COVID-19-Therapieoptionen
Corona-Pandemie
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Bebtelovimab: FDA lässt COVID-19-Antikörper gegen Omikron zu

3 Injektionsspritzen und 1 Impffläschchen
Bebtelovimab ist ein Antikörper, der in den USA notfallzugelassen bei an COVID-19 erkrankten Risikopatienten eingesetzt werden darf. | Bild: Trsakaoe / AdobeStock

Kaum kamen die ersten Antikörperpräparate gegen COVID-19 auf den Markt, kam Omikron um die Ecke. Die Krux: Nicht jeder dieser zugelassenen Antikörper hat seine Wirksamkeit gegen die neue Variante behalten. 

Derzeit scheint nur Sotrovimab in Xevudy® noch eine Wirksamkeit gegen Omikron zu zeigen, während die Antikörperduos Bamlanivimab/Etesevimab (Zulassungsantrag bei der EMA mittlerweile zurückgezogen) und Casirivimab/Imdevimab (Ronapreve®) gegen die Omikron-Variante wirkungslos sind, ebenso Regdanvimab (Regkirona®). 

Zu Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld®) liegt laut der Fachgruppe COVIRIIN am Robert Koch-Institut (RKI) hinsichtlich der Wirksamkeit gegen Omikron eine „widersprüchliche Datenlage“ mit „wahrscheinlich reduzierter Wirksamkeit“ vor.

Bebtelovimab erhält Notfallzulassung von FDA

Doch, wie sich Viren weiterentwickeln, tut das auch die Forschung – die FDA hat nun einen Antikörper gegen SARS-CoV-2 notfallzugelassen, der auch gegen die Omikron-Variante wirkt: Bebtelovimab. 

Angewendet werden darf Bebtelovimab zur Behandlung von leichtem bis mittelschwerem COVID-19 bei ab Zwölfjährigen (Mindestgewicht 40 Kilogramm), die nach positivem SARS-CoV-2-Test ein hohes Risiko für einen schweren Erkrankungsverlauf haben. Zudem dürfen keine regulär zugelassenen COVID-19-Behandlungsmöglichkeiten verfügbar und klinisch geeignet sein.

Gut zu wissen: Wer gilt als „Risikopatient“?

Die US-amerikanische Seuchenbehörde (CDC) gibt eine Übersicht, welche Menschen mit SARS-CoV-2-Infektion ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. 

Sie denkt dabei an Menschen mit Erkrankungen wie Krebs, chronischen Atemwegs-, Leber-, Nierenerkrankungen, Demenz, Schlaganfall, Diabetes mellitus (Typ 1 und 2) und Menschen mit Übergewicht, Immunschwäche oder Suchtpatienten, ebenso wie an Schwangere und Raucher.

Bebtelovimab: Antikörper gegen das Spikeprotein

Wie auch bereits zugelassene Antikörper greift Bebtelovimab am Spikeprotein von SARS-CoV-2 an. Diesem kommt eine Schlüsselfunktion beim Eindringen des Virus in die menschliche Zelle zu. 

Allerdings scheint Bebtelovimab an Strukturen des Spikeproteins zu binden, die von Mutationen bislang verschont geblieben sind, sodass der Antikörper auch gegen die Omikron-Variante wirkt.

Kein Bebtelovimab bei Sauerstofftherapie

Neben COVID-19-Patienten ohne erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf schließt die Notfallzulassung von Bebtelovimab noch weitere Patientengruppen aus: So dürfen Corona-Patienten, die wegen COVID-19 bereits eine Sauerstofftherapie erhalten oder wegen COVID-19 ins Krankenhaus müssen, Bebtelovimab nicht erhalten. 

Die Firma Lilly hat den Antikörper für diese Patientengruppen nicht untersucht. Die Sorge: „Monoklonale Antikörper wie Bebtelovimab können mit schlechteren klinischen Ergebnissen in Verbindung gebracht werden, wenn sie Patienten mit COVID-19 verabreicht werden, die im Krankenhaus behandelt werden und eine Sauerstoffzufuhr oder mechanische Beatmung benötigen.“

Corona-Symptome Voraussetzung für Bebtelovimab

Die Behandlung leicht bis mittelschwer erkrankter Corona-Patienten mit Bebtelovimab sollte so schnell wie möglich nach einem positiven SARS-CoV-2-Test starten. Und die Patienten sollten den Antikörper innerhalb von sieben Tagen nach Beginn der Symptome erhalten.

Allein ein positiver Corona-Test genügt jedoch nicht für einen Therapieanspruch mit Bebtelovimab. Auch Corona-Symptome sind Voraussetzung für eine Behandlung. Denn: Der FDA zufolge trifft die Zulassung von Bebtelovimab für leicht bis mittelschwer erkrankte Corona-Patienten auf symptomfreie Patienten nicht zu. Bebtelovimab erhalten die Erkrankten als einmalige intravenöse Injektion.

Wie gut wirkt Bebtelovimab gegen COVID-19?

Die Notfallzulassung von Bebtelovimab fußt auf nicht klinischen und klinischen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit des Corona-Antikörpers. So bewährte sich Bebtelovimab gegen Omikron – dem Hersteller Lilly zufolge – sowohl in Labortests in Versuchen mit Pseudoviren wie auch mit echten Viren. 

Bebtelovimab habe seine „volle neutralisierende Aktivität gegen Omikron“ beibehalten, erklärt Lilly. Positiv ist zudem, dass Bebtelovimab durch seine Wirksamkeit gegen Omikron die neutralisierende Aktivität gegen andere Virusvarianten von besonderem Interesse oder die als „besorgniserregend“ eingestuft sind, nicht verloren hat, denn auch diese könne Bebtelovimab neutralisieren, so Lilly.

Bebtelovimab verhindert Krankenhauseinweisung und Tod

Neben Labortests sind aber vor allem klinische Studien am Menschen interessant – wie schlug sich Bebtelovimab hierbei? Zulassungsrelevant war vor allem eine Phase-2-Studie (BLAZE-4), die sowohl COVID-19-Patienten mit wie auch ohne Risikofaktoren für schwere Erkrankungen einschloss. 

Allerdings lief nur der Studienarm mit Nicht-Risikopatienten placebokontrolliert: 380 Studienteilnehmer dieses Studienarms (keine Risikofaktoren) erhielten sodann entweder einmalig Bebtelovimab mit 175 mg allein oder in Kombination mit zwei weiteren Corona-Antikörpern (700 mg Bamlanivimab und 1.400 mg Etesevimab) oder Placebo. 

Bebtelovimab und Bebtelovimab plus die anderen Corona-Antikörper verkürzten verglichen mit Placebo bei den Erkrankten die Symptomdauer. Auch war die Viruslast am fünften Tag nach Antikörperbehandlung geringer als nach Placebogabe. 

Bei Hochrisikopatienten – für die auch die Zulassung gilt – reduzierte Bebtelovimab allein (175 mg) oder in Kombination mit 700 mg Bamlanivimab und 1.400 mg Etesevimab sowohl die Rate an Krankenhausaufenthalten als auch die Zahl der Todesfälle – verglichen mit Placebo. 

Allerdings: Wie bereits erwähnt, fehlte in diesem Studienarm (150 Teilnehmer, zusätzlich 176 Teilnehmer im offenen Studienarm) die Placebogruppe, sodass für einen Vergleich mit Placebopatienten folglich frühere Antikörperstudien herangezogen wurden. 

Fazit der Studien

Dieser Fehlerquelle ist sich auch die amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) bewusst, weswegen sie erklärt: „Die Schlussfolgerungen sind begrenzt, da diese Daten aus verschiedenen Studien stammen, die zu einem Zeitpunkt durchgeführt wurden, als unterschiedliche Virusvarianten im Umlauf waren und die Ausgangsrisikofaktoren variierten.“ 

Keinen Unterschied scheint es jedoch zu machen, ob Bebtelovimab als Monotherapie oder in Kombination mit den anderen beiden Antikörpern gegeben wird – die Wirksamkeiten waren vergleichbar. 

Wie verträglich ist Bebtelovimab?

Ebenso wichtig wie die Wirksamkeit ist die Verträglichkeit eines Arzneimittels. Bebtelovimab lässt sich bislang eine gute Verträglichkeit bescheinigen. Zu den möglichen Nebenwirkungen einer Behandlung zählten laut FDA Juckreiz, Hautausschlag, injektionsbedingte Reaktionen, Übelkeit und Erbrechen. 

Auch könne man nicht ausschließen, dass schwere Überempfindlichkeitsreaktionen bis hin zur Anaphylaxie auftreten – derartige Nebenwirkungen seien bereits bei anderen Antikörperpräparaten beobachtet worden.  

Wichtig ist der FDA zudem der Hinweis, dass – auch wenn Bebtelovimab gegen Omikron wirkt – diese Therapieoption eine Impfung gegen COVID-19 nicht ersetzt. 

Ob und wann Bebtelovimab auch in der EU verfügbar wird oder werden könnte, ist derzeit unklar. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) prüft den Antikörper derzeit zumindest noch nicht. 

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