Rezeptur
Praxiswissen
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Frage aus der Rezeptur: Herstellung einer Zubereitung mit Erythromycin in Basiscreme DAC

PTA wiegt Rezepturgrundlage ab
Auch bei der Verwendung von Rührsystemen sollte Erythromycin zunächst in der Fantaschale mit Mittelkettigen Triglyceriden angerieben werden. | Bild: Alex Schelbert / PTAheute

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage:

Wir haben ein Rezept über folgende Verordnung bekommen:

Erythromycin 0,3 g 
Basiscreme DAC ad 30,0 g

Bei Erythromycin-haltigen Rezepturen überprüfen wir in der Apotheke grundsätzlich den pH-Wert am Ende der Herstellung und geben dann je nach erhaltenem Wert entweder eine entsprechende Menge Trometamol oder Citronensäure zu. Bei obiger Zubereitung stellen wir meistens einen pH-Wert von ungefähr 8 fest und setzen dann nichts hinzu, allerdings sind wir uns bezüglich der Stabilität der Rezeptur unsicher.

Verordnungen mit Erythromycin sind in der Apotheke häufig als problematische Rezepturen bekannt, da es in einzelnen Fällen bei ungünstigen pH-Verhältnissen der Zubereitung tatsächlich zu einer Inaktivierung des Wirkstoffes innerhalb weniger Stunden kommen kann. 

Stabilität stark pH-abhängig

Der optimale pH-Wert des Arzneistoffes bezüglich Wirksamkeit und Stabilität liegt dabei bei pH 8 bis 8,5. Der rezeptierbare Bereich in Suspensionszubereitungen liegt etwas weiter gefasst zwischen 7 bis 10. Bei pH-Werten kleiner 6, die bei einer gemeinsamen Verarbeitung von Erythromycin und Salicylsäure auftreten können, erfolgt eine Zersetzung der Substanz innerhalb von 1 bis 3 Stunden. Entscheidend für die Erythromycin-Stabilität ist aber auch das Vorliegen in gelöster oder suspendierter Form. In Wasser oder lipophilen Bestandteilen von Dermatika ist Erythromycin schlecht löslich, eine gute Löslichkeit besteht dagegen in Propylenglycol und Ethanol. In halbfesten Zubereitungen liegt der Wirkstoff daher normalerweise fast vollständig ungelöst vor und beeinflusst den pH-Wert der Zubereitung kaum. Der pH-Wert gängiger Salbengrundlagen liegt meistens im schwach sauren Bereich, aus Gründen der Stabilität muss daher der pH-Wert durch vorsichtige Zugabe einer Base (z.B. Trometamol) ins schwach alkalische verschoben werden. 

Basiscreme DAC – Erythromycin teilweise löslich

Die offizinelle Dermatikagrundlage Basiscreme DAC enthält unter anderem die Flüssigkeit Propylenglycol in 10%iger Konzentration. Erythromycin löst sich daher teilweise in der Salbengrundlage. Der Wirkstoff reagiert in gelöster Form selbst deutlich basisch und da Basiscreme DAC weder Puffersubstanzen noch sauer reagierend Bestandteile enthält, können in Zubereitungen mit Erythromycin und Basiscreme DAC konzentrationsabhängig pH-Werte bis 10,5 erreicht werden. Aus diesem Grund wird solchen Verordnungen zur pH-Korrektur Citronensäure in einer der jeweiligen Erythromycin-Konzentration angepassten Menge zugesetzt und der pH-Wert der Zubereitung auf 8 bis 8,5 abgesenkt. 

Individualrezepturen problematisch

Aufgrund des eng begrenzten pH-Bereichs sind bei der Herstellung von Rezepturen mit Erythromycin grundsätzlich standardisierte Rezepturen den individuell zusammengestellten Vorschriften vorzuziehen. Zur Herstellung der verordneten hydrophilen Creme kann beispielsweise auf die NRF-Vorschrift 11.77. „Hydrophile Erythromycin-Creme“ zurückgegriffen werden, eine Rezeptur mit 1% Erythromycin hätte dann folgende Zusammensetzung:

Rezepturbeispiel

  • Erythromycin 1,0 g
  • Mittelkettige Triglyceride 1,0 g
  • Basiscreme DAC 49,0 g
  • Citronensäure-Lösung 0,5% 8,0 g
  • Propylenglycol 10,0 g
  • Gereinigtes Wasser 31,0 g

Um eine gleichmäßige Wirkstoffverteilung zu erhalten ist übrigens auch bei der maschinellen Herstellung ein gründliches Anreiben des Wirkstoffes mit Mittelkettigen Triglyceriden in der Fantaschale unter anschließender Überführung in das Rührsystem nötig.  

Frage aus der Rezeptur?

Sie hatten eine schwer oder gar nicht herstellbare Rezeptur? Die Inhaltsstoffe waren beispielsweise nicht kompatibel? Die Phasen haben sich getrennt oder Ähnliches? Dann schicken Sie uns gerne eine Kopie des Rezepts. Wir greifen interessante Rezepturthemen in unserer Rubrik „Fragen aus der Rezeptur“ auf. Die Anfragen werden von unserer erfahrenen Rezeptur-Expertin Dr. Annina Bergner oder einem anderen kompetenten Ansprechpartner bearbeitet. Hierfür wird Ihre Anfrage per E-Mail weitergeleitet. Ihre persönlichen Daten werden nach der Bearbeitung gelöscht. Bitte beachten Sie, dass wir keine akute Hilfestellung vor der Abgabe leisten können.

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