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Corona-Pandemie
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Orale Tablette von Pfizer gegen Corona: Paxlovid wirkt gut gegen COVID-19

Eine aufgestellte weiße Tablette neben Tablettenblister
Bild: Mara Zemgaliete / AdobeStock

89 Prozent weniger Krankenhauseinweisungen oder Tod als Placebo: Pfizers orales antivirales COVID-19-Arzneimittel Paxlovid™ (PF-07321332; Ritonavir) scheint den am 5. November bekanntgegebenen positiven Zwischenergebnissen der EPIC-HR-Studie zufolge gut zu wirken. „EPIC-HR” steht dabei für „Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in High-Risk-Patients”. Pfizer möchte in dieser Phase-2/3-Studie (randomisiert, doppelblind) mehr über die Sicherheit und Wirksamkeit von Paxlovid™ zur Behandlung von nicht hospitalisierten, mit SARS-CoV-2 Infizierten erfahren, die ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf aufweisen. Der primäre Endpunkt ist der Anteil der Teilnehmer mit COVID-19-bedingter Krankenhauseinweisung oder Tod durch jegliche Ursache.

Weniger Krankenhauseinweisungen und Tod

In der Studiengruppe nahmen die COVID-19-Patienten entweder Pfizers antivirale Kombination Paxlovid™ (zweimal täglich für fünf Tage) oder Placebo ein. Die Studiengruppe umfasste dabei Personen mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion und ersten Symptomen innerhalb von fünf Tagen vor Randomisierung und mindestens einem typischen COVID-19-Symptom am Tag der Randomisierung sowie mindestens einem Risikofaktor für einen schweren Verlauf.

Erhielten die COVID-19-Patienten ihre Therapie innerhalb von drei Tagen nach Symptombeginn, mussten 0,8 Prozent der Paxlovid™-Patienten ins Krankenhaus eingewiesen werden (3 Patienten von 389), in der Placebogruppe kamen 7 Prozent ins Krankenhaus (27 Patienten von 385). Während es in der Paxlovid™-Gruppe keinen Todesfall gab, starben in der Placebogruppe zehn Patienten (sieben der ins Krankenhaus eingewiesenen Patienten). Damit reduzierte Paxlovid™ Pfizer zufolge das Risiko einer COVID-19-bedingten Krankenhauseinweisung oder von Tod (durch jegliche Ursache) signifikant um 89 Prozent. Ausgewertet wurde 28 Tage nach Studienbeginn.

Wirksam auch bei späterem Therapiebeginn

Ähnliche Verringerungen von Krankenhauseinweisung und Tod konnte Pfizer in EPIC-HR beobachten, wenn die Patienten innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn mit Paxlovid™ begannen: 1 Prozent der Patienten musste ins Krankenhaus (6 von 607 Patienten), und keiner der COVID-19-Patienten verstarb. In der Placebogruppe waren 6,7 Prozent der Patienten von einer Krankenhauseinweisungen betroffen (41 von 612 Patienten) und es traten zehn Todesfälle (1,6 Prozent) auf. Auch hier war der Stichtag der Auswertung Tag 28 nach Randomisierung.

Ursprünglich sollten laut ClinicalTrials 3.000 Patienten in EPIC-HR eingeschlossen werden. Allerdings empfahl das unabhängige Datenüberwachungskomitee der Studie (Data Monitoring Committee) die Aufnahme weiterer Studienteilnehmer zu stoppen, „aufgrund der überwältigenden Wirksamkeit“, wie Pfizer erklärt. Nun will Pfizer sich baldmöglichst um die Einreichung der Zulassungsunterlagen bei der FDA kümmern, um eine Notfallzulassung für Paxlovid™ zu erhalten.

Wie wirkt Paxlovid™?

In Paxlovid™ kombiniert Pfizer zwei Wirkstoffe: PF-07321332 plus Ritonavir. PF-07321332 hemmt als SARS-CoV-2-3CL-Proteaseinhibitor die für die Vermehrung von SARS-CoV-2 wichtige Protease 3CL. Wird 3CL blockiert, ist auch die Virusvermehrung gestört. Ritonavir ist zwar ebenfalls ein Virostatikum (und wird bereits in der Behandlung von HIV und Hepatitis C angewendet), fungiert im Kombination mit PF-07321332 jedoch als Booster für diesen Wirkstoff. Es blockiert den Abbau von PF-07321332 und verlängert dadurch die Wirkdauer, sodass man geringer dosieren kann.

Paxlovid™ auch bei Nicht-Risikopatienten und zur Postexpositionsprophylaxe

Pfizer untersucht Paxlovid™ nicht nur zur Behandlung von COVID-19 bei Risikopatienten. Neben EPIC-HR laufen zwei weitere klinische Phase-2/3-Studien zu Paxlovid™: Im August begann EPIC-SR („Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in Standard-Risk-Patients”) – in dieser Studie sammelt Pfizer Daten zur Therapie mit Paxlovid™ bei bestätigt mit SARS-CoV-2 Infizierten, die jedoch kein Risiko für schwere COVID-19-Verläufe aufweisen. Seit September 2021 untersucht Pfizer zudem in EPIC-PEP („Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in Post-Exposure Prophylaxis”) Sicherheit und Wirksamkeit von Paxlovid™ zur Postexpositionsprophylaxe

Molnupiravir in Großbritannien bereits zugelassen

Pfizer ist nicht das einzige Unternehmen, das an oralen Arzneimitteltherapien gegen COVID-19 forscht: Am 4. November ließ die britische Arzneimittelbehörde das erste orale antivirale Arzneimittel gegen COIVD-19 zu, Molnupiravir in Lagevrio (Pharmakonzernen Ridgeback Biotherapeutics und Merck Sharp & Dohme [MSD]). Eingesetzt werden darf es dort nun zur Behandlung von COVID-19-Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen, um das Risiko für Krankenhauseinweisung und Tod zu verringern.

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