfreie Einzeldosen zur Verfügung. Die Ohrentropfen werden für zwei Wochen je morgens und abends in den äußeren Gehörgang eingetropft. Vor der Behandlung sollte das Ohr gesäubert werden, um vorhandene Pilzbeläge aufzuweichen bzw. zu entfernen.
Zur Erinnerung: So wirkt Clotrimazol
Der antimykotische Wirkstoff Clotrimazol gehört zur Gruppe der Azole und wirkt abhängig von der eingesetzten Konzentration pilzabtötend (fungizid) oder vermehrungshemmend (fungistatisch). Azole greifen dafür in die Biosynthese der Zellwand des Pilzes ein. Dabei kommt es zum Einbau falscher Membranbausteine, wodurch die Pilzzellen absterben.
Clotrimazol gehört weiterhin zu den Imidazolen, einer Untergruppe der Azole, die typischerweise für lokale Behandlungen eingesetzt werden. Eine Therapie mit Clotrimazol ist in den meisten Fällen nebenwirkungsarm und zeigt ein geringes Wechselwirkungspotenzial mit anderen Arzneimitteln.
Ein anderes Imidazol ist der Wirkstoff Miconazol, der vor der Zulassung von OtoMyk® auch off-label zur Behandlung einer Otomykose eingesetzt wurde.
Quellen:
- https://www.ptaheute.de/aktuelles/2025/08/18/otomyk-r-ohrentropfen-erstes-zugelassenes-arzneimittel-bei-otomykosen
- https://www.msdmanuals.com/de/profi/hals-nasen-ohren-krankheiten/au%C3%9Fenohrerkrankungen/akute-otitis-externa#Symptome-und-Beschwerden_v945542_de
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2025/04/08/damit-aus-ohrenschmalz-keine-pilzinfektion-wird
- https://online-academy.ch/de/learning-objects/tile/details/kurs769/module825: Von Mundsoor bis Windeldermatitis – Mykosen im Gastrointestinaltrakt