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Was ist eigentlich Pulpitis sicca?

Fingerkuppe mit Einriss
Vor allem im Winter leiden viele Menschen unter trockenen Fingerkuppen – auch Pulpitis sicca genannt. Mediziner vermuten, dass es sich dabei um eine Form der Neurodermitis handelt. | Bild: nat2851terry / AdobeStock

Während der Winterzeit tritt die Pulpitis sicca – das trockene Fingerkuppenekzem – besonders häufig auf. Diese Tatsache lässt schon erahnen, dass niedrige Temperaturen ein entscheidender Auslöser für diese Hauterscheinung sind.

Schmerzhafte Hautrisse an den Fingerkuppen

Bei Kälte ist die körpereigene Talgproduktion reduziert, weshalb die Haut leicht austrocknet. Insbesondere an den Fingerspitzen sind Fettgehalt und Wasserbindungsvermögen häufig gestört. Kritisch wird es, wenn nun noch weitere hautbelastende Faktoren hinzukommen, beispielsweise starke mechanische Beanspruchung durch handwerkliches Arbeiten oder häufiger Kontakt mit Wasser und alkalischen Substanzen wie Seife und Reinigungsmitteln. 

Folglich kann die Haut an den Fingerkuppen aufplatzen. Es bilden sich dabei mitunter tiefe spaltartige Risse (Rhagaden) – landläufig auch als Schrunden bezeichnet. Sie können bis in die unteren Hautschichten reichen und bluten häufig.

Die Läsionen sind äußerst schmerzhaft. Erst recht verursacht Greifen mit den betroffenen Fingern erhebliche Beschwerden. Denn: Vor allem die Fingerbeeren gehören zu den sensibelsten Körperstellen, der Bereich ist stark durchblutet und besitzt viele freie Nervenendigungen.

Pulpitis sicca: Kälte, Nässe und Zitrusfrüchte als Auslöser

Die schmerzhaften Hautrisse bilden sich bevorzugt an jenen Fingern, die am meisten beansprucht werden, allen voran die Daumen, gefolgt von Zeige- und Mittelfingern. An Ringfinger und kleinem Finger findet man sie selten. 

Neben Kälte, Nässe und Seife gibt es weitere Auslöser für die Hautläsionen, wie beispielsweise Kontakt mit Holz, Erde oder Zement. Bei manchen Menschen reißt die Haut auch beim Berühren säurehaltiger Substanzen ein, zum Beispiel wenn Zitrusfrüchte geschält werden. In seltenen Fällen können auch Mangelerscheinungen (z. B. Eisenmangel) eine Rolle spielen.

Grundsätzlich tritt die Pulpitis sicca im Sommer weniger in Erscheinung.

Hauteinrissen wirksam vorbeugen

Die Neigung zu Pulpitis sicca ist genetisch bedingt. Mediziner gehen sogar davon aus, dass es sich bei dem Fingerkuppenekzem um eine Minimalform der Neurodermitis handelt – ebenso wie bei Mundwinkel- und Ohrläppchenrhagaden oder entzündeten Lippen. 

Bei entsprechender Veranlagung, sollte man den Läsionen möglichst vorbeugen. Dazu können folgende praktische Tipps Betroffenen gegeben werden:

  • Tragen Sie im Winter draußen Handschuhe, damit die Finger gegen austrocknende Kälte geschützt sind.
  • Verwenden Sie bei Arbeiten mit Wasser Gummihandschuhe, auch beim Haarewaschen oder wenn Sie nasse Wäsche aufhängen.
  • Vermeiden Sie den Kontakt mit alkalischen Substanzen und verwenden Sie zum Händewaschen ein pH-neutrales oder leicht saures Reinigungsprodukt (z. B. eine seifenfreie Waschemulsion oder ein Waschstück). So wird der natürliche Säureschutzmantel der Haut nicht beeinträchtigt.
  • Trocknen Sie Ihre Hände mit einem Handtuch immer gut, aber sanft ab. Rubbeln Sie nicht zu stark. Benutzen Sie kein Handtrocknungsgerät, denn dadurch trocknet die Haut zusätzlich aus.
  • Verwenden Sie vor allem im Winter regelmäßig spezielle Pflegeprodukte für sehr trockene Haut. Geeignet sind Fettcremes (z. B. Cetaphil® Pro Itch Control Protect Handcreme, Excipial® Repair Handcreme, Linola Hand Forte) oder Pflegeprodukte mit 10 bis 15 Prozent Urea (z. B. Basodexan® Fettcreme 10 %, Elacutan® Fettcreme 10 %, Fagron Urea Handcreme, Linola® Urea Creme, numis® med Urea 10 % Handcreme, Optiderm® Creme). Zur intensiven Wirkung empfiehlt sich eine Handmaske, die man über Nacht unter Baumwollhandschuhen einwirken lässt.
  • Wenn Sie zur Pflege auf Hausmittel zurückgreifen wollen, können Sie Ihre Finger zum Beispiel immer mal wieder in Olivenöl baden oder mit einem Honig-Quark-Gemisch bestreichen. Auch Kokosöl macht die Haut geschmeidig.

Bei Pulpitis sicca ist oft begleitend auch die Nagelhaut sehr trocken und rissig. Daher ist zum Beispiel ein Nagelöl oder ein Nagelpflegestift eine sinnvolle Zusatzempfehlung.  

Filmverband fördert Heilung von Fingerrissen

Trotz guter Fingerpflege kann es bei Pulpitis sicca immer wieder zu Fingerrissen kommen. Dann muss für Druck- und Schmerzlinderung, Schutz vor dem Eindringen von Keimen und eine gute Wundheilung gesorgt werden. Bewährt hat sich hierfür ein flüssiger Filmverband (z. B. Urgo Hautrisse Flüssigpflaster), der einen transparenten und flexiblen Schutzfilm bildet. 

Eine flexible wasserfeste Schutzschicht erreicht man auch mit Compeed® Fingerrisse-Pflaster. Mit der Hydrokolloid-Technologie ermöglicht es eine feuchte Wundheilung. Wer herkömmliche Pflaster bevorzugt, kann speziell geformte Fingerkuppenpflaster verwenden (z. B. Alumed® Fingerkuppenverbände elastisch, Hansaplast Fingerkuppen Pflaster Elastic).

Wundheilung mit Heilsalben unterstützen

Um den Heilungsprozess der Hauteinrisse zu fördern, bieten sich verschiedene Präparate an. Dazu zählen beispielsweise Bepanthen® Wund- und Heilsalbe, Mirfulan® Wund- und Heilsalbe und Retterspitz® Wund- und Heilsalbe.

Auch pflanzliche Präparate mit Ringelblume (z. B. Dr. Theiss Ringelblumen Salbe, Melkfett mit Ringelblume Aurica®, Weleda Calendula Wundsalbe) oder Hamamelis (z. B. Hamamelis-Salbe Nestmann, Hamasana® Hamamelis Salbe, Hametum® Wund- und Heilsalbe) sind zur Unterstützung der Wundheilung geeignet. Zudem bieten sich auch Präparate mit Kamille an (z. B. Kamillosan® Creme).

Übrigens: Wer immer wieder tiefe, eventuell blutende Risse an den Fingern hat, sollte auch an den Tetanusschutz denken. Quellen: Deutsches Grünes Kreuz e.V.; DAZ Nr. 21/2011; Altmeyers Enzyklopädie; www.compeed.de; www.urgo.de 

Pulpitis sicca in Kürze:

  • Form von Handekzem (trockenes Fingerkuppenekzem), bei dem tiefe evtl. blutende Einrisse an den Fingerkuppen entstehen, insbesondere an Daumen, Zeige- und Mittelfingern.
  • Entsteht bei entsprechender Prädisposition und sehr trockener Haut durch äußere, reizende Einflüsse, vor allem Kälte, Nässe, Kontakt mit alkalischen Substanzen, außerdem Holz, Erde, Zement und Zitrusfrüchte.
  • Wird als Minimalausprägung der Neurodermitis eingestuft.
  • Vorsorgemaßnahmen (z. B. Kälteschutz, Schutz vor Auslösefaktoren, Anwendung von Pflegeprodukten) sind vor allem im Winter wichtig.
  • Bei akuten Hautläsionen flüssigen Filmverband oder spezielle Fingerkuppenpflaster und/oder Wundheilmittel auftragen.