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Medikamentös bedingter Haarausfall

Haarausfall kann aus verschiedenen Gründen vorkommen. So kann auch die Einnahme von Medikamenten den Haarausfall beeinflussen. | Bild: Svyatoslav Lypynskyy / AdobeStock

Die Anzahl an Kopfhaaren beläuft sich auf  circa 80.000 bis 140.000, eine genaue individuelle Zahl ist genetisch festgelegt. Durch den  physiologischen Haarzyklus fallen pro Tag circa 100 Haare aus – erst wenn diese Zahl überschritten wird, spricht man von Haarausfall.

Compliance in Gefahr

Tritt der Haarausfall zusätzlich zu einer Grunderkrankung auf, kann dies die psychische Belastung der Betroffenen noch weiter erhöhen. Patienten können dann dazu verleitet werden – insbesondere bei prophylaktischer Einnahme –, die Therapie frühzeitig abzubrechen, denn unter Umständen sind die Nebenwirkungen für sie deutlicher zu spüren als der eigentliche Nutzen. 

Welche Arzneimittel können zu Haarverlust führen?

Wirkstoffe aus den verschiedensten Arzneimittel-Gruppen können zu einem vermehrten Haarausfall (Effluvium) führen. Dieser gleichmäßig verteilte Haarausfall beginnt circa 3 bis 6 Monate nach Einnahmebeginn und betrifft besonders die Scheitelregion. Nach Absetzen der Medikamente wachsen die Haare in der Regel immer wieder nach. 

Die genauen Wirkmechanismen, die zu dem Haarausfall führen, sind bisher nur in den wenigsten Fällen genau bekannt. Anbei einige Beispiele für Medikamente, die Haarausfall verursachen können: 

WirkstoffgruppeWirkstoffbeispiel
ZytostatikaCyclophosphamid (sehr häufig) 
Letrozol (häufig) 
AntihypertonikaCaptopril (häufig) 
Enalapril (gelegentlich) 
Bisoprolol (sehr selten) 
Metoprolol (selten) 
Propranolol (häufig) 
AntikoagulantienEnoxaparin (selten) 
Warfarin (gelegentlich) 
AnalgetikaDiclofenac (gelegentlich) 
Ibuprofen (sehr selten) 
AntiepileptikaCarbamazepin (selten) 
Valproinsäure (häufig) 
PsychopharmakaCitalopram (gelegentlich) 
Sertralin (gelegentlich) 
Venlafaxin (gelegentlich) 
LipidsenkerAtorvastatin (gelegentlich) 
Simvastatin (selten) 
WeitereThyreostatika, Retinoide, Antimykotika, H2-Antihistaminika, Immunsuppressiva

Die einzelnen Vertreter innerhalb der jeweiligen Wirkstoffgruppen führen unterschiedlich häufig zu Haarverlust. Auch für diese Beobachtung konnte noch keine eindeutige wissenschaftliche Erklärung gefunden werden.

Dosisreduktion oder Wechsel des Medikaments

Besteht der Verdacht auf medikamentös verursachten Haarausfall (Alopecia medicamentosa), sollte der Kunde auf jeden Fall ermutigt werden, das Gespräch mit dem behandelnden Arzt aufzusuchen. In manchen Fällen kann bereits eine Dosisreduktion die Nebenwirkung eindämmen, in anderen Fällen führt der Wechsel auf einen anderen Wirkstoff zum Ziel. 

Haarverlust unter Zykostatikatherapie

Stehen bei einer Therapie begrenzter Dauer keine nebenwirkungsärmeren Alternativen zur Wahl, so muss der Haarverlust hingenommen werden. Dies ist häufig im Rahmen einer Zytostatikatherapie der Fall. Bis zu einem gewissen Grad kann der Haarausfall durch die Anwendung von „Kältekappen“ minimiert werden. Die Absenkung der Temperatur führt zu einer Vasokonstriktion, somit werden weniger toxische Stoffe zur Haarwurzel transportiert. Auch die Teilungsrate der Matrixzellen wird verlangsamt und die Bildung geschwächter und dünner Haare damit minimiert. 

Fallen die Haare trotz aller vorbeugender Maßnahmen aus, kann das Tragen einer individuell angefertigten Perücke für die psychische Gesundheit hilfreich sein. 

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