Rezeptur
In dieser Serie beantworten wir aktuelle Anfragen aus der Apotheke und erklären wichtige Themen aus dem Bereich der Rezeptur. 
Titelbild: Schelbert / DAV
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Hydrophile Creme mit Hydro­chinon & Tretinoin: So geht's

zwei PTA stehen in der Rezeptur und stellen eine Creme her
Zubereitungen mit Hydrochinon werden bei melaninbedingten Hyperpigmentierungen sowie bei braunen Flecken auf der Haut nach Entzündungen eingesetzt. | Bild: Schelbert / PTAheute

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Wir haben vom Hautarzt folgende Zubereitung zur Herstellung erhalten: 

  • Hydrochinon 3,0 g
  • Tretinoin 0,1 g
  • Dexamethason 0,1 g
  • Anionische hydrophile Creme DAB zu 100,0 g

Die Creme soll über zwölf Wochen einmal täglich angewendet werden. Ist die Zubereitung denn solange verwendbar?

Anfrage aus einer Apotheke an die PTAheute-Onlineredaktion

Stabilität der Rezeptur innerhalb der Haltbarkeit 

Nach § 14 Apothekenbetriebsordnung müssen Rezepturen bei der Abgabe an den Patienten mit einem konkreten Enddatum der Aufbrauchsfrist gekennzeichnet werden. Die Apotheke muss dabei ein Datum unter Angabe von Tag, Monat und Jahr mit dem Hinweis „verwendbar bis“ angeben. Innerhalb dieser Aufbrauchsfrist darf sich die Stabilität des Rezepturarzneimittels in seinen wichtigen Eigenschaften nicht wesentlich verändern. 

Für standardisierte NRF-Rezepturen können Empfehlungen zur Festlegung der Aufbrauchsfrist in einer Tabelle unter I.4.-3 nachgeschlagen werden. 

Bei Individualrezepturen muss die Stabilität des Arzneimittels in der Apotheke beurteilt werden. Richtwerte zur Festlegung der Haltbarkeit für apothekenrelevante Darreichungsformen stehen im NRF in der Tabelle I.4.-2.

Gut zu wissen: Vorgehen bei chemisch-physikalisch instabilen Zubereitungen

Die oben vorgestellten Tabellen können nur bei weitgehend chemisch-physikalisch stabilen Rezepturen angewendet werden. Bei chemisch-physikalisch instabilen Zubereitungen empfiehlt das NRF, die Aufbrauchsfrist auf maximal vier Wochen zu begrenzen.

Anwendung einer Creme mit Hydrochinon bei Hyperpigmentierung der Haut

Hydrochinon wird bei melaninbedingten Hyperpigmentierungen sowie bei braunen Flecken auf der Haut nach Entzündungen eingesetzt. Eine aufhellende Wirkung setzt dabei nach zwei bis vier Monaten Anwendungsdauer ein. 

Der Wirkstoff wird häufig mit Tretinoin und einem Glucocorticoid kombiniert. Tretinoin verbessert dabei die Wirkung des Hydrochinons, während das Glucocorticoid, wie Dexamethason, die durch die anderen Arzneistoffe ausgelösten Hautreizungen vermindert und auch selbst eine leichte pigmentverringernde Wirkung hat. 

Die Dreierkombination der genannten Substanzen gilt daher als effektives Bleichmittel und wird als sogenannte „Triple Creme“ – auch bekannt unter dem Namen Kligman, Willis und Pathak – in unterschiedlichen Konzentrationen eingesetzt. 

Soweit nicht anders verordnet, wird eine solche Creme einmal täglich dünn auf die veränderte Haut aufgetragen. Die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund dürfen nicht mit der Zubereitung in Berührung kommen.

Hydrochinon: Graues, in Kristallen vorkommendes Pulver

Der Wirkstoff Hydrochinon ist auch unter dem Namen 1,4-Dihydroxybenzol bekannt. Dabei handelt es sich um ein leicht graustichiges, in verschiedenen Kristallformen vorkommendes Pulver. Die Substanz zeigt sowohl in Alkoholen wie Ethanol, Propylenglycol und Glycerol sowie in Wasser eine gute Löslichkeit und liegt in Dermatika gelöst vor. Um die Haut nicht zu stark auszutrocknen, werden vorwiegend Cremes mit Glycerol statt mit Ethanol empfohlen. 

Die obere Richtkonzentration von Hydrochinon liegt bei 3 % – ein momentan allerdings nicht erhältliches Fertigarzneimittel (Pigmanorm® Creme) enthält den Wirkstoff in 5-prozentiger Konzentration. 

Wird in Rezepturarzneimitteln die obere Richtkonzentration überschritten, ist ein besonderer Vermerk des Arztes nötig. Hoch konzentrierte Zubereitungen sollten nur sehr kleinflächig aufgetragen und nur für eine begrenzte Behandlungsdauer angewendet werden.

Gut zu wissen: Verbot in kosmetischen Mitteln

In Tierexperimenten ergab sich nach oraler Anwendung der Verdacht auf eine mutagene und kanzerogene Wirkung, weshalb Hydrochinon in Kosmetika nicht eingesetzt werden darf. 

Lediglich in Haarfärbemitteln auf Oxidationsbasis ist eine Anwendung bis zu einer Konzentration von 0,3 % erlaubt.

Gefahr der Verfärbung: Zugabe von Stabilisatoren empfehlenswert

Zubereitungen mit Hydrochinon neigen zur raschen Verfärbung. Ohne die Zugabe eines Stabilisators beträgt die Haltbarkeit daher nicht einmal vier Wochen. 

Zur Stabilisierung sind die beiden Feststoffe Natriumedetat (0,05 %) und Natriummetabisulfit (0,5 %) geeignet. Natriummetabisulfit darf dabei nicht mit nennenswerten Mengen an Citronensäure oder Ascorbinsäure kombiniert werden, da bei sauren pH-Werten flüchtiges Schwefeldioxid mit gesundheitsschädlicher Wirkung freigesetzt werden kann. 

Als geeignete Grundlagen für Hydrochinon-Cremes werden anionische Grundlagen empfohlen. Nichtionische Grundlagen können mit dem phenolischen Wirkstoff möglicherweise eine unerwünschte Wechselwirkung eingehen. 

Zum Schutz vor Licht und Sauerstoff müssen Zubereitungen mit Hydrochinon in Aluminiumtuben verpackt werden.

Tretinoin ist empfindlich gegenüber Licht und Oxidation

Tretinoin (Vitamin-A-Säure) gehört zu den besonders licht- und oxidationsempfindlichen Wirkstoffen, daher wird bei der Verarbeitung grundsätzlich ein Antioxidans zugegeben. Zum Einsatz kommt dabei meist Butylhydroxytoluol in einer Konzentration von mindestens 0,04 %. 

Der Stabilisator kann dabei auch als Paraffinkonzentrat eingewogen werden. Eine entsprechende Vorschrift ist im NRF als Stammlösung S.35. zu finden:  

Butylhydroxytoluol-Paraffinkonzentrat 2 % (NRF S.35.):

Butylhydroxytoluol2,0 g
Dickflüssiges Paraffinzu 100,0 g

Optimierte Rezepturvorschrift mit Stabilisatoren

Eine optimierte Rezepturvorschrift, bei der die nötigen Stabilisatoren zugesetzt werden, könnte daher folgendermaßen aussehen:

Hydrophile Creme mit Hydrochinon 3 %Tretinoin 0,1 % Dexamethason 0,1 %:

Hydrochinon3,0 g
Tretinoin0,1 g
Butylhydroxytoluol-Paraffinkonzentrat 2 % (NRF S.35.)2,0 g
Dexamethason0,1 g
Glycerol 85 %10,0 g
Propylenglycol10,0 g
Natriumedetat0,05 g
Natriummetabisulfit0,5 g
Anionische hydrophile Creme DABzu 100,0 g

Zur Herstellung wird zunächst Hydrochinon in Glycerol 85 % unter vorsichtigem Erwärmen gelöst und in die Grundlage eingearbeitet. Die anderen Substanzen müssen dagegen zur Vermeidung von Übersättigung kalt in die Anionische hydrophile Creme DAB eingearbeitet werden. 

Die Aufbrauchsfrist der Zubereitung kann mit vier Monaten festgesetzt werden. Eine Lagerung im Kühlschrank ist wegen der Gefahr der Auskristallisation des Hydrochinons zu vermeiden. Quellen:
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Hydrochinon (24.06.2024)
- Fachinformation Pigmanorm® Creme Widmer
- https://dacnrf.pharmazeutische-zeitung.de/dac/nrf-wissen/rezepturenfinder/apo/einzelansicht/3565
 

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