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Richtig inhalieren mit Verdampfern und Verneblern

Vernebler auf einem Couchtisch
Wirksames und sicheres Inhalieren gelingt besonders gut mit Verneblern. | Bild: Africa Studio / AdobeStock 

Bei akuten und chronischen Erkrankungen der Atemwege spielen Inhalationstherapien eine wichtige Rolle. Ohne Umweg über den Verdauungstrakt entfalten wirksame Substanzen am Ort der Erkrankung ihre Wirkung. 

Mithilfe von zum Beispiel Verneblern können Salzlösungen und verschiedene Arzneistoffe inhaliert werden. Zudem wirkt sich eine Befeuchtung der Atemwege bei nahezu allen Atemwegserkrankungen günstig aus. Und mit dem Wasserdampf können auch ätherische Öle transportiert werden. 

Gut zu wissen: Wie sind die Atemwege aufgebaut?

Die Atemwege des Menschen lassen sich in zwei Bereiche einteilen. Die Mundhöhle sowie der Nasen- und Rachenraum gehören zu den oberen Luftwegen und finden ihren Abschluss im Kehlkopf, die Stimmritze des Kehlkopfes bildet die engste Stelle dieses Atemwegsabschnitts. 

Die oberen Atemwege sorgen für Frischluftzufuhr und einen Abtransport der verbrauchten Luft. Weiterhin sind sie für das Befeuchten, Anwärmen und Reinigen der Luft wichtig. 

Die unteren Luftwege beginnen an der Luftröhre. Von dieser zweigen zunächst die beiden Hauptbronchien ab, die sich wiederum weiter verzweigen können. Es schließen sich die Bronchiolen an, die in den Lungenbläschen (Alveolen) enden. An den Alveolen findet schließlich der Gasaustausch zwischen der Luft und dem Blut der Lungenkapillaren statt. 

Typische virale Infekte der oberen Luftwege äußern sich in der Nase als Rhinitis (Schnupfen), in den Nasennebenhöhlen als Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), im Rachenbereich als Pharyngitis (Rachenentzündung) und im Kehlkopf als Laryngitis (Kehlkopfentzündung). Zur Therapie dieser Erkrankungen kommen häufig Inhalationen mit Wasserdampf zum Einsatz. 

Inhalation mit Wasserdampf

Als lange bekannte Möglichkeit zur Inhalation gilt der mit heißem Wasser befüllte Kochtopf. Dabei wird der Kopf mit einem Handtuch bedeckt, über den Topf gebeugt und der sich bildende Wasserdampf eingeatmet. 

Aus Sicherheitsgründen sollte – bei Kindern und bei Erwachsenen – kein kochendes Wasser eingefüllt werden. Die Temperatur sollte zwischen 60 °C und 70 °C liegen. Die entstehenden Wassertröpfchen können den Nasen-, Mund- und Rachenraum befeuchten, tiefer liegende Abschnitte der Atemwege werden nicht erreicht. 

Ätherische Öle zur Inhalation?

Häufig werden dem Wasser ätherische Öle zugefügt. Diese sind als Vielstoffgemische auch in zahlreichen Erkältungssalben (Transpulmin®, Pinimenthol®, Wick VapoRub) enthalten. Sie gelten als wasserdampfflüchtig, können sich also an die Wassermoleküle anlagern und zusammen mit diesen in die Dampfphase übergehen. 

Die ätherischen Öle wirken schleimlösend, entzündungshemmend, regen die Arbeit der Flimmerhärchen an und können dabei helfen den gebildeten Schleim abzutransportieren. 

Gut zu wissen: Vorsicht mit ätherischen Ölen bei Kindern

Kinder sollten ätherische Öle nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt inhalieren. Auch dürfen selbstverständlich nur Präparate verwendet werden, die für das jeweilige Alter ausgewiesen sind.

Inhaltsstoffe wie Campher und Menthol können bei Kindern einen gefährlichen Stimmritzenkrampf auslösen und zu Atemnot führen. Zudem wirken zahlreiche ätherische Öle stark schleimhautreizend. 

Am besten werden geeignete Erkältungssalben bei Kindern über das Auftragen auf dem Rücken und nicht in Form einer Inhalation angewendet.

Bei Asthmatikern sollten ätherische Öle nicht angewendet werden, da die Anwendung zu einer Obstruktion der Atemwege führen kann. 

Übrigens macht eine Inhalation einer Salzlösung mithilfe eines Kochtopfs keinen Sinn. Dabei gelangt keinerlei Salz in die Atemwege. Es verdampft ausschließlich Wasser, denn Natriumchlorid siedet erst bei über 1.400 °C und bleibt daher im Topf zurück. 

Statt Kochtopf besser fertige Inhalatoren nutzen

Bei der Inhalation über einem mit heißem Wasser gefüllten Kochtopf besteht bei aller Vorsicht immer die Gefahr der Verbrühung. Fertige Dampfinhalatoren sind daher die bessere Wahl. 

Bei diesen doppelwandigen Töpfen aus Kunststoff wird heißes Wasser in den inneren Topf gefüllt und mit einem maskenartigen Aufsatz verschlossen. Der Dampf kann zielsicher in Richtung Mund und Nase gelenkt werden, die Augen und die Gesichtshaut werden nicht gereizt. 

Auch wenn die Inhalatoren eine wärmeisolierende Doppelwand haben und man sich daran nicht verbrennen kann, sollten Kinder grundsätzlich nicht ohne Aufsicht inhalieren. 

Feuchtvernebler bei Erkrankungen der unteren Atemwege

Bei einer Inhalation mit heißem Wasserdampf werden tiefer liegende Atemwege nicht erreicht. Bei akuten Erkrankungen wie einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung kommen daher elektrische Feuchtvernebler zum Einsatz. 

Auch chronische Erkrankungen wie Asthma bronchiale oder Mukoviszidose werden durch solche Inhalationstherapien behandelt. Die Geräte können aus wässrigen Lösungen und Suspensionen feine Aerosole erzeugen, die bis in die Lunge gelangen können. 

Gut zu wissen: Tröpfchengröße entscheidend für den Wirkort

Wassertropfen mit einer Teilchengröße von über 10 µm lagern sich im Mund-Rachen-Raum und im Kehlkopfbereich ab. 

Kleinere Teilchen zwischen 5 bis 10 µm können in den Bereich zwischen Luftröhre und Bronchiolen gelangen, noch kleinere Teilchen mit einer Größe von 2 bis 4 µm sogar bis in die Alveolen.

Partikel mit einer Größe von 0,5 bis 1 µm werden meist direkt wieder ausgeatmet und spielen therapeutisch keine Rolle.

Mithilfe von Verneblern können auch nicht flüchtige Substanzen in die unteren Atemwege gelangen. Zum Befeuchten der Atemwege eignet sich die Inhalation einer isotonen Kochsalzlösung, also Natriumchlorid 0,9 %. 

Sind die Atemwege durch einen Infekt oder eine chronische Erkrankung verschleimt, können hypertone Kochsalzlösungen den Schleim lösen und das Abhusten erleichtern. Als weitere Wirkstoffe können auch Sekretolytika wie Ambroxolhydrochlorid, Beta-2-Sympathomimetika wie Salbutamol zur Bronchienerweiterung und verschiedene Glucocorticoide zur Entzündungshemmung zum Einsatz kommen. 

Erkältungssalben oder ätherische Öle haben in einem Vernebler nichts zu suchen, da sie die empfindlichen Geräte beschädigen.

Welche Arten von Verneblern gibt es?

Grafik Funktionsweise Düsenvernebler
Funktionsweise eines Düsenverneblers | Bild: Kirchner W.: Arzneiformen richtig anwenden, Deutscher Apotheker Verlag, 4. Auflage, Stuttgart 2016, Seite 256

Elektrische Vernebler können ohne Wärmeenergie feindisperse Aerosole bilden. Die sog. Feuchtinhalatoren können dabei in drei verschiedene Klassen eingeteilt werden. 

Bei den Düsenverneblern oder Druckluftverneblern erzeugt ein Kompressor Druckluft, die über einen Schlauch an den Vernebler weitergeleitet wird. Dort kann die eingefüllte Flüssigkeit angesaugt und an einer Prallplatte zu einem feindispersen Nebelaerosol zerreißen (z. B. Pari Boy oder Emser Inhalator Pro). Der Patient inhaliert das erzeugte Aerosol über ein Mundstück. Aufgrund der Verdunstungskälte erzeugen Druckluftvernebler ein kaltes Aerosol.

Bei den Ultraschallverneblern führt das Anlegen einer Wechselspannung über piezokeramische Elemente zu Schwingungen, die auf einen Flüssigkeitsfilm übertragen werden. Durch wellenartige Bewegungen bilden sich dünne Flüssigkeitssäulen, die in feine Aerosole zerfallen (z. B. Aerosonic Combineb). Ultraschallvernebler sind im Vergleich zu den Druckluftverneblern geräuscharm, allerdings kommt es zu einer leichten Erwärmung des entstehenden Aerosols. 

Membranvernebler (z. B. Omron U22 MicroAIR) erzeugen ein Aerosol mithilfe einer schwingenden Metallmembran mit winzigen Löchern. Bei dieser Art der Verneblung sind die Inhalationszeiten deutlich kürzer als bei den anderen Systemen, sodass sie gut von Kindern angewendet werden können. 

Inhalationslösungen richtig dosieren

Inhalative Arzneistofflösungen und die dazugehörigen Verdünnungslösungen müssen hygienisch einwandfrei behandelt werden. Ansonsten können mikrobiell belastete Aerosole vom Patienten eingeatmet werden und zu Infektionen führen. 

Verschiedene Hersteller bieten zur Inhalation unkonservierte Einzeldosis-Ampullen mit Natriumchlorid-Lösung an, diese sind zur sofortigen Verwendung bestimmt. Die sterile Kochsalzlösung wird dazu in den Vernebler gefüllt und anschließend die benötigte Arzneistofflösung dazugegeben. Diese wirkstoffhaltigen Lösungen liegen meist in konservierten Mehrdosenbehältnissen vor und sind zum Abmessen der Einzeldosis mit Tropfermonturen oder Pipetten versehen. 

Überschüssig entnommene Lösung darf dabei keinesfalls zurück in das Gefäß gegeben werden. Die Aufbrauchsfrist der Fertigarzneimittel liegt zwischen 4 und 12 Wochen. Die fertige Arzneistofflösung sollte vom Patienten komplett inhaliert werden, vorhandene Reste müssen verworfen werden. 

Hinweise zur Anwendung von Verneblern

Die Patienten und die Eltern der zu behandelnden Kinder sollten vor der ersten Anwendung eines Verneblers in der Apotheke über den Umgang sorgfältig informiert werden. Diese Punkte sollen sie beachten:  

  • Vor der Inhalation und der Handhabung der Inhalationslösung sind die Hände gründlich zu waschen.  
  • Zur Inhalation sollte eine aufrechte Sitzposition eingenommen und die Verneblerkammer möglichst senkrecht gehalten werden.  
  • Das Mundstück fest mit den Lippen umschließen, langsam und tief einatmen, für 5 bis 10 Sekunden die Luft anhalten und wieder normal ausatmen.  

Das Ende der Inhalation kann meist gut an einem veränderten Geräusch des Geräts erkannt werden, denn dann strömt nur noch Luft durch den Vernebler. Zubehörteile wie Mundstück und Verneblerkammer des Inhalators dürfen immer nur von einer Person benutzt werden.

Gut zu wissen: Hinweise zur Anwendung bei Kindern

Für Säuglinge und kleine Kinder werden statt eines Mundstücks Masken in unterschiedlicher Größe angeboten. Damit genügend Aerosol in die unteren Atemwege gelangt, darf diese Maske allerdings nicht nur locker vor Mund und Nase gehalten werden, sondern soll möglichst dicht anliegen. 

Bei weinenden Kindern ist der pulmonale Wirkstoffanteil reduziert, da Weinen oder Schreien inhalationstechnisch einer langandauernden Ausatmung mit mehreren kurzen Einatemzügen entspricht. 

Grundsätzlich ist das Inhalieren mit einem Mundstück deutlich effektiver als mit einer Maske, Experten raten daher so früh wie möglich darauf umzusteigen.

Was ist bei der Reinigung von Verneblern zu beachten?

Aus hygienischen Gründen ist eine korrekte Reinigung des Verneblers nach jeder Anwendung besonders wichtig. Nach dem Gebrauch sollte zunächst der Druckluftschlauch trocken geblasen werden. Dazu wird dieser vom Vernebler getrennt. 

Das Mundstück und die Verneblerkammer werden zerlegt und mit warmem Leitungswasser, gegebenenfalls unter Zugabe von wenig Spülmittel, gespült. Danach muss gründlich mit heißem Wasser nachgespült werden. 

Zum sorgfältigen Trocknen sollen alle Einzelteile auf einem sauberen Tuch liegen gelassen werden. Vor der nächsten Anwendung müssen alle Teile völlig trocken sein, denn vorhandene Restfeuchte begünstigt das Wachstum von Keimen und damit die Infektionsgefahr. 

Eine Desinfektion von Mundstück und Verneblerkammer ist bei Verwendung von einer einzigen Person im häuslichen Umfeld normalerweise nicht nötig. Ansonsten sollte eine Desinfektion, wenn es aufgrund der Thermostabilität der Bauteile erlaubt ist, bevorzugt durch kochendes Wasser erfolgen. 

Die gereinigten Teile werden dazu mindestens 5 Minuten in siedendes Wasser gelegt. Bei einer Behandlung mit Desinfektionsmitteln besteht nach unzureichendem Spülen die Gefahr von Rückständen im Vernebler, die dann bei der nächsten Inhalation eingeatmet werden können. Quellen:
Kirchner W.: Arzneiformen richtig anwenden, Deutscher Apotheker Verlage, 4. Auflage, Stuttgart 2016.
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/10/17/vom-dampftopf-bis-zum-hightech-device
https://www.pari.com/fileadmin/user_upload/PARI.com-DE/Dokumente/IFU/130D2100-Gebrauchsanweisung-PARI-BOY-Pro.pdf
https://www.emser.de/produkte/bronchien-lunge/emser-inhalator-pro
https://www.inhalation.de/richtig-inhalieren/inhalator-auf-rezept/
 

Gut zu wissen: Ausleihe von Verneblergeräten

Apotheken können Druckluftvernebler an ihre Patienten beispielsweise im Rahmen einer akuten Erkrankung verleihen. Nach der Rückgabe sind die Geräte auf ihre Funktionsfähigkeit und die Vollständigkeit ihrer Bauteile zu überprüfen. 

Der Luftfilter ist nach rund 1 Jahr zu wechseln. Die Verneblerkammer, das Mundstück und auch der Druckschlauch müssen bei jedem Patientenwechsel ausgetauscht werden.

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