Rezeptur
In dieser Serie beantworten wir aktuelle Anfragen aus der Apotheke und erklären wichtige Themen aus dem Bereich der Rezeptur. 
Titelbild: Schelbert / DAV
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Hydrocortison-Sus­pension herstellen: So geht's

Glasschale steht auf der Analysenwaage und Pulver wird eingewogen
Zur Herstellung einer Hydrocortison-Suspension in der Fantaschale wird vorzugsweise eine Glas- oder Edelstahlschale verwendet, um vorhandene Agglomerate besser erkennen zu können. | Bild: Schelbert / PTAheute

Der Wirkstoff Hydrocortison ist sehr schwer wasserlöslich und liegt in flüssigen Zubereitungen daher ungelöst vor. Suspensionen enthalten neben dem Wirkstoff als weiteren Feststoff noch Hochdisperses Siliciumdioxid. Dieser Hilfsstoff lockert das Sediment auf und verbessert die Aufschüttelbarkeit der fertigen Suspension. 

Eine Besonderheit bei der Herstellung von einer Hydrocortison-Suspension ist, dass beide Feststoffe zunächst getrennt voneinander in der Fantaschale mit wenig Grundlage angerieben werden müssen. Nur so kann eine Agglomeratfreiheit in der fertigen Zubereitung erreicht werden. Die Herstellung ist also relativ aufwendig. 

Mit zunehmender Größe des Ansatzes steigt zudem das Risiko für Feststoffagglomerate. Das DAC/NRF-Team hat daher kürzlich auf eine neue Möglichkeit der Herstellung hingewiesen: Unter Verwendung eines Stabmixers können Ansätze ab 50 ml im Ein-Topf-Ansatz im Becherglas hergestellt werden.

Wie wirkt Hydrocortison?

Hydrocortison ist ein körpereigenes Hormon und wird in der Nebennierenrinde gebildet, die Substanz beeinflusst den Glucose-Stoffwechsel und wirkt entzündungshemmend sowie immunsuppressiv. 

In oralen Zubereitungen wird Hydrocortison hauptsächlich zur Substitution bei primärer Nebenniereninsuffizienz bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern verwendet. Entsprechende Fertigarzneimittel in niedriger Dosis stehen in Deutschland nicht zur Verfügung, benötigte Arzneimittel müssen daher in der Rezeptur angefertigt werden. 

Bedarf für Hydrocortison-Suspensionen zum Einnehmen besteht aber auch für Erwachsene mit Schluckstörungen oder zur Anwendung über eine Sonde.

Hydrocortison-Suspension: Geprüfter Rezepturvorschlag aus dem NRF

Zur Herstellung einer Hydrocortison-Suspension kann auf eine geprüfte Vorschrift aus dem NRF zurückgegriffen werden. Diese enthält neben dem Wirkstoff noch Hochdisperses Siliciumdioxid, als Trägerlösung wird die Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen nach DAC verwendet.  

Hydrocortison-Suspension 1 mg/ml / 10 mg/ml (NRF 34.2.)

100 ml Zubereitung enthalten:  

 1 mg/ml10 mg/ml
Hydrocortison (mikrofein gepulvert)0,1 g1,0 g
Hochdisperses Siliciumdioxid (200 m2/g)0,1 g0,1 g

Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen DAC (NRF S.52.)

 

zu 104,1 gzu 104,2 g

Die benötigte Grundlage kann fertig bezogen oder problemlos in der Apotheke selbst hergestellt werden. Sie ist extra zur Anwendung in der Kinderheilkunde entwickelt worden und enthält nur wenige, für Kinder verträgliche Substanzen. 

Neben Gereinigtem Wasser ist Hydroxyethylcellulose 10.000 als Verdickungsmittel enthalten, Glucose-Monohydrat dient zur Verbesserung des Geschmacks und Kaliumsorbat/Citronensäure schützt die Zubereitung vor mikrobiellem Befall.

Herstellung von Hydrocortison-Suspension in der Fantaschale

Zur Vermeidung von Agglomeraten müssen Hydrocortison und Hochdisperses Siliciumdioxid zunächst getrennt voneinander mit der Grundlage angerieben werden. Um diese Anreibung gut auf vorhandene Agglomerate beurteilen zu können, sind sowohl Glas- als auch Schalen aus Edelstahl gut geeignet. 

Zur Zerkleinerung enthaltener Klümpchen wird das Hochdisperse Siliciumdioxid zunächst trocken verrieben. Danach kann der Wirkstoff direkt mit wenig Grundlage angerieben werden. 

Nachdem sowohl der Wirkstoff als auch der Hilfsstoff vorschriftmäßig angerieben wurden, können beide Ansätze verrührt und mit der restlichen Grundlage anteilig zum Endgewicht aufgestockt werden. 

Am Ende der Herstellung soll eine gleichmäßige, weiße Suspension vorliegen.

Hydrocortison-Suspension auch mittels Stabmixer herstellen

Wie oben beschrieben, ist die Herstellung der Hydrocortison-Suspension in der Fantaschale ziemlich aufwendig. Mit zunehmender Ansatzgröße steigt zudem das Risiko einer Entstehung von Pulveragglomeraten. Abhilfe kann hier der Einsatz eines elektrischen Stabmixers schaffen. 

Nach Informationen des NRF können bereits Ansätze ab 50 ml mit einem Stabmixer angefertigt werden. Ab einer Ansatzgröße von 200 ml wird diese Art der Herstellung sogar ausdrücklich empfohlen. 

Die Suspension wird dazu nach der Ein-Topf-Methode in einem Becherglas hergestellt. Die Feststoffe und Grundlage können nacheinander und ohne Anreibung in das Becherglas gegeben werden. Bei der Auswahl des Becherglases ist zu berücksichtigen, dass der Rezepturansatz höchstens 2/3 des Nennvolumens einnimmt. Außerdem muss gewährleistet sein, dass der Stabmixer während des Rührens vollständig in die Flüssigkeit eintaucht. 

Bei kleineren Ansätzen reichen als Rührzeit üblicherweise 2 Minuten, bei Großansätzen kann diese entsprechend verlängert werden. 

Das NRF weist darauf hin, dass die höher konzentrierte Suspension (10 mg/ml) bei größeren Ansätzen anteilig hergestellt werden muss. Ansonsten kann es zu starker Schaum- und Klumpenbildung kommen. Dazu werden die Feststoffe vorgelegt und die Grundlage schrittweise zu je 100 ml dazugegeben und verrührt.

Gut zu wissen: Herstellung mittels Stabmixer bisher nicht in der NRF-Vorschrift

Bei der Rezepturvorschrift zur Hydrocortison-Suspension (NRF 34.2.) ist der Einsatz des Stabmixers bisher noch nicht berücksichtigt. Im NRF-Labor wurden aber Untersuchungen dazu durchgeführt, die die Praktikabilität der Methode bestätigt haben. 

In den NRF-Vorschriften zur Herstellung einer Suspension mit Sildenafil (NRF 10.7.) und Spironolacton (NRF 26.5.) wird diese Art der Herstellung bereits beschrieben.

Welche Inprozesskontrollen sind notwendig?

Zur Prüfung auf ausreichende Verteilung der Feststoffteilchen kann, nach kurzer Standzeit, der Boden des Becherglases auf verbliebene, weiße Pulverklümpchen untersucht werden. Dieser Blick kann durch eine helle Lichtquelle unterstützt werden. 

Weiterhin kann auf eine Erhöhung der Temperatur geprüft werden. Dazu sollte vorzugsweise ein berührungsloses Infrarot-Thermometer nach DAC-Probe 20 zum Einsatz kommen. Bei den genannten Rührzeiten ist eine relevante Temperaturerhöhung aber nicht zu erwarten.

Auf ausreichende Stabilität der Hydrocortison-Suspension achten

Für den Wirkstoff Hydrocortison liegt der optimale pH-Wert hinsichtlich der Stabilität bei pH 3,5 bis 4,5. Die verwendete Suspensions-Grundlage hat durch die enthaltene Citronensäure einen pH-Wert im leicht sauren Bereich und liefert dadurch optimale Bedingungen für den Wirkstoff. 

Bei der Arzneiform Suspension muss auch immer die physikalische Stabilität beurteilt werden. Während der Aufbrauchsfrist von sechs Monaten muss die Zubereitung ausreichend aufschüttelbar sein, ebenso dürfen unzulässiges Kristallwachstum und Verklebungen am Verschluss nicht auftreten.

Passende Dosierhilfe zum Abmessen auswählen 

Die fertige Suspension kann in eine Braunglasflasche oder in eine braune Kunststoffflasche abgefüllt werden, dabei ist jeweils ein kindergesicherter Verschluss zu verwenden. Da die Zubereitung vor Entnahme der Dosis gut geschüttelt werden muss, ist eine ausreichend große Flasche auszuwählen. 

Zur Dosierung ist eine passende Kolbenpipette auszuwählen, deren Funktionsweise bei der Abgabe genau zu erklären ist.

Kennzeichnung der Hydrocortison-Suspension

Jedes Rezepturarzneimittel muss nach § 14 Apothekenbetriebsordnung gekennzeichnet werden. Bei der Hydrocortison-Suspension muss zusätzlich die Bezeichnung und Ziffer der NRF-Vorschrift berücksichtigt werden. 

Hydrocortison als Arzneistoff muss dabei auf dem Etikett nach Art und Menge angegeben werden, weiterhin müssen alle eingesetzten Hilfsstoffe nach der Art genannt werden. 

Wie bei der Darreichungsform Suspension üblich, darf der Hinweis „Vor Gebrauch schütteln“ nicht fehlen.  

Vorschlag zur Kennzeichnung:

Beispiel-Etikett für 100 ml Hydrocortison-Suspension
Vorschlag für ein Etikett für 100 ml Hydrocortison-Suspension 1 mg/ml (NRF 34.2.)

Quellen:
- NRF-Vorschrift 34.2.: Hydrocortison-Suspension 1 mg/ml / 10 mg/ml
- NRF-Vorschrift S.52.: Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen
- DAC/NRF-Rezepturhinweise Hydrocortison (13.06.2024)
 

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