Rezeptur
In dieser Serie beantworten wir aktuelle Anfragen aus der Apotheke und erklären wichtige Themen aus dem Bereich der Rezeptur. 
Titelbild: Schelbert / DAV
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Herstellung einer Lösung mit Clotrimazol und Betametha­sondipropionat

PTA hält prüfend große Braunglasflasche hoch
Ethanolhaltige Lösungen können dazu führen, dass die Haut austrocknet. Deshalb werden oft flüssige Lipide zugesetzt. | Bild: Racle Fotodesign / AdobeStock 

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Wir haben ein Rezept über folgende Zubereitung bekommen: 

  • Clotrimazol 1,0 g
  • Betamethasondipropionat 0,1 g
  • Oleum Olivarum 3,0 g
  • Spiritus dilutus 50 % (V/V) zu 100,0 g

Wir sind uns unsicher bezüglich der Löslichkeit der beiden Wirkstoffe, können Sie uns weiterhelfen?

Anfrage aus einer Apotheke an die PTAheute-Onlineredaktion

DAC/NRF-Rezepturhinweise liefern Tipps zur Herstellung

Bei der verordneten Zubereitung handelt es sich um eine Lösung, bei der definitionsgemäß alle eingesetzten Substanzen gelöst vorliegen müssen. 

Informationen zur Löslichkeit von rezepturrelevanten Wirk- und Hilfsstoffen können unter anderem in den DAC/NRF-Rezepturhinweisen gefunden werden. Bei diesen Rezepturhinweisen handelt es sich um einen kostenlosen Online-Service für DAC/NRF-Abonnenten. Mit ihrer Hilfe können gezielt Informationen zu Ausgangsstoffen nachgelesen werden. 

Sowohl für das Antimykotikum Clotrimazol als auch für das Glucocorticoid Betamethasondipropionat existiert jeweils ein eigener Rezepturhinweis. Hier können neben Informationen zu chemischen, physikalischen und galenischen Eigenschaften auch wertvolle Tipps zur Stabilität und Verarbeitung gefunden werden. 

Betamethasondipropionat als stark wirksames Glucocorticoid

Der Wirkstoff Betamethasondipropionat gilt als stark wirksames Glucocorticoid, mit einem rezeptierbaren pH-Bereich zwischen pH 2 und 8. Bedingt durch seine chemische Struktur und die geringe Wasserlöslichkeit weist Betamethasondipropionat eine hohe chemische Stabilität auf und ist über einen breiten pH-Bereich rezeptierbar. 

Die Substanz wird deshalb häufig als Alternative für Betamethasonvalerat verordnet, wenn der pH-Wert der Zubereitung aufgrund eines weiteren Wirkstoffs höher sein muss. Denn: Betamethasonvalerat hat sein Stabilitätsoptimum bei sauren pH-Werten von 3,5 und kann daher nicht ohne weiteres mit Clotrimazol kombiniert werden. Wasserhaltige Zubereitungen mit Clotrimazol sollten auf einen pH-Wert zwischen 4 und 6 eingestellt werden. 

Wirkstoffe in Ethanol 50 % (V/V) auflösen

Beide Wirkstoffe – Clotrimazol und Betamethasondipropionat – sollen laut Verordnung in Spiritus dilutus 50 % (V/V) gelöst werden, dabei handelt es sich um eine Ethanol-Wasser-Mischung

Zur Herstellung dieser wässrig-alkoholischen Lösung müssen laut Arzneibuch 45,2 g Ethanol 96 % (V/V) mit Gereinigtem Wasser zu 100,0 g verdünnt werden. Clotrimazol ist als lipophile Substanz in Wasser praktisch unlöslich, zeigt aber eine ausreichende Löslichkeit in Ethanol 96 % (V/V). 

Ähnlich verhält es sich beim zweiten Arzneistoff Betamethasondipropionat. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen lipophilen Stoff, der sich in Ethanol 96 % (V/V) ohne Probleme auflösen lässt.

Gut zu wissen: Herstellung ohne Wärmezufuhr

Nach Möglichkeit werden Lösungen ohne Zufuhr von Wärme hergestellt, denn beim Abkühlen kann es sonst zum Auskristallisieren der Feststoffe kommen. Besteht eine Lösung aus mehreren Flüssigkeiten, wird der zu lösende Stoff in dem Lösungsmittel gelöst, in dem er die beste Löslichkeit hat. Danach können die anderen Flüssigkeiten dazugegeben werden.

Einarbeitung von Olivenöl in Alkohol-Wasser-Gemisch nicht möglich

Der kurzkettige Alkohol Ethanol spielt in dieser Zubereitung zur Lösung der beiden unpolaren Wirkstoffe also eine entscheidende Rolle. Ein grundsätzlicher Nachteil von Alkoholen ist allerdings, dass sowohl Ethanol als auch 2-Propanol bei wiederholter Anwendung auf der Haut austrocknend und entfettend wirken. Aus diesem Grund enthalten entsprechende Zubereitungen oft flüssige Lipide zur Rückfettung der Haut. 

Der Arzt hat in seiner Verordnung dafür Natives Olivenöl ausgewählt. Allerdings können Alkohol-Wasser-Gemische immer nur eine gewisse Lipidmenge aufnehmen, ansonsten wird keine klare Flüssigkeit mehr erhalten. 

Olivenöl lässt sich jedoch selbst in kleinen Mengen nicht in Ethanol 90 % einarbeiten. Auch eine Verarbeitung der Flüssigkeit mit dem in der Rezeptur gewünschten Alkohol-Wasser-Gemisch Ethanol 50 % ist nicht möglich. Normalerweise steigt die Mischbarkeit von Lipiden mit wässrig-alkoholischen Lösungen mit der Alkoholkonzentration an, bei einem höheren Alkoholanteil lassen sich auch größere Mengen an Lipiden lösen. 

Rücksprache mit dem Arzt empfehlenswert

Das oben beschriebene Problem muss also mit dem Arzt besprochen werden und eine Lösung vorgeschlagen werden. 

Zunächst einmal kann das verordnete Olivenöl weggelassen und dann auch die ursprüngliche Konzentration an Ethanol beibehalten werden. Möchte der Arzt ein rückfettendes Lipid in der Vorschrift bestehen lassen, kann auf Octyldodecanol ausgewichen werden. Dieser in alkoholischen Lösungen häufig eingesetzte Fettalkohol lässt sich allerdings mit Ethanol 50 % (V/V) auch nicht verarbeiten. Es wird kein einphasiges System erhalten und es sind deutliche Lipidtröpfchen zu erkennen. 

Als Lösungsmittel kann aber Ethanol 90 % (V/V) verwendet werden, diese Alkohol-Wasser-Mischung lässt sich problemlos mit Octyldodecanol mischen. 

Optimierte Rezeptur:

Clotrimazol1,0 g
Betamethasondipropionat0,1 g
Octyldodecanol10,0 g
Ethanol 96 % (V/V)81,2 g
Gereinigtes Wasser7,7 g

Zur Herstellung werden die beiden Wirkstoffe in reinem Ethanol gelöst. Anschließend wird durch Zugabe von Wasser die Ethanol-Konzentration 90 % (V/V) erreicht. Am Schluss kann die Flüssigkeit Octyldodecanol dazugegeben werden. Quellen:
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Betamethasondipropionat (27.05.2024)
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Clotrimazol (06.09.2023)
 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. 

Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezepturexpertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. 

Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

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