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Tetanus-Impfung: Auch in Deutschland wichtig

Schon die kleinste Verletzung kann zur Eintrittspforte für das Bakterium Clostridium tetani werden. Über eine kleine Schürfwunde oder einen winzigen Splitter im Finger kann man sich bereits infizieren.
Die Tetanus-Erreger kommen vor allem im Erdboden (sowie in Tierkot) vor. Sie können in Sporenform jahrelang im Boden überleben. Jeder kann daher mit den Erregern in Kontakt kommen. Eine oft unterschätzte Infektionsgefahr stellt die Arbeit im Garten dar.
Gut zu wissen: Tetanus weltweit verbreitet
Grundsätzlich ist Tetanus auf der ganzen Welt zu finden. In feuchtwarmen Ländern mit niedrigen Impfquoten und schlechter medizinischer Versorgung erkranken und sterben auch heute noch viele Menschen daran.
Da in Deutschland keine Meldepflicht für Tetanus besteht, ist die genaue Häufigkeit von Tetanus hierzulande schwer zu bestimmen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) gab es in den letzten Jahren weniger als 15 Erkrankungsfälle pro Jahr (Stand 2018). Grund dafür ist u. a. ein umfassender Impfschutz.
Welche Symptome treten bei Tetanus auf?
Nach einer Inkubationszeit von drei Tagen bis drei Wochen treten erste typische Krankheitssymptome auf: starke, schmerzhafte Kieferverspannungen, die das Gesicht wie zu einem Grinsen verziehen.
Im weiteren Verlauf breiten sich die Spasmen auf andere Muskelgruppen aus, insbesondere am Rumpf. Die ruckartigen Krämpfe können so stark sein, dass dabei sogar Wirbel brechen. An Atemlähmungen können die Patienten schließlich ersticken.
Trotz intensivmedizinischer Versorgung trifft dieses Schicksal zehn bis 20 Prozent der Erkrankten. Auch wenn deutschlandweit jährlich höchstens 15 Erkrankungsfälle auftreten, kommt es deshalb immer mal wieder zu einem Tetanus-bedingten Todesfall.
Gut zu wissen: Symptome bei Neugeborenen mit Tetanus
Neugeborene können mit Tetanus infiziert werden, wenn die Mutter unzureichend immunisiert ist und bei der Entbindung eine hygienisch unzureichende Behandlung des Nabels erfolgte.
Die Erkrankung tritt in der Regel in den ersten zwei Lebenswochen als generalisierte Form mit Rigidität, Trinkschwäche und Krämpfen auf.
Behandlung von Tetanus nur begrenzt möglich
Schuld an der dramatischen Symptomatik ist ein von Clostridium tetani produziertes Neurotoxin (Tetanospasmin). Dieses blockiert hemmende Einflüsse auf motorische Nerven. Sobald das Gift einmal an Nervenzellen gebunden hat, lässt es sich nicht mehr bekämpfen.
Noch frei zirkulierendes Toxin versucht man durch schnellstmögliche Immunglobulin-Gabe zu neutralisieren. Mit Antibiotika (empfohlen wird Metronidazol) lassen sich lediglich die Bakterien als Quelle weiterer Toxinbildung abtöten. Des Weiteren wird schnellstmöglich eine gründlich chirurgische Wundversorgung durchgeführt.
Impfung einziger Schutz vor Tetanus
Die einzige Schutzmaßnahme gegen Tetanus ist die Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt sie als Grundimmunisierung im Säuglings- und Kleinkindalter.
Hierzu sind drei Impfungen nötig. Laut STIKO-Impfkalender können diese z. B. im 2., 4. und 11. Lebensmonat erfolgen, zwischen zweiter und dritter Dosis sollen mindestens sechs Monate liegen. Im Kinder- und Jugendalter stehen dann zwei Auffrischimpfungen an (z. B. zur U 9 und U 11 oder J 1). Alle zehn Jahre sind weitere Auffrischimpfungen für alle Erwachsenen nötig.
In der Apotheke kann man immer mal wieder an diesen wichtigen Impfschutz erinnern, zum Beispiel wenn Kunden Hautdesinfektionsmittel oder Wundversorgungsmaterialien verlangen. Besonders wichtig ist ein aktueller Impfschutz für Personen mit Erkrankungen der Hautoberfläche (z. B. offenes Ekzem).
STIKO-Impfempfehlungen für Tetanus
Standardimpfempfehlung:
- alle Säuglinge/Kleinkinder ab 2 Monaten
- zwei Auffrischimpfungen im Kindes- und Jugendalter
- fehlende Impfungen nachholen
- Auffrischimpfungen im 10-Jahres-Intervall für alle Erwachsenen (dabei einmalig als Tetanus-Diphtherie-Pertussis-(Polio-)Kombinationsimpfung
Tetanus-Immunprophylaxe bei unzureichendem Impfschutz
Da schon Bagatellverletzungen Eintrittspforten für Tetanuserreger sein können, empfiehlt das RKI bei nicht oder nicht ausreichend Geimpften im Falle einer gefährdenden Verletzung eine Tetanus-Immunprophylaxe durchzuführen.
Tetanus-Immunprophylaxe bei Verletzungen gemäß aktueller STIKO-EmpfehlungQuelle: RKI
Dokumentierter Impfstatus | Zeit seit letzter Impfung | TDaP/Tdap | Tetanus-Immunglobulin | |
---|---|---|---|---|
Saubere geringfügige Wunden | ungeimpft oder unbekannt | Ja | Ja | |
1 oder 2 Impfdosen | Ja (Mindestabstand zur letzten Dosis 28 Tage) | Nein | ||
≥ 3 Impfstoffdosen | ≥ 10 Jahre < 10 Jahre | Ja Nein | Nein Nein | |
alle anderen Wunden | < 3 Impfstoffdosen oder unbekannt | Ja (Mindestabstand zur letzten Dosis 28 Tage) | Ja | |
≥ 3 Impfstoffdosen | ≥ 5 Jahre < 5 Jahre | Ja Nein | Nein Nein |
Welche Impfstoffe gegen Tetanus gibt es?
Laut aktuellen Daten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI, Stand April 2025) gibt es derzeit nur einen Monoimpfstoff gegen Tetanus: Tetana® kann ab einem Lebensalter von zwei Monaten verabreicht werden.
Daneben stehen zahlreiche Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung. Sie werden von der STIKO zur Grundimmunisierung empfohlen, um die Zahl der Injektionen möglichst gering zu halten.
Zur Wahl stehen der Dreifachimpfstoff mit zusätzlichem Schutz gegen Diphtherie und Pertussis Infanrix®, zugelassen ab 2 Monaten, sowie die Fünffachimpfstoffe mit weiterem Schutz gegen Polio und Haemophilus influenzae Typ b Infanrix-IPV+Hib®, Pentavac® und Pentaxim® (alle ab 2 Monaten). Außerdem gibt es Sechsfachimpfstoffe mit Hepatitis-B-Impfstoff als sechster Komponente Hexyon®, Hexacima®, Vaxelis® (alle ab 6 Wochen) und Infanrix hexa® (ab 2 Monaten).
Für die Auffrischung stehen Zweifachimpfstoffe gegen Tetanus und Diphtherie (Td-IMMUN® und Td-pur® beide ab 5 Jahren) sowie die Dreifachimpfstoffe TdaP-Immun®, Boostrix® und Covaxis® mit zusätzlichem Schutz gegen Diphtherie und Pertussis (zugelassen ab 4 Jahren) oder Diphtherie und Polio (Revaxis® ab 5 Jahren) zur Verfügung.
Vierfachimpfstoffe zur Auffrischung mit weiterem Schutz gegen Polio sind Repevax® und Boostrix® Polio, beide zugelassen ab 3 Jahren.
Als Nebenwirkungen können Tetanus-Impfstoffe u. a. Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkbeschwerden hervorrufen. Quellen: RKI, PEI
Europäische Impfwoche 2025
Jedes Jahr in der letzten Aprilwoche begeht die Europäische Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Europäische Impfwoche. Damit soll auf die Bedeutung von Impfmaßnahmen für die Prävention von Krankheiten und den Schutz von Menschenleben aufmerksam gemacht werden.
Dieses Jahr wird mit dem Motto: „Impfungen für alle sind menschlich möglich“ auf die Notwendigkeit der gleichmäßigen Durchimpfung hingewiesen.
Auf PTAheute.de möchten wir diese Aktion mit ausgewählten Beiträgen unterstützen. Sie erhalten Informationen zu den Impfungen gegen FSME, Tetanus, Dengue-Fieber und Tollwut. Außerdem erklären wir, was mRNA-Impfstoffe und was Lebendimpfstoffe sind, und geben Hinweise, worauf bei Impfungen in der Apotheke zu achten ist.