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Hämorrhoiden: Erhöhen Smartphones das Risiko?

Frau hält Smartphone in der Hand und sitzt auf der Toilette
Häufig verbringen Menschen die Zeit auf der Toilette mit dem Smartphone. Doch kann sich dies negativ auf die Gesundheit auswirken? | Bild: H_Ko / AdobeSTock

Ein Forscherteam um Chethan Ramprasad vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston, Massachusetts, hat in einer neuen Studie einen Zusammenhang zwischen der Smartphone-Nutzung auf der Toilette und einem erhöhten Risiko für Hämorrhoiden hergestellt.  

Die Assoziation ist auf die längere Zeit zurückzuführen, die Smartphone-Nutzer auf der Toilette verbringen – ein Faktor, der laut den Studienautoren bisher kaum in Betracht gezogen wurde: „Trotz vereinzelter Hinweise darauf, dass die Dauer des Toilettengangs ein Risikofaktor für Hämorrhoiden ist, wurde bisher keine multivariate Analyse der Smartphone-Nutzung durchgeführt.“

Gut zu wissen: Hämorrhoiden sind keine Krankheit

Hämorrhoiden im eigentlichen Sinne sind die schwammartig mit Blut gefüllten Gefäßpolster um den Darmausgang, die die Feinkontinenz gewährleisten, indem sie das Rektum gegen den Austritt von Flüssigkeiten und Gasen abdichten.  

Im Volksmund, aber auch in der Proktologie, bezeichnet „Hämorrhoiden“ jedoch meist Hämorrhoidalleiden. Sie treten auf, wenn die Hämorrhoiden vergrößert sind und sich Symptome einstellen.

Studie: Zusammenhang von Smartphone und Risiko für Hämorrhoiden

Um den Zusammenhang zwischen Smartphone-Nutzung und Hämorrhoiden-Risiko zu untersuchen, befragten die Studienautoren 125 Erwachsene, die sich einer Vorsorgekoloskopie (Dickdarmspiegelung) unterzogen, zu ihren Toilettengewohnheiten und ihrer Smartphone-Nutzung.

66 Prozent der Teilnehmenden gaben an, auf der Toilette ein Smartphone zu nutzen. Das Durchschnittsalter lag bei 55,4 Jahren, während die Nicht-Nutzer durchschnittlich 62,1 Jahre alt waren. 

Endoskopisch bestätigte Hämorrhoiden fanden sich bei 43 % aller Teilnehmenden.

Unter Smartphone-Nutzung: Risiko für Hämorrhoiden um 46 Prozent erhöht

Und tatsächlich: Die Smartphone-Nutzung auf der Toilette führte zu einem um 46 Prozent höheren Risiko für Hämorrhoiden – und das, nachdem Unterschiede der Testpersonen in Bezug auf Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Ballaststoffaufnahme und andere Werte bereits statistisch bereinigt waren.  

Konkret hatten 42 von 83 Smartphone-Nutzern Hämorrhoiden, was 50,6 Prozent entspricht, verglichen mit 16 von 42 Nicht-Nutzern, die 38,1 Prozent ausmachten.  

Der Faktor Zeit wurde dabei als unterscheidendes Merkmal bestätigt: 37 Prozent der Smartphone-Nutzer saßen länger als fünf Minuten auf der Toilette, während es bei den Nicht-Nutzern nur 7,1 Prozent waren.  

Die Forschenden vermuten, dass die verlängerte Sitzzeit ohne Unterstützung des Beckenbodens den entscheidenden mechanischen Faktor darstellt. Im Gegensatz dazu beinhalte langes Sitzen außerhalb des Badezimmers in der Regel eine gewisse Stützung des Beckenbodens durch die jeweilige Sitzfläche, die auf der Toilette fehle.

Empfehlung: Smartphone außerhalb des Badezimmers lassen

In einer Mitteilung zur Arbeit folgert die leitende Autorin Trisha Pasricha: „Diese Studie untermauert den allgemeinen Ratschlag, Smartphones außerhalb des Badezimmers zu lassen und zu versuchen, nicht länger als ein paar Minuten auf der Toilette zu sitzen.“  

Die Studienautoren fassen zusammen: „Da Technologie immer alltäglicher wird, können Gewohnheiten wie die Nutzung von Smartphones auf der Toilette zu einer steigenden Häufigkeit von Erkrankungen beitragen, von denen bisher angenommen wurde, dass sie in erster Linie durch Ernährungs- und Lebensstilfaktoren beeinflusst werden.“

Welche Schwächen weist die Studie auf?

In einer unabhängigen Einordnung der Studie hebt Jarrah Dowrick, Research Fellow der Gastrointestinal Research Group am Auckland Bioengineering Institute der Universität Auckland, die methodischen Schwächen der Untersuchung hervor:

  • Eine Querschnittsstudie kann Assoziationen beschreiben, aber eine Kausalität nicht zwingend beweisen.
  • Selbstauskünfte der Teilnehmenden bringen mögliche Verzerrungen mit sich.
  • Die Teilnehmerzahl war mit 125 Probanden sehr gering.

Für ihn liegt die Stärke der Arbeit darin, dass sie den Zusammenhang zwischen der Zeit auf der Toilette und dem Hämorrhoiden-Risiko hergestellt habe – unabhängig davon, ob der Grund nun in der Smartphone-Nutzung oder anderswo liege.

Denn es gebe überraschend wenige Studien zu den allgemein anerkannten Risikofaktoren für Hämorrhoiden, zu denen neben geringer Ballaststoffaufnahme, Pressen, Verstopfung, Alter, geschlechtsspezifischen Unterschieden und Schwangerschaft eben auch die Zeit auf der Toilette gehöre. Sie seien aber nötig, damit Mediziner ihren Patienten evidenzbasierte Empfehlungen geben könnten. Entsprechend schließt sich Dowrick der Empfehlung der US-Forschungsgruppe an: „Ob mit oder ohne Smartphone – diese Studie legt nahe, den Toilettengang nach Möglichkeit auf fünf Minuten zu beschränken.“ Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/news/smartphone-nutzung-auf-der-toilette-erhoht-risiko-fur-hamorrhoiden-78b7c3ba-cf32-48f6-9fd5-94d0849e6952
- https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0329983
- https://flexikon.doccheck.com/de/