COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Biontech-Impfstoff wirkt auch gegen mutierte SARS-CoV-2

Dosis Biontech-Impfstoff steht auf FFP"-Maske daneben Injektionsspritze
Ersten Untersuchungen zufolge schützt der Biontech/Pfizer-Impfstoff auch vor den neuen SARS-CoV-2-Mutationen aus Großbritannien und Südafrika. | Bild: imago images / Beautiful Sports 

Dass Viren mutieren, ist normal. Im Falle von SARS-CoV-2 wurden Ende 2020 zwei neue Varianten erstmals in Großbritannien und Südafrika beschrieben, die derzeit sehr beunruhigen. Die Mutante in Großbritannien B.1.1.7 (auch bekannt als N501Y-V1 oder VOC 202012/01) konnte rückwirkend sogar bis in den September des vergangenen Jahres verfolgt werden, die südafrikanische Variante 501.V2 bis in den Oktober.

Ansteckender, aber nicht fulminanter

Mittlerweile haben sich die hochinfektiösen SARS-CoV-2-Varianten (vor allem B.1.1.7) in zahlreichen Ländern der Welt verbreitet. In Großbritannien und auch Österreich wird das Gros der Neuinfektionen auf die Mutante B.1.1.7 zurückgeführt, in Südafrika auf 501.V2. Beide Virusvarianten konnten auch bereits in Deutschland nachgewiesen werden. 

Aktuellen Einschätzungen zufolge sorgen die veränderten Coronaviren zwar nicht für schwerere COVID-19-Verläufe, doch sind sie sehr viel ansteckender – und auch das könnte schwere Folgen haben. Bereits im Dezember veröffentlichte das ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control; Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten) seine Sicht auf die Dinge: „Vorläufige Analysen deuten darauf hin, dass die neue Variante im Vergleich zu zuvor zirkulierenden Varianten eine erhöhte Übertragbarkeit aufweist, jedoch wurde bisher keine Erhöhung der Infektionsschwere festgestellt“, erklärte das ECDC – diese Einschätzung betrifft sowohl die britische als auch die südafrikanische Variante. Dennoch beschrieb das ECDC bereits die neuen SARS-CoV-2-Varianten als „potenziell besorgniserregend“. Es schätzte bereits Ende Dezember die Auswirkungen auf Krankenhausaufenthalte, Todesfälle und den Druck auf die Gesundheitssysteme, aufgrund der leichteren Übertragbarkeit, als „hoch“ ein.

Was macht die SARS-CoV-2-Varianten infektiöser?

Was beide schnellverbreitenden Mutanten eint: Sie weisen eine Mutation im Spikeprotein auf – dort hat SARS-CoV-2 an Position 501 der Aminosäuresequenz die Aminosäure Asparagin (N) gegen die Aminosäure Tyrosin (Y) getauscht: N501Y. Diese Mutation betrifft eine Stelle des Spikeproteins, mit der dieses an seinen Rezeptor auf der menschlichen Wirtszelle binden kann. Durch den Austausch der Aminosäuren gelingt SARS-CoV-2 dies nun deutlich enger und fester – was für die erhöhte Ansteckung sorgt.

Wirken die Impfstoffe noch?

Sorge bereitete sofort, ob denn die bereits entwickelten und zugelassenen Impfstoffe überhaupt noch gegen die mutierten Viren wirken. Die Vakzinen zielen auf das Spikeprotein ab, Mutationen könnten also bewirken, dass die auf eine Impfung produzierten Antikörper die veränderten Coronaviren nicht mehr neutralisieren könnten.

Erste Entwarnungen gaben Biontech und die STIKO (Ständige Impfkommission) bereits im letzten Jahr. „Nach den bisher vorliegenden Daten scheint es so zu sein, dass der Impfstoff noch wirken sollte“, sagte Professor Thomas Mertens, Vorsitzender der STIKO beim Robert Koch-Institut (RKI) in einer der letzten Sendungen des Jahres 2020 im ZDF-„Morgenmagazin“.

Biontech zeigt sich zuversichtlich

Im Rahmen einer Fachpressekonferenz, an der PTAheute teilnahm, zeigte sich auch Impfstoffentwickler Biontech zuversichtlich – Biontechs BNT162b2 (Comirnaty®) war weltweit der erste zugelassene mRNA-Impfstoff und der erste verfügbare unter anderem in den USA und Europa. In dem Online-Meeting erklärte Dr. Annette Vogel, Director Infectious Disease Vaccines bei Biontech, dass Biontech bereits während der Entwicklung von BNT162b2 unterschiedliche Virusvarianten getestet habe, auch solche mit Mutationen in der kritischen Rezeptorbindestelle, und man habe „bislang keinen negativen Effekt auf die Wirksamkeit unseres Impfstoffs nachweisen können“, so Vogel.

Die neue Mutante prüft Biontech derzeit mit sogenannten Pseudoviren und ob die auf BNT162b2-Impfung gebildeten Immunseren auch weiterhin neutralisierend gegen diese mutierten Pseudoviren wirken. „Allerdings halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass die Effektivität unseres Impfstoffs durch die neue Variante eingeschränkt ist“, erklärte Vogel damals.

Untersuchungsergebnisse von Pfizer untermauern Vermutung

Diese erste Einschätzung konnte nun in einer kleinen Studie von Pfizer in Zusammenarbeit mit der University of Texas Medical Branch (UTMB) untermauert werden. So hatte die UTMB in ihrem Labor SARS-CoV-2 mit besagter N501Y-Mutation erzeugt und sodann mit Seren von bereits mit BNT162b2 geimpften Personen versetzt. Laut Pfizer neutralisierten die Seren von 20 Teilnehmern das „Virus mit der Mutation im gleichen Ausmaß wie das Virus ohne die Mutation“.

Weitere Untersuchungen erforderlich

Einschränkend erklärten Biontech/Pfizer, dass die in diesem Experiment geprüften Viren nicht das gesamte Spektrum der Spike-Mutationen abdeckten, die in Großbritannien und Südafrika nachgewiesen worden sind. Doch sei die Neutralisierung der N501Y-Mutante in Seren von geimpften Personen deckungsgleich mit der bereits bestätigten Neutralisierung in einem Versuch mit 15 Pseudoviren, bei denen das Spike-Protein ebenfalls, doch an anderer Stelle, mutiert war. „Dies deutet darauf hin, dass die N501Y-Mutation, die in den neu aufgetretenen Virusvarianten im Vereinigten Königreich und in Südafrika vorkommt, keine Resistenz gegenüber dem Biontech/Pfizer-Impfstoff und den vom ihm ausgelösten Immunantworten verursacht.“ Weitere Untersuchungen seien jedoch nötig.

Schnelle Impfstoff-Anpassung möglich

Beruhigend ist vor allen Dingen, dass Biontech überzeugt ist – sollte sich SARS-CoV-2 so verändern, dass der aktuell zugelassene Impfstoff nicht mehr ausreichend schützen sollte –, dass eine flexible Anpassung des Impfstoffs rasch möglich sei.

PEI sorgt für rasche Zulassung

Professor Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), erklärte am 14. Januar in einer Pressekonferenz, dass das PEI sodann eine rasche Zulassung unterstützen wolle. Man könne in diesem Falle bereits auf zahlreiche Daten von BNT162b2 zurückgreifen, und man wolle ein „limitiertes Setting zur Prüfung von Sicherheit und Wirksamkeit“, um so sicherzustellen, dass es „zügig“ gehe.

Zurück