Rezeptur
Praxiswissen
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Frage aus der Rezeptur: Verarbeitung von Menthol in Dermatika-Grundlagen

PTA rührt in Fantaschale
Für die Herstellung mentholhaltiger Zubereitungen eignet sich als Grundlage z. B. Basiscreme DAC. | Bild: imago images / Westend61

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Eine Patientin leidet nach einer Bestrahlung unter neuropathischen Schmerzen. Ihr Onkologe hat zur Behandlung eine Menthol-Zubereitung zum Auftragen auf die Haut empfohlen. Können Sie uns geeignete Grundlagen nennen und Tipps zur Verarbeitung der Substanz geben?

Neuropathische Schmerzen durch Krebstherapie

In Folge einer Bestrahlung oder Chemotherapie leiden viele Tumorpatienten unter sogenannten neuropathischen Schmerzen. Diese werden durch Schädigung einzelner Nervenzellen hervorgerufen. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass auf die Haut aufgetragene Menthol-Zubereitungen diese Schmerzen lindern können. Zur Therapie tragen die Betroffenen zweimal täglich eine 1-prozentige Menthol-haltige Creme auf die schmerzhaften Hautstellen auf. 

Welche Grundlage ist geeignet?

Laut NRF-Rezepturhinweis lässt sich Menthol in bis zu 5-prozentiger Konzentration in Basiscreme DAC und Nichtionische hydrophile Creme DAB einarbeiten. Auch eine Verarbeitung mit lipophilen Grundlagen wie Kühlcreme DAB oder Hydrophober Basiscreme DAC ist ohne Probleme möglich. Persönlich würde ich der Patientin folgende Zubereitung empfehlen: 

Hydrophile Menthol-Creme 1%

  • Menthol 1,0 g
  • Mittelkettige Triglyceride q. s. 
  • Basiscreme DAC zu 100,0 g

Diese Creme ist leicht verstreichbar und lässt sich also gut auf die schmerzhaften Hautbereiche auftragen. Zur Herstellung kann der Wirkstoff einfach in die Grundlage eingearbeitet werden. Aufgrund seines lipophilen Charakters wird sich Menthol nach einiger Zeit in den lipophilen Bestandteilen der Grundlage auflösen und es resultiert eine Zubereitung mit gelöstem Wirkstoff. Damit dieser Lösevorgang vollständig und kontrolliert abläuft, wird deshalb empfohlen, Menthol vor dem Einarbeiten in einer ausreichenden Menge an Mittelkettigen Triglyceriden aufzulösen. Die fertige Lösung kann dann mit der Basiscreme DAC verarbeitet werden. 

Wärme ist zu vermeiden

Wie bei allen halbfesten Lösungssystemen ist darauf zu achten, dass die jeweilige Substanz bei Raumtemperatur in Lösung gebracht wird. Denn durch Zufuhr von Wärme beim Lösevorgang könnte der gelöste Feststoff beim Abkühlen wieder auskristallisieren. 

Speziell bei Menthol kommt noch hinzu, dass dieser Wirkstoff schon bei Raumtemperatur flüchtig ist. Wärme wäre hier besonders kontraproduktiv. Aufgrund der Flüchtigkeit sind Menthol-haltige Zubereitungen dicht zu verpacken. Die oben vorgestellte Menthol-Creme wird idealerweise in eine Aluminiumtube abgefüllt. 

Haltbarkeit

Basiscreme DAC enthält kein eigentliches Konservierungsmittel, bezogen auf die Wasserphase aber das antimikrobiell wirksame Propylenglycol in 20-prozentiger Konzentration. Aus diesem Grund ist die Zubereitung ausreichend vor mikrobiellem Verderb geschützt. Da es sich bei der Menthol-haltigen Creme um eine chemisch-physikalisch stabile Zubereitung handelt, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, die Aufbrauchsfrist entsprechend NRF-Tabelle I.4.-2 festzulegen. Für konservierte, hydrophile Cremes in einer Tube würde diese dann 1 Jahr betragen. 

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

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